Lockdown: Aus virologischer Sicht "am wirksamsten"
Seit Wochen haben Experten von der Regierung weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus und dem Schutz der Spitäler gefordert. Nun kommt am Montag ein 20 Tage dauernder, österreichweiter Lockdown. Das sei "die Maßnahme, die aus virologischer Sicht am wirksamsten ist", sagte der Virologe Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien am Freitag im Gespräch mit der APA. Auch der Molekularbiologe Ulrich Elling begrüßte den Lockdown und die Impfpflicht.
Dieser Doppelpack sei "ein echter und richtiger Befreiungsschlag raus aus dieser Pandemie", twitterte Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Freitag. Auch wenn nun jeder Opfer bringen müsse. "Stehen wir zusammen, zerreden wir es nicht, wehren wir uns gegen die Gegner der Lösung, schauen wir nach vorne", schrieb der Experte.
Auch Nowotny betonte, dass die angekündigte Impfpflicht "aus virologischer Sicht absolut zu begrüßen ist", sagte er. Allerdings gebe es auch noch die gesellschaftspolitische Seite, es sei die Frage, wie sehr die Impfpflicht angenommen bzw. eingehalten wird. "Da ist sicher Konfliktpotenzial vorhanden", sagte Nowotny und verwies drauf, dass es in Österreich erst einmal bei den Pocken eine Pflicht zur Immunisierung gegeben hat. Bei der nun kommenden ist "die Akzeptanz bei manchen Gruppen die große Frage", sagte Nowotny.
Fest steht, dass der Lockdown für alle spätestens am 12. Dezember enden soll, in Oberösterreich erst am 17. Dezember. Die knapp drei Wochen für das gesamte Land "sind eine Zeitspanne, die ausreichen sollte, um die Infektionsketten ausreichend zu unterbrechen und die Zahl der Neuinfektionen danach deutlich zu senken", sagte Nowotny. Das allerdings nur dann, "wenn die Bevölkerung eingebunden ist und auch mitmacht", betonte der Experte. Dafür bräuchte es Kontaktreduktionen vergleichbar mit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020.
Früherer Lockdown wäre besser gewesen
Er sei froh, dass sich die Bundesregierung endlich zu dieser harten Maßnahme durchgerungen hat. "In Oberösterreich und Salzburg hätte der Lockdown, wie ihn vielen Expertinnen und Experten bereits seit zwei Wochen gefordert haben, durchaus früher erfolgen sollen", sagte Nowotny. Schließlich wird die Lage in den Spitälern immer dramatischer, die Labore sind mit den vielen PCR-Tests an ihre Grenzen gelangt, ebenso das Epidemiologischen Meldesystems (EMS), auch das Contact Tracing funktioniert immer weniger, konstatierte der Virologe.
Wichtig sei nunmehr, dass "wir jetzt mit dem Lockdown eine bundeseinheitliche Maßnahme haben", sagte er. Dafür, dass die Bevölkerung das Runterfahren auch mitträgt, "ist es sehr wichtig, dass das noch entsprechend kommuniziert wird", sagte Nowotny. Verpflichtendes Homeoffice gibt es auch beim vierten Lockdown seit Pandemiebeginn nicht, allerdings seitens der Regierung "eine relativ deutliche Aufforderung". Wird zu Hause gearbeitet, werden deutlich die Kontakte reduziert, betonte der Virologe.
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