Weniger Intensivpatienten
Valipour ist der Ansicht, dass die Impfung nach wie vor ein sehr guter Schutz ist, um bei einer Covid-Infektion nicht auf der Intensivstation behandelt werden zu müssen. Allerdings habe sich die Lage im Lauf der Pandemie verändert. "Wir sehen erfreulicherweise nicht mehr so viele Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen wie zu Beginn der Pandemie. Stand Montag wurden im gesamten Wiener Gesundheitsverbund 15 Intensivpatienten mit Covid-19 behandelt. Das ist zum einen der Impfung geschuldet, zum zweiten der Tatsache, dass viele schon eine Infektion durchgemacht oder eine antivirale Therapie erhalten haben und zum dritten, dass Omikron viel weniger zu Krankheitsverläufen führt, die eine Behandlung auf der Intensivstation erfordern", sagt Valipour.
Die derzeitigen Covid-Patientinnen und -Patienten auf der Intensivstation – in der Klinik Floridsdorf sind es aktuell zwei – seien vor allem ältere Personen, die Begleiterkrankungen aufweisen, oder Personen, die unter einer Immunschwäche leiden, bei denen die Impfung nicht gut greifen kann. "Zudem erkranken Personen schwer, deren dritte Impfung schon länger zurückliegt, auch Personen mit Krebserkrankungen, rheumatologischen Erkrankungen, bei denen Medikamente das Immunsystem schwächen oder mit chronischen Atemwegserkrankungen wie COPD, bei denen die Impfung länger her ist. Die Patientinnen und Patienten, die intensivpflichtig sind, sind sehr unterschiedlich", erklärt Valipour.
"Gilt so nicht mehr"
Der Aussage Thalhammers, dass Ungeimpfte auf der Intensivstation landen, stimmt Valipour nicht vollständig zu. "Für einen jungen 20-jährigen Gesunden gilt das so nicht mehr. Auch das Virus hat sich verändert. Bei Delta und Gamma war das noch so – auch ganz Junge ohne Risikofaktoren hatten schwere Verläufe. Im vergangenen dreiviertel Jahr habe ich das nicht mehr beobachtet. Es kann natürlich immer noch vorkommen, ist aber deutlich seltener geworden." Das liege auch daran, dass es mit dem Medikament Paxlovid mittlerweile eine gute antivirale Therapie gebe.
Neben Paxlovid stehen auch weitere Werkzeuge zur Behandlung von schweren Verläufen zur Verfügung, die zu Beginn der Pandemie fehlten. Zudem sei die individuelle Betreuung besser möglich als vor einem Jahr, da deutlich weniger Patientinnen und Patienten gleichzeitig zu betreuen sind.
Allerdings zeige eine aktuelle israelische Studie, dass die Impfung einen noch höheren Schutz bietet als Paxlovid, wobei kein direkter Vergleich durchgeführt wurde. "Das zeigt sich auch in unserem Alltag – die Impfung bietet nach wie vor einen sehr hohen Schutz vor schweren Verläufen. Vierfach Geimpfte habe ich noch nicht auf der Intensivstation gesehen. Außerdem sollte es keine entweder-oder Entscheidung sein. Paxlovid wirkt auch bei geimpften Kranken sehr gut und wir sind froh diese Behandlungsmöglichkeit zu haben."
Valipour befürwortet die Empfehlung des NIG, dass sich Risikogruppen und alle ab 60 ein viertes Mal impfen lassen. Generell steht die vierte Impfung in Wien allen ab 12 Jahren offen. In anderen Bundesländern sieht es teils anders aus. "Das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Covid-Impfung ist nach wie vor sehr gut zu bewerten", so Valipour.
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