Krebs: Warum mehr Wissen den Therapieerfolg verbessert

Werden aus normalen Zellen im Körper wuchernde Tumorzellen, entsteht Krebs.
"Immuntherapie gegen Krebs" – von dieser jungen Behandlungsform war in den vergangenen Jahren oft zu hören, 2018 gab es dafür auch den Nobelpreis für Medizin. Aber was ist das eigentlich genau? Eine Therapie, die das Immunsystem stärkt, wie viele glauben? "So einfach ist das nicht", betont Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des Universitätsklinikums AKH Wien.
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Im Alltag der Spitalsambulanzen reicht aber oft die Zeit nicht, die Wirkweise aller Krebstherapien im Detail zu erklären und alle Fragen von Patienten und Angehörigen umfassend zu beantworten. Ein vertieftes Wissen will deshalb die Cancer School des Comprehensive Cancer Center (CCC) Vienna von MedUni und AKH Wien vermitteln.

Vortragsreihe Cancer School: Einmal im Monat sind bei freiem Eintritt vor Ort oder online alle eingeladen, die mehr über Krebs wissen möchten.
Kornek ist Mitglied im Leitungsteam. Sie sagt: "Immuntherapien helfen dem Immunsystem, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen." Es sei "nicht so, dass wir weniger Zeit haben, mit den Patienten zu sprechen", erzählt die Onkologin aus ihrem Arbeitsalltag. "Aber die Therapien werden immer komplexer und es ist schon schwierig genug, beispielsweise die Immuntherapie einem Arzt zu erklären, der mit Onkologie nichts zu tun hat."

Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin AKH: "Patienten, die gut informiert und von ihren Therapien überzeugt sind, haben bessere Ergebnisse."
Weniger Komplikationen
Gleichzeitig wisse man aber, "dass Patienten, die gut informiert und von ihren Therapien überzeugt sind, bessere Ergebnisse haben als jene, die die Therapien nur über sich ergehen lassen – sie haben weniger Komplikationen und leben im Schnitt auch länger", sagt Kornek.
Wie entsteht Krebs? Wie lese ich meinen Befund? Welche Therapien gibt es? Und was kann ich selbst tun? All das sind Themen, die in der kostenlosen Cancer School des Comprehensive Cancer Center (CCC) Vienna von MedUni Wien und AKH Wien aufgegriffen werden.
Bei nächsten Termin am Donnerstag, 16.11., geht es um das Thema "Krebs verstehen". Walter Berger vom Zentrum für Krebsforschung der MedUni Wien informiert darüber, wie Krebs im Körper entsteht. Christine Neméth von der Pflegedirektion des Universitätsklinikums AKH Wien erklärt, wie man einen Krebsbefund liest - was bedeuten die verschiedenen Bezeichnungen im Befund und wie wird Krebs klassifiziert. Gabriela Kornek und die Radioonkologin Franziska Eckert stellen die verschiedenen Therapiemöglichkeiten und die zeitlichen Abfolgen vor, die bei einer Tumorerkrankung eingesetzt werden.
Teilnahme in Präsenz an der MedUni Wien oder online. Info, Anmeldung: www.cancerschool.at oder cancerschool@ccc.ac.at
Die darauf folgenden Termine:
5.12. Krebs u. Liebe
16.1. CSI Krebs: Präzisionsmedizin
17.2. Weltkrebstag: Kenne ich mein Krebsrisiko?
5.3. Nebenwirkungen im Griff
9.4. Was kann ich selbst gegen Krebs tun?
24.5. Cancer School goes Lange Nacht der Forschung
4.6. Klima und Krebs
"Die Lebenszeit ist das eine, das andere ist auch die Verbesserung der Lebensqualität", sagt Shahrokh Shariat, Leiter des CCC Vienna und der Uni-Klinik für Urologie von MedUni und AKH Wien. "Patienten können zum Beispiel auch mit Nebenwirkungen besser umgehen und selbst etwas zum Therapieerfolg beitragen." Das Wissen über die eigene Erkrankung verbessere generell den Umgang damit. "Das Versprechen von uns Ärzten an Patienten ist, dass wir ihnen eine auf sie maßgeschneiderte Therapie anbieten. Das klappt aber nur, wenn die Patienten unsere informierten Partner sind und Therapiemaßnahmen unterstützen."
Dass Gesundheitskompetenz eng mit Gesundheit zusammenhängt, belegt eine Vielzahl an Studien: Je besser die Gesundheitskompetenz, desto besser ist die Gesundheit. Allerdings zeigte eine Erhebung, dass 56 Prozent der in Österreich lebenden Menschen eine zu geringe Gesundheitskompetenz haben, heißt es auf der Homepage des Gesundheitsministeriums.

Welche Bedeutung die Aufklärung und Information der Patienten habe – sei es durch direkte Gespräche, sei es durch die Cancer School –, zeigt sich auch an einem weiteren Punkt, erläutert Kornek: "Wir sehen seit einigen Jahren einen Rückgang von Notfallaufnahmen von Krebspatienten, die bei uns ambulant in Therapie sind. Das führen wir auf die generell bessere Aufklärung und Information zurück."
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"Reden wir über Krebs – das ist hilfreich für die Bewältigung der Erkrankung", sagt auch Helga Thurnher, Gründerin der Allianz der Onkologischen Patientenorganisationen. Eine Krebsdiagnose sei für die meisten ein gewaltiger Schock. "Umso wichtiger ist es, sachlich fundiert über verschiedene Themenbereiche, mit denen Patientinnen und Patienten im Rahmen oder zusätzlich zur medizinischen Behandlung konfrontiert sind, zu informieren und zugleich Raum für persönlichen Austausch zu geben", betont Gaby Schubert-Sonnbichler, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe Wien.
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