Verkürzter Prozess
Dass Glück im Unglück keineswegs zynisch gemeint ist, wird deutlich, wenn man sich den langen Prozess eines potenziell neuen Impfstoffes von der Idee bis hin zur Marktreife ansieht: Erst nach Tests im Labor sowie Tierversuchen kann er in drei klinischen Studien am Menschen getestet werden: in einer ersten Phase an Gesunden, in einer zweiten Phase an einer kleinen Gruppe von Kranken und Gesunden und erst in Phase III an einer größeren Gruppe.
Damit soll gewährleistet werden, dass die neue Impfung einigermaßen sicher und nebenwirkungsarm ist. Der Entwicklungsprozess dauert laut Auskunft von Mitarbeitern involvierter Pharmafirmen normalerweise zwischen 10 und 13 Jahren.
Grundsätzlich gibt es zwei Strategien bei Impfstoffen, die gegen ein feindliches Virus wirken können: Der eine immunisiert den Körper aktiv, der andere passiv. Aktiv muss das Immunsystem im Körper etwa nach einer Impfung gegen Influenza werden. Passiv könnte es eventuell bei Covid-19 bleiben. Bei passiver Immunisierung werden Antikörper verabreicht, die die Coronaviren angreifen und deren weitere Ausbreitung im Körper stoppen.
„Beim Kampf gegen das aktuelle Coronavirus ersparen wir uns aufgrund aller Vorstudien bis zu fünf Jahre“, so Insider Kähler. Vorsichtig geschätzt, denn die Weltgesundheitsorganisation WHO meldet in der Zwischenzeit, dass zwei neue Impfstoffe gegen Covid-19 schon in Kürze einer größeren Gruppe von Erkrankten zur Verfügung stehen könnten, und dass an mindestens 48 weiteren Präparaten intensiv geforscht wird.
„Ein Impfstoff, der in den USA entwickelt wird, ist bereits in der ersten humanen Phase“, weiß Stefan Kähler. Weitere klinische Studien starten in Kürze. Dabei muss auch eine ethische Frage geklärt werden: Wie groß ist das Risiko bei einer noch wenig erprobten Methode? Kann sie im besten Fall dazu beitragen, Menschenleben zu retten?
Echter Praxistest
Im Kampf gegen die Pandemie gibt es jetzt erste gesetzliche Rahmenbedingungen, berichtet Kähler. „Daher können wir schon nach Ablauf der Phase II eine Zulassung befristet auf ein Jahr bekommen und damit deutlich mehr Menschen neue Impfstoffe zur Verfügung stellen.“ Dies könnte im Herbst so weit sein.
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