Pandemie: Leiden Sie auch an einem "Worry Burnout"?
Täglich neue Meldungen über Infektionszahlen, Todesfälle, Mutationen oder Lockdowns - und das seit fast zwei Jahren. Die Pandemie hat Menschen weltweit in eine Endlosschleife aus Ängsten und Sorgen katapultiert. Immer mehr leiden mittlerweile unter einem sogenannten "Worry Burnout", wie es die New York Times nennt.
Radikale Akzeptanz
Angst sei laut Jeffrey Cohen, klinischer Psychologe und Professor für Psychiatrie an der Columbia University, ein evolutionäres Werkzeug, um auf Bedrohungen zu reagieren. Sie sendet einen Alarm durch unser Gehirn und macht uns darauf aufmerksam, dass wir uns in Sicherheit bringen müssen. In der jetzigen Phase der Pandemie seien wir aber schon so lange mit der ständigen Bedrohung durch Covid-19 konfrontiert, dass wir unserem Gehirn nicht mehr trauen, wenn es uns sagt, dass wir angegriffen werden. "Ist das überhaupt noch ein echter Alarm?", so Cohen.
Ständige Angstzustände wirken sich drastisch aus. Der Cortisolspiegel schießt in die Höhe, die Herzfrequenz steigt. Man gerät in einen gesteigerten, chronisch erschöpften Zustand. "Der Körper kann ein hohes Maß an Angst nicht über längere Zeit aufrechterhalten, ohne zu ermüden", so Michelle Newman, Psychologieprofessorin an der Pennsylvania State University.
Da sich der Ausweg aus der Pandemie nicht planen lasse, führe die Situation zu einer Art Schutzmechanismus: "Mit radikaler Akzeptanz erkennen wir die Tatsachen der Welt einfach als das an, was sie sind", sagt Cohen. Kurz: Man macht es sich in der nicht enden wollenden Ungewissheit gezwungenermaßen bequem. Es kommt zu einem sogenannten "Worry Burnout", also einem Sorgen-Burnout.
Fünf Anzeichen für "Worry Burnout"
Um Körper und Geist vor zusätzlichem Stress zu bewahren, fungiert dieser als Schutzmechanismus. Diese Apathie birgt laut Experten jedoch die Gefahr, dass sich Menschen immer weniger an die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Ansteckungen halten und sich damit erst recht in riskante Situationen bringen.
Fünf Zeichen deuten auf ein "Worry Burnout" hin: Meidung von Nachrichten, das Gefühl von innerer Taubheit, ständige Müdigkeit, Hoffnungslosigkeit und gesteigerte Wut seien laut den Experten Warnsignale. Sie raten dazu, sich im Alltag auf kleine Dinge zu konzentrieren, die gut tun: Zeit in der Natur, Sport, gesunde Ernährung und Meditation können helfen - ebenso wie Gespräche mit Familie, Freunden oder einer Therapeutin bzw. einem Therapeuten.
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