Zu Beginn seien die motorischen Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegungen und Steifigkeit gut mit Tabletten therapierbar. Sie ersetzen den Nervenbotenstoff Dopamin. Bei Parkinson sterben jene Neuronen ab, die Dopamin produzieren – deshalb kommt es zu den erwähnten Hauptsymptomen. Seit fast 50 Jahren kommt die Dopamin-Vorstufe Levodopa zum Einsatz, um sie hintanzuhalten. Hirschbichler: „Für die Patienten ist wieder vieles möglich, die Lebensqualität wird weniger beeinträchtigt.“
Doch mit andauernder Erkrankung werde diese orale Therapie „zunehmend unkontrollierbarer und erreicht ihre Grenzen“. Wenig überraschend nimmt mit 84 Prozent der Großteil der befragten Patienten die Medikamente in Tablettenform ein. Rund 21 Prozent von ihnen geben allerdings an, sehr große oder eher große Probleme zu haben, die Einnahme und Essenszeiten gut einzuteilen.
Wirkung eingeschränkt
Im fortgeschrittenen Stadium – in Österreich rund 44 Prozent aller Patienten – sind täglich fünf Tabletten und mehr nötig. Doch diese wirken oft nicht wie gewünscht: Durch Begleitsymptome wie etwa eine beeinträchtigte Magen-Darmfunktion (z. B. verzögerte Arzneiaufnahme) oder Schluckstörungen schwankt der Dopaminspiegel im Körper. Mit Auswirkungen auf die Symptomatik von Parkinson.
Unter den dadurch bedingten Einschränkungen im Alltag leiden die Betroffenen besonders. Das zeigte die vom Meinungsforschungsinstitut Integral durchgeführte Umfrage im Auftrag des Pharmaunternehmens AbbVie unter 230 Patienten und 254 Angehörigen. 93 Prozent kannten die Medikation in Tablettenform, 50 Prozent war die tiefe Hirnstimulation (implantierte Elektroden stimulieren bestimmte Hirnregionen, Anm.) ein Begriff. Die Option der sogenannten gerätegestützten Therapie war nur einem Drittel bekannt.
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Konstante Therapie soll ermöglicht werden
In Letzterer sehen Experten eine Möglichkeit für eine konstante Therapie, die nicht nur die Tabletteneinnahme verringert, sondern auch die Lebensqualität verbessert. Am Markt sind verschiedene Pumpensysteme, die die Arzneien entweder im Unterhautfettgewebe oder über den Dünndarm abgeben, damit werden die Schwankungen der oralen Tabletteneinnahme umgangen. Seit Dezember ist zusätzlich ein System auf dem Markt, das minimalinvasiv, also ohne größeren Eingriff, unter der Haut platziert werden kann. Der Wirkstoff Levodopa wird kontinuierlich abgegeben. Dies sei bisher nur mittels Magensonde möglich gewesen, inklusive eines größeren Eingriffs.
Angst vor einer Operation
Warum sich viele Patienten generell gegen Pumpen entscheiden, liegt häufig am nötigen operativen Eingriff. „Das stellt oft eine große Hemmschwelle dar“, weiß Hirschbichler. Wenn die orale Therapie nicht mehr ausreicht, sollte eine gerätegestützte Therapie allerdings eine Option sein. „Je früher, desto eher können sie auch von den Vorteilen profitieren. Aber die letzte Entscheidung hat immer der Patient.“
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