In einer neuen Studie konnte nun aber gezeigt werden, dass die Regelblutung meistens zu einem bestimmten Mondzyklus einsetzt - und vor allem an bestimmten Wochentagen.
Basis dafür waren die App-Daten von 300.000 Frauen in Europa und Nordamerika, heißt es im Top-Journal Fertility and Sterility. Die Frauen nutzen die Apps, um ihren Zyklusverlauf zu beobachten.
Nur dadurch, betont der Wiener Reproduktionsmediziner Michael Feichtinger, konnte diese Studie auch durchgeführt werden. „Diese Daten werden mittlerweile von vielen Frauen zu einem persönlichen Nutzen im Alltag eingetragen und ergeben in Summe ein großes Kollektiv an Daten, die auch wissenschaftlich nutzbar sind.“
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Die Verbindung zwischen Menstruation und Mondphasen hatten bereits frühere Studien untersucht. Allerdings waren in diesen immer nur eine verhältnismäßig kleine Teilnehmerinnenzahl beteiligt.
Mit den Daten von 300.000 Frauen schaut es anders aus. Dadurch sind genauere Erkenntnisse möglich. Interessanterweise zeigte die Auswertung, dass die Regel am häufigsten an Donnerstagen und Freitagen einsetzte. Diese beobachtete Häufung des Einsetzens der Menstruation trat vorwiegend bei Frauen mit einem regelmäßigen 27- bis 29-tägigen Zyklus auf, erklärt Feichtinger und schließt als Grund biologische Ursachen nicht aus. "Die innere Uhr reicht bis in die Zellen des Menschen."
Schlafzeiten unter der Woche
Der menschliche Körper folge sehr stark den sogenannten circadianen Rhythmen. "Zahlreiche zelluläre Prozesse im menschlichen Körper laufen nach einer strengen inneren Uhr ab. So könnte auch der Menstruationszyklus einem biologischen Rhythmus folgen, der sich dem siebentägigen Wochenrhythmus angleicht."
Eine andere Erklärung könnte sich auch die Strukturierung der Woche und der damit einhergehende Schlaf-Wach-Rhythmus mit kürzeren Schlafzeiten unter der Woche und längere am Wochenende auf die Verschiebung der Regelblutung in Richtung Wochenende auswirken.
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Die Studie komme aufgrund der umfangreichen Daten zum Ergebnis, dass Menstruationsblutungen "vermehrt an Donnerstagen, Freitagen und bei Vollmond einsetzen", erklärt Feichtinger. Was diesen Tagen gemeinsam ist, sei "ein gewisser Schlafmangel. Dieser macht sich zum Wochenende hin bemerkbar, bei vielen aber auch bei Vollmond".
Auf diese Störung der inneren Uhr durch den Schlafrhythmus sollte in der ärztlichen Praxis mehr geachtet werden, betonen die Studienautoren. Feichtinger: "Wir sollten dem genauer auf den Grund gehen, wenn es zu Zyklusunregelmäßigkeiten kommt".
Er schlägt daher auch vor, ausgleichend auf den weiblichen Zyklus einzuwirken. Etwa eine Lichttherapie könne positiv auf einen ausgeglichenen Schlaf-Wach-Rhthmus einwirken.
Und der Mondeinfluss?
Im Vergleich mit dem Einfluss der Wochentage auf das Einsetzen der Blutung ist jener des Mondes geringer, betont Feichtinger. Allerdings konnte die Studie also den bekannten alten Mythos, dass die Regel bei Vollmond einsetzt, teilweise bestätigen.
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Und diese Erkenntnisse könnten besonders in der Reproduktionsmedizin eine wesentliche Rolle spielen. Die Studiendaten tragen dazu bei, Frauen den Einfluss von Wochen- und Mondphasen aber auch Schlaf-Wach-Rhythmen auf den weiblichen Zyklus aufzuzeigen. Profitieren könnten davon etwa Frauen mit unregelmäßigen Zyklen, die oft auch ein Mitgrund für Unfruchtbarkeit sind.
Über den weiblichen Zyklus kursieren vielen Mythen
Ein Großteil des Lebens begleitet die Menstruationsblutung Frauen. Und gerade in einer Zeit, in der wir von Medien und Informationen richtiggehend überflutet werden, ist es erstaunlich, dass noch immer viele Mythen über die Montatsblutung und den Zyklus bestehen.
Im Jahr 2021 zeigte eine Umfrage und 1.100 österreichischen Jugendlichen etwa, dass 17 Prozent der Mädchen und 34 Prozent der Burschen gar nicht wissen, was Menstruation überhaupt bedeutet. Jedes zweite Mädchen konnte mit den Begriffen Menstruationszyklus und Zykluslänge nichts anfangen.
Das erlebt auch Michael Feichtinger, der an der MedUni Studenten und angehende Hebammen unterrichtet. "Das Thema ist total vernachlässigt. Es wird zwar viel Augenmerk auf Verhütung gelegt. Aber warum und was es bewirkt, bedenken die wenigsten."
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Doch auch bei erwachsenen Frauen gibt es viel Unwissenheit. Häufig betrifft dies die Fruchtbarkeit. So wissen die meisten zwar, dass irgendwann die Menopause kommen wird (Anm.: meist um das 50. Lebensjahr herum). Dass aber die Fruchtbarkeit bereits früher beginnt, abzunehmen wird nicht bedacht. Die Anzahl der Eizellen beginnt bereits in den 30ern einer Frau abzunehmen.
Auch was das Thema Schwangerschaft betrifft, gibt es noch immer viel Unwissen. So glauben noch immer viele Frauen, dass man während der Regelblutung nicht schwanger werden kann. Das stimmt allerdings nur bedingt. Denn Spermien können bis zu fünf Tage im weiblichen Körper überleben - in Verbindung mit einem kurzen Zyklus der Frau, deren Eisprung erst kurz zuvor passiert ist, kann es in seltenen Fällen durchaus zu einer Befruchtung kommen. Apropos - auch während man noch stillt kann es zu einer Schwangerschaft kommen.
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