Chemie-Nobelpreisträger Roger D. Kornberg meinte einmal über den Erfolg der US-Forscher: „Das liegt an der beispiellosen öffentlichen Unterstützung. Und an der Größe des Wissenschaftsbetriebs.“
Sicher ist auch, dass der Nobelpreis die Krönung einer Forscher-Karriere ist – keine Auszeichnung entfaltet ähnliche Wirkung. Doch der Ritterschlag aus Schweden ist nicht unumstritten. Besonders der Personenkult rund um die Preisträger in Medizin, Chemie und Physik wird kritisiert, weil Forschungshöchstleistung heutzutage nur im Team machbar ist.
Zudem erfolgt die Ehrung oft sehr spät. Das Durchschnittsalter der Preisträger liegt über 60 Jahre. Der Biochemiker Peyton Rous erhielt den Medizin-Preis erst, als seine entscheidende Arbeit mehr als 50 Jahre alt war.
Warum werden so oft Jahrzehnte zurück liegende Erkenntnisse ausgezeichnet?
Wissenschaft muss sich entwickeln. Oft kann man einfach nicht nach einem Jahr sehen, welche Erkenntnis wirklich wichtig ist. Daher können die Entscheidungsträger den Worten Alfred Nobels in seinem Testament oft nicht folgen: „... Preise sollen denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“.
Warum haben die USA in Sachen Nobelpreis seit Jahrzehnten die Nase vorne?
Die Gründe für die US-Vormacht sind vielfältig: Geld, Lobbying und Englisch als Muttersprache etwa. Die Qualität ist es eher nicht, denn es gibt auch in Japan und Europa erstklassige Forscher, die den Preis ebenso verdient hätten. Aber es fehlt die gebündelte Lobbyarbeit. Auch das Vermögen, sich selbst lautstark anzupreisen, ist möglicherweise eine Mentalitätsfrage.
Wer das angeborene Glück hat, dass seine Muttersprache die wissenschaftliche Universalsprache ist, der besitzt gegenüber allen, die sie als Zweitsprache erlernen müssen, uneinholbare intellektuelle Überlegenheit. In der Zweitsprache bleibt man bei simplen Wendungen, verzichtet auf raffinierte Zitate und Subtext – dadurch werden Gedankengänge automatisch simplifiziert. Angesichts komplizierter wissenschaftlicher Zusammenhänge wirkt der Forscher so möglicherweise sogar inkompetent.
Warum werden so oft drei Wissenschafter in einer Kategorie ausgezeichnet?
Heute erzielt nicht ein einziger genialer Geist, sondern ein gut eingespieltes Team die großen wissenschaftlichen Würfe. Damit geht auch die Praxis, maximal drei Personen auf einem Gebiet auszuzeichnen, an der wissenschaftlichen Realität des 21. Jahrhunderts vorbei.
Wer entscheidet eigentlich über Preis oder Nicht-Preis?
Es gibt fünf Nobelpreis-Komitees – für jeden Nobelpreis eines. Jedes besteht aus fünf Mitgliedern plus 15 weiteren Personen. Allesamt sind Professoren, bzw. Experten auf den jeweiligen Gebieten. Das Verfahren – wie und wer nominiert wird ist geheim.
Stimmt es, dass die Nobelpreiskomitees das ganze Jahr über arbeiten?
Ja, die heißen Kandidaten sind meist schon über Jahre unter Beobachtung. So gibt es etwa überall auf der Welt Experten, die das Recht haben, Vorschläge zu machen – Jahr für Jahr; rund 120 Universitäten weltweit sind eingebunden. So erhalten z.B. alle Physikprofessoren Einladungen, jemanden zu nominieren. 4.000 diesbezügliche Briefe werden verschickt. Etwa 15 Prozent werden beantwortet.
Wir sprechen also von einigen Hundert Namen, die Jahr für Jahr als Nobelpreis-würdig eingestuft werden. Daraufhin werden internationale Experten vom Nobelpreis-Komitee eingeladen, ihre Einschätzung der Kandidaten abzugeben, dann wird diskutiert, abgestimmt – und ein Vorschlag kommt heraus.
Wer in welchem Jahr nominiert war, bleibt für 50 Jahre geheim.
Wie viele österreichische Nobelpreisträger gab es bisher?
Das ist nicht ganz einfach zu beantworten. Mit dem Vorjahrespreisträger, dem Physiker Anton Zeilinger, sind 19 Nobelpreisträger innerhalb der Grenzen des heutigen Österreichs geboren bzw. insgesamt 32 in einem Gebiet, das zum Zeitpunkt ihrer Geburt zu Österreich gehörte. Sieben Nobelpreisträger waren zum Zeitpunkt der Preisverleihung an einer österreichischen Uni bzw. Forschungseinrichtung tätig.
Im Gebiet des heutigen Österreich wurden neben Zeilinger, der 1945 in Ried im Innkreis/OÖ geboren wurde, folgende Personen Preisträger:
- Erwin Schrödinger (1887 in Wien/Nobelpreis 1933),Viktor F. Hess (1883 in Peggau/1936) und Wolfgang Pauli (1900 in Wien/1945) erhielten den Physik-Nobelpreis.
- Richard Kuhn (1900 in Wien/1938), Max F. Perutz (1914 in Wien/1962), Walter Kohn, (1923 in Wien/1998) Richard Zsigmondy (1865 in Wien/1925) und Martin Karplus (1939 in Wien/2013) wurden zu Chemie-Nobelpreisträgern gekürt.
- Robert Barany (1876 in Wien/1914), Julius Wagner-Jauregg (1857 in Wels/1927), Karl Landsteiner (1868 in Wien/1930), Karl von Frisch (1886 in Wien/1973), Konrad Lorenz (1903 in Wien/1973) und Eric Kandel (1929 in Wien/2000) bekamen den Medizin-Nobelpreis zuerkannt.
- Der Literatur-Nobelpreis ging an Elfriede Jelinek (1946 in Mürzzuschlag/2004) und Peter Handke (1942 in Griffen/2019), der Friedensnobelpreis an Alfred Fried (1864 in Wien/1911) und der Wirtschaftsnobelpreis an Friedrich August von Hayek (1899 in Wien/1974).
- Dazu kommen noch Preisträger wie Bertha von Suttner (geboren 1843 in Prag, Friedensnobelpreis 1905) oder Fritz Pregl (geboren 1869 in Laibach; Chemie-Nobelpreis 1923), die aufgrund ihres Tätigkeitsschwerpunkts traditionell zwar als „österreichische Nobelpreisträger“ gesehen werden, deren Geburtsort aber „nur“ im Gebiet der damaligen Donaumonarchie lag.
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