Long Covid: Viele Fragen, aber noch wenige gesicherte Antworten

Long Covid: Viele Fragen, aber noch wenige  gesicherte Antworten
Die langwierigen chronischen Krankheiten nach einer Covid-19-Infektion werden intensiv erforscht. Was als gesichert gilt.
Von Uwe Mauch

Selbst für erfahrene Ärzte ist die aktuelle Datenlage nicht gerade übersichtlich. Immerhin gibt es dank des Wiener Neurologen Michael Stingl erste Expertisen, außerdem verfügt die Selbsthilfegruppe Long Covid Austria über mehrere Erfahrungsberichte.

Das Problem: Es häufen sich die Fragen, doch es gibt derzeit noch nicht allzu viele gesicherte Antworten.

Ab wann spricht man von Long Covid?

„Generell werden als Long Covid jene Symptome bezeichnet, die länger als 4 bis 12 Wochen nach Infektion noch vorhanden sind“, schreibt Michael Stingl auf seiner Facebook-Seite, die er extra eingerichtet hat, um mehr Patienten zu erreichen als in seiner Ordination. Das sei aber unscharf: „Es gibt Menschen, bei denen durch die Infektion Organschäden aufgetreten sind oder die durch eine Behandlung an der Intensivstation Folgeprobleme erlitten haben. Zusätzlich kann eine Infektion psychische Probleme auslösen oder vorbestehende Probleme verstärken.“

Was verbirgt sich hinter dem Kürzel ME/CFS?

Für Stingl ist die Myalgische Enzephalomyelitis bzw. das Chronische Fatigue Syndrom „das, was Long Covid ausmacht“. Unter ME/CFS leiden Menschen, die meist ohne Nachweis eines Organschadens und ohne psychisches Problem mit einer massiv gesteigerten körperlichen Erschöpfung zu kämpfen haben. „Oft kommt es schon durch minimale Belastung im Alltag zu einer deutlichen Verschlechterung des Zustandes. Der Alltag ist kaum bewältigbar, eine Arbeitsfähigkeit ist oft nicht vorhanden. Dazu kommen Probleme wie nicht erholsamer Schlaf, Störungen der Kreislaufregulation, Schmerzen, Probleme mit Merkfähigkeit oder Konzentration und Veränderungen der Verdauung.

Wie groß ist das Risiko, nach Corona-Infektion langfristig zu erkranken?

Dazu gibt es bis dato nur Schätzungen. Sie gehen je nach Definition von 2 bis zu 30 Prozent aus.

Gibt es etwas, was den Betroffenen hilft?

Neben der medikamentösen Therapie ist das sogenannte Pacing der Baustein jeder Long-Covid-Behandlung. Betroffene müssen dabei ihre Aktivität genau steuern, müssen darauf achten, dass sie sich nicht überaktivieren. Jede Überanstrengung kann zu einer Verschlechterung ihres Zustandes oder zu einer Chronifizierung ihrer Krankheit führen.

Was kann mit Pacing erreicht werden?

Michael Stingl geht davon aus, dass korrektes Pacing, unterstützt von medikamentöser Therapie, längerfristig zu einer Stabilisierung und langsamen Verbesserung des Zustandes führen kann.

Wohin können sich Betroffene wenden?

Am Wiener AKH wurde eine (Post-)Covid-Ambulanz eingerichtet. Erforderlich: fachärztliche Überweisung und Terminvereinbarung: 01 / 40 400 – 31 240. Spezielle Ambulanzen gibt es auch in Graz, Linz, Klagenfurt. Einen Überblick und wertvolle Tipps bietet die Betroffeneninitiative Long Covid Austria hier.

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