„Es handelt sich dabei nicht um eine Krankheit, sondern ein Phänomen“, erklärt auch Brigitte Holzinger, Psychotherapeutin und Leiterin des Instituts für Bewusstseins- und Traumforschung im Gespräch mit dem KURIER. „Der REM-Schlaf ist von Träumen begleitet. In einer Schlafparalyse befindet man sich in einer Art Zwischenzustand, in der die Träume real wirken.“
Und diese sind während dieser Episoden immer bedrohlich. Die einen sehen dunkle Silhouetten oder konkrete Personen im Raum, andere verspüren, wie eingangs beschrieben, einen großen Druck auf der Brust oder erleben einen tatsächlichen Angriff. Eine Erklärung dafür: „Die Forschungsbelege, die wir haben, zeigen, dass die Amygdala (Gehirnregion) während der REM-Phase besonders aktiv ist. Dieser werden starke Gefühle, allen voran Angst zugeschrieben. Diese Angst erlebt man während der Schlafparalyse pur und ungefiltert.“
Die Phase der Lähmung und damit einhergehenden Halluzinationen mag sich unerträglich lang anfühlen, dauert in der Realität aber nur wenige Sekunden. Es gibt unterschiedliche Wege, sich bereits währenddessen daraus zu befreien.
Eine Möglichkeit, erklärt Holzinger, ist das Luzide Träumen. Ein Traumzustand, in dessen Geschehen man aktiv eingreifen kann, da man sich dessen bewusst ist, das man träumt. Eine Fähigkeit, die sich mithilfe sogenannter Realitätschecks trainieren lässt. Indem man sich untertags etwa immer wieder einmal fragt: „Träume ich gerade? Ist das real?“, kann man auch sein Bewusstsein während eines Traums stärken und schneller erkennen, dass man nicht wirklich wach ist. So kann man effektiv nicht nur Albträume beenden, sondern sich auch aus der Schlafstarre lösen.
Es können aber auch ganz einfache Tricks helfen, sagt Holzinger: „Man kann probieren, die Augen zu bewegen. Das führt entweder dazu, dass man aufwacht, oder sich zumindest des Traumzustands bewusst wird.“ Eines wurde in dem noch neuen Forschungsfeld deutlich: Das Wissen rund um das – noch nicht vollständig erforschte – Feld der Schlafparalyse kann deren Bann brechen. Je mehr man sich also ins Thema einliest und sich darüber austauscht, desto besser.
Vorbeugung
Die Schlafparalyse sei eine der Erscheinungen, die zum Schlaf einfach dazugehören, erklärt die Expertin. Man könne ihnen aber vorbeugen: „Alles, was gegen Albträume hilft, hilft auch gegen Schlafparalysen.“ Achte man auf seine Schlafhygiene, schaffe sich ein Einschlafritual oder mache regelmäßig Bewegung an der frischen Luft, sei das schon ein wichtiger erster Schritt. Außerdem empfiehlt die Wissenschafterin ein Traumtagebuch zu führen: „Gerade bei Albträumen ist die Vermeidungshaltung stark, man will nicht hinschauen. Je mehr man sich aber dagegen sträubt, desto stärker werden sie. Irgendetwas fordert aber die Aufmerksamkeit. Sich bewusst damit auseinanderzusetzen, wirkt entlastend.“
Eines ist klar: Stress fördert alle möglichen Schlafprobleme, darunter auch die Schlafparalyse. Zuletzt sorgte besonders die Coronasituation für unruhige Nachtstunden und einen Anstieg an Schlafstörungen, erzählt Holzinger. Besonders gehäuft tritt das Phänomen bei jüngeren Menschen auf: „Schlafparalysen werden mit den Jahren aber immer seltener und verschwinden im Alter von 30, 35 Jahren zusehends.“ Es gibt also Tageslicht am Ende des Tunnels.
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