Rotary-Symposion: Worauf es in der Krise wirklich ankommt

Rotary-Symposion: Worauf es in der Krise wirklich ankommt
Prominente Experten diskutierten über ihre Erfahrungen mit Corona und wie sich dadurch ihre Lebensbereiche veränderten.

Es gibt auch positive Momente in der Corona-Krise: „Man hat stark gespürt, dass die Menschen zusammenrücken – verschiedene Streitereien im Spital waren weit weg“, berichtete Jürg Hodler, Leiter des Universitätsspitals Zürich, kürzlich beim Online-Symposium „Rotary meets New Life“ eine seiner Erfahrungen aus dem Frühjahr.

„Die wichtigste ist wahrscheinlich, dass Führung nie so getestet wird wie in solchen Situationen. Und dass auch in Krisensituationen Regeln eingehalten werden müssen.“ Was passiere, wenn dies nicht der Fall ist, habe sich bei schlecht durchgeführten Studien gezeigt, die nicht höchsten wissenschaftlichen Standards entsprachen. „Sie führten zu falschen Einflüssen auf die Politik.“

„Die Corona-Krise hat Innovationen im Gesundheitswesen in erstaunlichem Ausmaß vorangetrieben“, sagte Hodler. So habe etwa das Institut für komplementäre Medizin vollständig auf Online-Sprechstunden umgestellt: „Ich hätte nie erwartet, dass das funktioniert.“

Innerlich nahe

„Wir sehen, dass der Druck auf die Menschen wächst“, berichtete Caritas-Präsident Michael Landau: „Es kommen zunehmend mehr Menschen, die sagen, sie hätten nie in ihrem Leben gedacht, dass sie je die Hilfe der Caritas in Anspruch nehmen müssen.“ Zuversichtlich habe ihn gestimmt, dass sich viele Freiwillige gemeldet haben. „Deshalb konnten wir u. a. die Lebensmittelausgabe neu organisieren.“

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An jedem einzelnen liege es, dass man dort, wo man physisch Abstand nimmt, einander innerlich nahe bleibt: „Mit dem notwendigen Abstand ein Lächeln, ein gutes Wort zu schenken, das verändert Leben – jenes anderer Menschen, aber auch das eigene.“ Es sei „ein Schlüssel zu einem geglückten Leben, sich nicht nur um das eigene Glück, sondern auch um das Glück der anderen zu kümmern“.

Hotel-Chefin Elisabeth Gürtler sieht einen großen Paradigmenwechsel: Heute gehe es beim Reisen nicht mehr darum, „von wo kann ich noch mehr berichten und wo war ich überall schon, sondern darum, in der Nähe Sicherheit zu haben, sich zu erholen und die Kräfte der Natur auf die Seele wirken zu lassen. Das ist eine Chance für österreichische Betriebe.“

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Manfred Novak: "Einschränkung der Menschenrechte"

„Covid-19 führte zur stärksten Einschränkung von Menschenrechten, die wir in Österreich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt haben“, sagte Menschenrechtsexperte Manfred Nowak. „Ob das unsere persönliche Freiheit, unser Recht auf Arbeit, Bildung oder die Versammlungsfreiheit ist. Auf der anderen Seite muss man sehen: Das wird ja gemacht, um Leben und Gesundheit zu schützen

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Es müsse zwischen unterschiedlichen Menschenrechten ein Ausgleich geschaffen werden: „Es ist wahnsinnig schwer, das so zu machen, dass es dann auch vor dem Verfassungsgerichtshof hält. Aber im Großen und Ganzen hat die Bundesregierung schon einen guten Ausgleich geschafft.“

WIFO-Chef Christoph Badelt äußerte „die ernsthafte Sorge, dass wir uns ob dieser Pandemie die wirklich großen Themen, wie etwa die Umweltproblematik, zu wenig überlegen“. Er glaube, dass sich die Covid-Krise „als schwerer, aber – nach Besserung der gesundheitlichen Lage – auch als schnell überwindbarer Einbruch in der wirtschaftlichen Entwicklung darstellen werde. „Ich fürchte, dass sich die Arbeitslosigkeit viel langsamer abbauen wird.“ Irgendwann werde der Zeitpunkt kommen, „wo wir die Schuldenlast verringern müssen. Und dadurch werden die traditionellen Strukturprobleme – in der Pflege, Bildung, Pensions- und Umweltfinanzierung – schwieriger werden.“ Es werde notwendig sein, die Aufarbeitung von Covid-19 und die Klimapolitik zusammenzubringen. „Die Lösung kann nur darin bestehen, dass wir konjunkturpolitische Maßnahmen explizit in den Dienst der Nachhaltigkeit stellen.“

Spende erhöhte sich auf 20.000 Euro

Der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Michael Opriesnig, präsentierte Hilfsprojekte in Äthiopien zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Durch die Aktivität mehrerer Rotary-Clubs und  eine spontanen Spende  konnten 20.000 Euro (statt der 15.000 am Scheck genannten) an das Rote Kreuz übergeben werden. Das  Symposium wurden von den  Rotary-Clubs RC Wien, RC Wien-Nordost, RC Wien-Schönbrunn und RC Voitsberg-Köflach organisiert.

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