Krebs und Depression: Männer überschätzen ihre Gesundheit
Krebs und Depression: Männer überschätzen ihre Gesundheit
Seit 2003 steht der November im Zeichen der Männergesundheit, um ein Bewusstsein für körperliche und psychische Gesundheit zu schaffen. Die Zahlen zeigen Handlungsbedarf: 2022 nahmen laut Gesundheitsbarometer der ÖGK zwölf Prozent der Männer an Vorsorgeuntersuchungen teil (Frauen 13,6 Prozent). Männer verursachten 26 Millionen Krankenstandstage, Frauen 22,6 Millionen. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung liegt mit 79 Jahren fast fünf Jahre unter der von Frauen. Trotz allgemeiner steigender Lebenserwartung bestehen Defizite bei Prävention und Gesundheitsverhalten. Wichtig ist eine frühe Vorsorge bei Erkrankungen, die lange symptomlos verlaufen, wie Prostata- oder Darmkrebs. Prostatakrebs ist in Österreich mit 7.485 Neudiagnosen die häufigste Krebserkrankung, Experten fordern ein organisiertes Screening.
Auch Darmkrebs ist ein wachsendes Problem, besonders bei jüngeren Männern. Eine Studie der MedUni Wien zeigt, dass die Häufigkeit von Darmkrebs und seinen Vorstufen bei Männern unter 50 in Österreich deutlich steigt, während sie bei Frauen stabil bleibt. Männer zwischen 45 und 49 haben damit bereits ein Risiko, das Frauen erst zehn Jahre später erreichen. Experten betonen daher die Bedeutung früher Vorsorge. Die gute Nachricht: Seit Oktober wird die Darmspiegelung ab 45 Jahren von der Krankenkasse übernommen.
Leid mit Leiste
Leistenbrüche treten bei Männern acht- bis zehnmal häufiger auf als bei Frauen. Der Grund liegt in anatomischen und entwicklungsbedingten Unterschieden. Verstärkend wirken äußere Faktoren wie körperlich belastende Arbeit. „Gerade bei Leisten- oder Nabelbrüchen sowie bei Bauchwandbrüchen ist eine frühzeitige Abklärung wichtig, da Einklemmungen des Darms lebensbedrohlich werden können“, so Matthias Paireder, Vorstand der Chirurgie im Göttlichen Heiland in Wien, wo jährlich 1.100 Hernien-Operationen durchgeführt werden.
Auch Refluxkrankheiten, also Beschwerden, die durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre entstehen, treten bei Männern häufiger auf als bei Frauen. Die größten Risikofaktoren seien Alkoholkonsum, Rauchen und Übergewicht.
Lebensstil als Risiko
Männer trinken in Österreich im Durchschnitt 18,8 Liter reinen Alkohol pro Jahr, deutlich mehr als Frauen mit 5,5 Litern.
Ein kritischer Punkt ist die psychische Gesundheit. Depressionen sind nach wie vor ein Tabuthema. In Österreich leben rund 730.000 Menschen mit Depression, davon 264.000 Männer. Frauen sind häufiger diagnostiziert, während männliche Erkrankungen unerkannt bleiben. Die Symptome zeigen sich oft subtil, Männer zögern, professionelle Hilfe zu suchen, und greifen häufiger zu riskantem Verhalten, sozialem Rückzug oder Sucht. Erste Anzeichen werden oft als Schwäche interpretiert, wodurch die Erkrankung unbehandelt bleibt, obwohl frühzeitige Therapie die Heilungschancen deutlich erhöht.
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