Neues Pflaster aus Graz kann Körpertemperatur messen

Neues Pflaster aus Graz kann Körpertemperatur messen
Die Entwicklung könnte in Langzeitpflegeeinrichtungen und in der Überwachung von Patienten genützt werden.

Thermometer haben ausgedient, jetzt übernehmen Pflaster die Messung der Körperwärme. Ein in der Steiermark entwickeltes smartes Pflaster liefert kontinuierliche Daten. Das könnte speziell bei der medizinischen Betreuung von besonders vulnerablen Patientengruppen wie alten oder immunsupprimierten Menschen vorteilhaft sein, stellten Forschende an der Med-Uni Graz fest.

App wertet Daten aus, die Pflaster unter dem Arm liefert

Die Messung der Körpertemperatur mittels Achsel-Kontaktthermometern oder Infrarotthermometern gehört im Gesundheitswesen zur täglichen Routine. Fieber zeigt verschiedenen Krankheiten an. Die Durchführung und Dokumentation ist aber zeitaufwendig. Das steirische Medizintechnikunternehmen SteadySense hatte die Idee zu einem smarten Pflaster, das die Körpertemperatur seiner Träger durchgehend aufzeichnet. Das Pflaster mit integriertem Temperatursensor wird unter dem Arm angebracht und wird per Smartphone über eine App aktiviert. Es kann mehrere Tage verwendet werden.

Messung im Fünf-Minuten-Takt

Durch Temperaturmessungen im Fünf-Minuten-Takt entsteht eine durchgängige Kurve, die den Verlauf der Körpertemperatur über den Messzeitraum anzeigt. Die Daten werden gespeichert und können automatisch in die elektronische Patientendokumentation übertragen werden, was weniger Aufwand für das Personal mit sich bringt. Patienten werden durch die regelmäßigen Messungen nicht in ihrer Ruhe gestört.

Vergleichs-Studie auf Intensivstation

Die Studie wurde auf einer Intensivstation durchgeführt, wo eine kontinuierliche Temperaturmessung mittels Blasenkathetersonde zur Routine gehört. Die Forscher haben die Messwerte der in der Harnblase liegenden Sonden mit den Messungen des neuen Systems sowie mit der Achseltemperaturmessung verglichen. "Hier zeigte sich eine gleichwertige Präzision des Pflasters und der etablierten axillären Messung. Gleichzeitig konnte der individuelle Temperaturverlauf mit der kontinuierlichen Temperaturaufzeichnung gut nachvollzogen werden", so die Forscher.

Individuelle Fieberkurve aussagekräftiger

Es sei zudem bekannt, dass der normale Bereich der Körpertemperatur individuell sehr unterschiedlich ist, erläuterten die Autoren. Daher werde bei ältere Menschen über 65 Jahre Fieber auch als ein Anstieg von mehr als 1,1 Grad Celsius über der Ausgangstemperatur definiert wird. Die Studie sei "ein weiterer Indikator dafür, dass die willkürlich festgelegte Definition von Fieber veraltet ist und eher auf Tradition als auf neueren Daten basiert", erkannten die Autoren.

Nicht für alle Bereiche sinnvoll

Laut den Grazer Forschern könne das System auch bei immunsupprimierten Patienten, die aufgrund ihrer Grunderkrankung oft kein Fieber entwickeln, die Beurteilung des individuellen Gesundheitszustandes verbessern. In Langzeitpflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern sei das System als Überwachungsinstrument für Patienten, bei denen das Risiko besteht, eine Infektion zu entwickeln, denkbar.

Für akute Situationen wie etwa akuter Herzinsuffizienz oder der Notaufnahme sei die Entwicklung jedenfalls nicht geeignet. Preislich ist das System aktuell teurer als etablierte nichtinvasive Methoden, wurde zudem festgehalten.

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