Pandemie nach der Pandemie: 1,7 Millionen Briten leiden an Long Covid
Es sind unfassbar hohe Zahlen und ein Rekordhoch: Das britische Statistikamt ONS gab am Donnerstag bekannt, dass 1,7 Millionen Briten derzeit an Long Covid leiden. Damit ist ein neuer Höchststand erreicht, wie die aktuellen Daten zeigen.
Nach Schätzungen des Office for National Statistics mit Stichtag 5. März leiden fast 3 Prozent der Bevölkerung vier Wochen nach einer Infektion unter Langzeitfolgen einer Infektion mit Covid-19. Dies bedeutet einen Anstieg gegenüber den Zahlen vom Februar, als man davon ausging, dass 1,5 Millionen Menschen an der Krankheit leiden.
Während der Omikron-Welle gab es zwar Steigerungen in allen Altersgruppen, die Zunahmen waren bei jüngeren Kindern jedoch am größten. 150.000 Kinder litten zum Zeitpunkt der Auswertung seit mindestens vier Wochen unter Symptomen, davon lag bei 31.000 Kindern die Infektion mehr als ein Jahr zurück. (Sie können alle Daten hier auf Englisch nachlesen.)
Die Zahl der Menschen, die länger als ein Jahr mit Long Covid leben, ist von 685.000 auf 784.000 gestiegen - ein Anstieg um 14,4 Prozent. Und zum ersten Mal hat das Statistikamt bekannt gegeben, dass 74.000 Menschen im Vereinigten Königreich seit mindestens zwei Jahren an der Krankheit leiden.
Betroffene leiden häufig unter Müdigkeit und Kurzatmigkeit
Die Daten beruhen auf Selbstauskünften der Studienteilnehmer über ihre Erkrankungen und nicht auf klinischen Diagnosen.
Bei Long Covid handelt es sich um einen Überbegriff für verschiedene Langzeitfolgen nach einer Infektion mit SARS-CoV2. Dazu zählen Beschwerden, die mehr als vier Wochen nach der akuten Infektion nicht abklingen oder neu hinzukommen. Atembeschwerden sowie verminderte Leistungsfähigkeit (Fatigue) sind Beispiele für mögliche Anzeichen.
Die Symptome können auch nach einem milden Covid-19-Verlauf auftreten. Die Risikofaktoren sind nicht vollständig geklärt: Von SARS-CoV2 ist bekannt, dass sich das Virus monatelang im Körper festsetzen kann sowie dass nach einer Infektion Veränderungen der Blutkörperchen stattfinden können.
Die steigende Belastungen wurden durch die Omikron-Welle angeheizt, die während des Winters über das Vereinigte Königreich hinwegfegte und zu einer Rekordzahl von Infektionen führte: Von den 1,7 Millionen wurden 334.000 erstmals während der Omikron-Phase infiziert.
Die Langzeitfolgen beeinträchtigten die alltäglichen Aktivitäten von 1,1 Millionen Menschen (67 Prozent), wobei 322.000 (19 Prozent) angaben, dass ihre Fähigkeit, ihren alltäglichen Aktivitäten nachzugehen, "stark eingeschränkt" ist.
Müdigkeit ist nach wie vor das am häufigste berichtete Symptom (51 Prozent), gefolgt von Kurzatmigkeit (34 Prozent), Geruchsverlust (28 Prozent) und Muskelschmerzen (24 Prozent).
Besonders häufig sind Junge und Frauen betroffen
Das ONS stellte fest, dass Long Covid am häufigsten bei Menschen im Alter von 35 bis 69 Jahren, bei Frauen, Armen, Mitarbeiter im Sozial- oder Gesundheitswesen, Lehrern sowie Patienten mit einer anderen aktivitätseinschränkenden Erkrankung oder Behinderung vorkommt.
Die britische Gesundheitsbehörde NHS hat ein Netz von Kliniken spezialisiert auf Long Covid eingerichtet, aber die neuesten Daten zeigen, dass zwischen dem 20. Dezember und dem 16. Januar nur 4.401 Patienten in England in diesen Zentren "fachärztlich untersucht" wurden.
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