Pandemie als Trauma: Wie der Lockdown die kindliche Psyche belastet

Ein Kind trägt Anfang Februar am Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok, Thailand, eine Atemschutzmaske.
Die seelischen Folgen der Pandemie gehen auch an den Kleinsten nicht spurlos vorüber. Das legt eine neue Studie aus China nahe.

Beinahe überall auf der Welt bleiben die Schulen wegen der Coronavirus-Pandemie derzeit geschlossen. Kinder erkranken zwar deutlich seltener schwer an Covid-19, wegen der Ausgangs- und Kontaktsperre erkennen sie ihren Alltag aber seit Wochen kaum wieder. In Spanien etwa, wo die Lage zeitweise besonders ernst war, durften Kinder unter 14 Jahren am Sonntag zum ersten Mal seit mehr als 40 Tagen für eine Stunde nach draußen.

Experten für Kindergesundheit von der Huazhong Uiversity of Science and Technology im chinesischen Wuhan und Epidemiologen der US-amerikanischen University of South Carolina haben in einer nun veröffentlichten Studie (JAMA Pediatrics) untersucht, wie sich der Lockdown auf die psychische Gesundheit von Kindern auswirkt.

In China – von dort nahm die Pandemie Ende Dezember des vergangenen Jahres ihren Ausgang – durften infolge mehr als 180 Millionen Kinder ihr Zuhause nicht verlassen. Knapp 1.800 von ihnen wurden im Zuge der aktuellen Erhebung befragt.

Symptome einer Depression

Mit Einwilligung der Eltern füllten die Kinder im Volksschulalter einen Online-Fragebogen aus. Etwa einen Monat nach Inkrafttreten der Ausgangssperre berichteten 23 Prozent der Schüler aus zwei Grundschulen in Wuhan und Huangshi über Symptome, die auf eine Depression hinweisen, 19 Prozent über Angstgefühle. Im Durchschnitt saßen die Schülerinnen und Schüler 33,7 Tage lang zu Hause fest.

Diejenigen, die in Wuhan, dem Epizentrum des Coronavirus-Ausbruchs, lebten, hatten ein höheres Risiko, Symptome einer Depression zu entwickeln, als diejenigen in Huangshi. Dass es dort mehr Kinder mit Symptomen einer Depression gibt, könnten mit dem Verlust von Aktivitäten im Freien und dem Kontakt zu Freunden und der erweiterten Familie verbunden gewesen sein, mutmaßen die Autoren.

In beiden Städten waren etwa 62 Prozent der Schülerinnen und Schüler zumindest mäßig besorgt über eine Infektion mit dem Coronavirus, und etwa 12 Prozent äußerten sich überhaupt nicht optimistisch über die Pandemie.

Pandemie als Trauma

Auch die SARS-Pandemie im Jahr 2003 ging mit psychischen Symptomen bei Schülerinnen und Schülern in China einher. In Summe legen die Ergebnisse nahe, dass schwerwiegende Infektionskrankheiten wie andere traumatische Erlebnisse die psychische Gesundheit von Kindern beeinflussen können.

Ob die Effekte auf die Psyche für längere Zeit anhalten, konnte im Zuge der neuen Studien nicht erhoben erden. Man werde die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer daher weiter begleiten, um ein besseres Verständnis "der Auswirkungen der Epidemie auf die psychische Gesundheit" zu erlangen.

In Österreich werden die Schulen am 18. Mai für Schülerinnen und Schüler bis 14 Jahre, also alle Klassen der Volksschulen, der Neuen Mittelschulen, der AHS Unterstufe, der Sonderschulen sowie alle Deutschförderklassen, wieder öffnen.

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