Frühe Wechseljahre: Warum Naomi Watts mehr Aufklärung fordert

Der Zeitpunkt der Wechseljahre kommt für jede Frau irgendwann – aber mit Mitte 30? Dann ist diese Erkenntnis durchaus ein Schock, gibt Naomi Watts unumwunden zu. Die heute 56-jährige Schauspielerin hat genau das erlebt; und sie war „fassungslos“, absolut nichts über diesen Lebensabschnitt zu wissen. „Das ist doch was für Großmütter“, schildert sie in ihrem am 16. September 2025 auch auf Deutsch erschienenen Buch „Jetzt schon?“ ihre ersten Gedanken.
Tabuthema, nicht nur in Hollywood
Warum eine erfolgreiche Schauspielerin ein derartiges Tabu-Thema aufgreift, erklärt sie mit ihren eigenen Erfahrungen. Sie wollte gerade eine Familie gründen und schwanger werden, hatte nächtliches Schwitzen, häufige Blutungen und Erschöpfung nicht mit perimenopausalen Symptomen in Verbindung gebracht. Immerhin liegt der Zeitpunkt der letzten Periode im Schnitt bei 51 Jahren, Watts wollte mit Mitte 30 zudem gerade schwanger werden. „Händeringend“ habe sie nach Informationen gesucht, fand diese aber weder privat noch in Hollywood.
Die Phasen
Perimenopause: ca. 40 bis 51 Jahre, erste hormonelle Veränderungen, unregelmäßige Zyklen.
Menopause: Ausbleiben der Regel.
Postmenopause: Ab 12 Monate nach letzter Regelblutung, Beschwerden können anhalten.
Das Buch
Naomi Watts: „Jetzt schon?“ Verlag Dumont, 256 Seiten, 19 €. Ab heute im Buchhandel erhältlich.
Positive Sicht aufs Altern
Was die Wechseljahre betrifft, verwandelt sich seit einigen Jahren der Umgang damit: Immer mehr Frauen sprechen öffentlich darüber, zahlreiche Bücher wurden darüber geschrieben. Warum auch sie und ausgerechnet jetzt, erklärt Naomi Watts mit einer positiven Sicht aufs Altern, die sie sich mit vielen Recherchen und Gesprächen mit Menopause-Experten erarbeitet habe. „Wenn ich Informationen brauchte, ging es anderen Frauen mit Sicherheit genauso“, schreibt sie.
Von Symptomen bis zu Trauerprozessen
Dabei geht es nicht nur darum, die ersten Symptome richtig einzuordnen. Sie thematisiert auch Trauerprozesse. „Man rechnet nicht damit, dass die Periode eine solche Leerstelle im Leben hinterlässt“, zitiert sie die berühmte Gynäkologin von Beverly Hills, Suzanne Gilberg-Lenz. Im Buch thematisiert Watts ebenso Aspekte, die ihr und ihren Freundinnen geholfen haben. Dazu holt sie Erklärungen von Ärztinnen und Ärzten ein. Ebenso sind vermeintliche Kleinigkeiten wie unter anderem Hauttrockenheit und Haarausfall aufgrund des Östrogenmangels, Schlafstörungen, Gehirnnebel ("Brain Fog")oder fehlende Nährstoffe aufgrund des sich verändernden Hormonstatus ein Thema.
Vor einigen Jahren gründete Naomi Watts auch eine Firma, die Produkte für Frauen mit diesen und anderen Problemen vertreibt. Damit und mit dem Buch gehe es ihr aber nicht ums Geldverdienen, betonte sie in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit. Es gehe um Aufklärung und Gemeinschaft.
Möglichkeiten aufzeigen
Die Schauspielerin pocht aus eigener Erfahrung auch darauf, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen – nicht nur, aber gerade in den Wechseljahren. „Ich möchte, dass Frauen wissen, was ihre Möglichkeiten sind und wie sie an sie gelangen.“ Sie wisse das inzwischen, schreibt Watts. Und zwar, indem sie vorbereitet über ihren Körper und mit Fragen zum Arzt kommt.
Neben all dem ist ihr aber wichtig, zu vermitteln: Die Wechseljahre können auch eine „Zeit der Befreiung“ sein. Hier müsse zwar jede Frau für sich selbst herausfinden, „was diese Übergangsphase für sie persönlich“ bedeute. Sie selbst fragte sich, ob es darum gehe, „sich von seinem früheren Selbst zu lösen“. Sie habe akzeptiert, nun eine „ältere Frau“ zu sein, und auch viele ihrer Freundinnen empfinden dieses Alter „tatsächlich als besser als man uns hat glauben machen“.
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