Neue Analyse: Mäßiger Alkoholkonsum hat keinen gesundheitlichen Nutzen

Beim Reduzieren des Alkoholkonsums helfen auch kleine Verhaltensänderungen
Die Ergebnisse aus mehreren Jahrzehnten Alkoholforschung zeigen die fehlerhafte Methodik früherer Studien auf.

Jahrzehntelang gingen wissenschaftliche Studien davon aus, dass mäßiger Alkoholkonsum für die Gesundheit der meisten Menschen besser sei als gar kein Alkoholkonsum. Noch mehr: Er könne sogar zu einem längeren Leben beitragen. Etwa Wein - und insbesondere Rotwein - bekam den Ruf, gesundheitsfördernd zu sein, nachdem die hohe Konzentration eines schützenden Antioxidans namens Resveratrol entdeckt wurde. Dieses ist auch in Heidel- und Preiselbeeren enthalten.

Auch zahlreiche Studien wurden zum Thema gesundheitsfördernde Wirkungen von Alkohol durchgeführt. Nun wurde eine Metaanalyse veröffentlicht, die zu einem anderen Ergebnis kommt. Mehr als 100 Studien mit insgesamt fast fünf Millionen Erwachsenen waren dafür ausgewertet worden.

Das Ergebnis ist anders, als die bisherige Studien nahe legten, resümiert die New York Post. Die Untersuchung ergab nämlich, dass das Risiko, vorzeitig zu sterben, für Frauen deutlich ansteigt, sobald sie 25 Gramm Alkohol pro Tag trinken. Das sei weniger als zwei Standard-Cocktails mit 44 ml Spirituosen, zwei kleine Biere oder zwei Achtel Wein. Bei Männern steigt das Risiko bei 45 Gramm Alkohol pro Tag, also bei etwas mehr als drei Getränken, deutlich an.

Beobachtungsstudien

Viele Studien, die vor 30 oder 40 Jahren veröffentlicht wurden, halten heutigen wissenschaftlichen Standards nicht Stand. Die meisten dieser Studien waren Beobachtungsstudien, das heißt, sie konnten Zusammenhänge oder Assoziationen feststellen, aber sie konnten irreführend sein und bewiesen nicht Ursache und Wirkung. Die Wissenschafter erklärten, dass in den älteren Studien nicht berücksichtigt wurde, dass leichte und mäßige Trinker eine Vielzahl anderer gesunder Gewohnheiten und Vorteile haben. 

"Sie haben viele Vorteile, die ihre Gesundheit schützen und die nichts mit ihrem Alkoholkonsum zu tun haben", sagt eine Ärztin. Oder, dass zu den Abstinenzlern, die als Vergleichsgruppe herangezogen wurden, häufig ehemalige Trinker gehörten. Diese hätten zwar Alkohol komplett aufgegeben. Allerdings erst, nachdem sie bereits gesundheitliche Probleme entwickelt hatten.

Hypothese in der Kritik

Die Idee, dass mäßiger Alkoholkonsum gesundheitsfördernd sein kann, geht auf das Jahr 1924 zurück, als ein Biologe namens Raymond Pearl von der Johns Hopkins University ein Diagramm mit einer J-förmigen Kurve veröffentlichte, wobei der untere Punkt in der Mitte die mäßigen Trinker darstellte, die die niedrigste Sterblichkeitsrate aller Ursachen aufwiesen.

Die Hypothese des mäßigen Alkoholkonsums ist jedoch im Laufe der Jahre zunehmend in die Kritik geraten, da die Rolle der Alkoholindustrie bei der Finanzierung von Forschungsarbeiten ans Licht kam und neuere Studien ergaben, dass selbst mäßiger Alkoholkonsum - einschließlich Rotwein - zu Brust-, Speiseröhren-, Kopf- und Halskrebs, Bluthochdruck und einer schweren Herzrhythmusstörung namens Vorhofflimmern beitragen kann.

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