"Die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern brauchen für einen normalen Stoffwechsel Bewegung (Wechseldruckbelastungen). Der Mensch ist für Bewegungsmangel nicht gemacht", erklärt Jürgen Freiwald, Sportwissenschafter an der Universität Wuppertal und Experte der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) auf dem 14. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS).
Chronische Be- und Überlastung bei Sportlern
Bei Sportlern wiederum kommt es häufig zu akuter und chronischer Be- und Überlastung des Rückens. In den Sportarten Fechten und Rudern beispielsweise liegt die Inzidenz für Rückenschmerzen, vor allem im Leistungssport, sehr hoch, berichtet Freiwald. Im Triathlon dagegen sehr niedrig. Denn während es beim Triathlon natürliche symmetrische Bewegungsmuster sind, gibt es beim Rudern und Fechten hohe mechanische Belastungen und extreme Gelenkwinkel in der Belastung.
➤ Hier mehr lesen: Den Blutdruck senken: Welcher Sport ist dafür am besten geeignet?
Auch Handball und Basketball sind mit vielen Rückenschmerzen durch Überlastung verbunden. Grundsätzlich gilt: Jede Belastung in Fehlhaltung ist schlecht. Freiwald: "Es gibt ein Optimum für jeden einzelnen Menschen. Wo dieses liegt, hängt von vielen Faktoren, wie zum Beispiel Körperbau, Alter, Bindegewebsqualität, Hormonstatus und weiteren Faktoren ab. Deshalb gibt es nicht DIE eine Sportart, die für alle gut ist, sondern immer nur eine an die individuellen Voraussetzungen angepasste Wahl der Sportart."
Qual der Wahl
Bei der individuellen Sportauswahl ist daher zu beachten: Nicht jeder Sport ist für jeden gesund. Auch Trendsportarten, bei denen eine positive Wirkung auf Kreuzschmerzen beschrieben werden, zum Beispiel Bouldern, Yoga oder Pilates, können Beschwerden auslösen, wenn Sie nicht korrekt durchgeführt werden. Oder, wenn biomechanische Einschränkungen aufgrund bereits bestehender Verletzungen oder individueller anatomischer Konstitution nicht berücksichtigt werden.
Für alle Sportarten ist grundsätzlich eine gestärkte Tiefenmuskulatur wichtig (core stability, Stammmuskulatur). Diese erreicht jeder mit einfachen Übungen, wie zum Beispiel "planken" und Gleichgewichtsübungen, welche im Rahmen der Physiotherapie erlernt werden und dann regelmäßig zu Hause durchgeführt werden müssen. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Physiotherapie ist der Ausgleich von muskulären Dysbalancen mit entsprechenden Dehnungs- und Kräftigungsübungen.
➤ Hier mehr lesen: Diese fünf Sportarten reduzieren Übergewicht am effektivsten
Ganz allgemein gesagt gelten Sportarten wie Schwimmen, Tanzen, Klettern, Yoga, Pilates oder Nordic walken in mäßiger individueller Intensität als gesund. Weniger empfohlen werden dagegen Sportarten mit einseitigen Belastungen und Kombinationen aus Rotations- und Flexions-/Extensionsbewegungen.
Behandlungsansätze
Ist die Rückenüberlastung einmal da, kann mit konservativen Behandlungsansätzen gearbeitet werden. Im akuten Stadium helfen gegebenenfalls Medikamente und eine Stufenlagerung. Danach kommen dann aktive Therapien, wie Krankengymnastik, Gymnastik, Krafttraining (Bewegung) zum Einsatz. Bei Bedarf begleitet von passiven Therapien, wie physikalische Therapien (Wärme, Kälte, Thermotherapie), Massagen, Orthesen / Bandagen, manuelle Therapien (Mobilisation, Manipulation), Osteopathie (Bindegewebe soll beeinflusst werden) und psychologische Einflussnahme (u.a. Entspannungstechniken).
Kommentare