Kontroverse: Was hat die Maskenpflicht tatsächlich gebracht?
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Ein Beitrag des US-amerikanischen Publizisten Bret Stephans in der New York Times hat jetzt die Diskussion um das Thema "Maskenpflicht" neuerlich angefacht. "Die Maskenverordnungen haben nicht bewirkt. Werden irgendwelche Lehren gezogen?" lautet der Titel seines Kommentars. Stephans ist ein "Opinion Columnist" der New York Times.
Stephans bezieht sich auf eine Überblicksstudie ("Review") des unabhängigen Forschungsnetzwerks Cochrane, die seit mehreren Wochen kontroversiell diskutiert wird. Die Autoren kommen darin zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit von Masken gegen die Virusausbreitung nicht nachgewiesen sei. Gleichzeitig grenzen sie aber selbst die Aussagekraft ihrer Ergebnisse ein. Die Studie hat aber auch viele kritische Reaktionen ausgelöst.
Kolumnist Stephans schreibt mit Verweis auf den Hauptautor der Studie, den Epidemiologen Tom Jefferson von der Oxford University, dass die Schlussfolgerungen unmissverständlich seien. "Es gibt einfach keine Beweise dafür, dass sie" - die Masken - "einen Unterschied machen", zitiert er Jefferson aus einem Interview mit der Journalistin Maryanne Demasi. "Punktum."
"Und wie ist das mit N-95-Masken (entsprechen den FFP2-Masken, Anm.)), im Gegensatz zu minderwertigen chirurgischen oder Stoffmasken?, fragt Stephans in seinem Kommentar.
"Das macht keinen Unterschied - überhaupt keinen", zitiert er wiederum Jefferson. Und es seien u. a. "mangelhafte Beobachtungsstudien" gewesen, die die politischen Entscheidungsträger ursprünglich überzeugt haben, eine Maskenpflicht einzuführen.
Die Studienergebnisse "stimmen mit dem überein, was in den Vereinigten Staaten allgemein beobachtet wurde: Staaten mit Maskenpflicht haben gegen Covid nicht besser abgeschnitten als solche ohne", schreibt Stephans. Er erklärt, dass die Analyse nicht beweise, dass korrekt getragene Masken auf individueller Ebene keinen Nutzen haben. "Menschen mögen gute persönliche Gründe haben, Masken zu tragen, und sie mögen die Disziplin haben, sie konsequent zu tragen. Ihre Entscheidungen liegen bei ihnen selbst."
"Verpflichtungen waren ein Reinfall"
Aber wenn es um den Nutzen des Maskentragens auf Bevölkerungsebene gehe, sei das Urteil eindeutig, so Stephans: "Verpflichtungen zum Tragen von Masken waren ein Reinfall. Die Skeptiker, die wütend als Spinner verspottet und gelegentlich als 'Fehlinformanten' zensiert wurden, weil sie sich gegen die Maskenpflicht aussprachen, hatten Recht. Die Mainstream-Experten und Experten, die die Mandate unterstützten, lagen falsch. In einer besseren Welt würde es der letztgenannten Gruppe gut anstehen, ihren Irrtum und die damit verbundenen erheblichen physischen, psychologischen, pädagogischen und politischen Kosten einzugestehen."
Stephans kritisiert die US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention), weil sie Leitlinien ihrer Behörde zur Maskierung in Schulen nicht ändere. Die CDC empfehlen das Tragen von Masken in Innenräumen, auch Schulen, bei einer starken Viruszirkulation. Bei jeglicher Intensität der Virusbelastung empfehlen sie Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Dort, wo es Verpflichtungen zum Tragen von Masken gegeben habe, seien diese von Anfang an ein Irrweg gewesen, so Stephans. Sie könnten ein falsches Gefühl der Sicherheit vermittelt haben - und damit die Erlaubnis, ein halbwegs normales Leben wieder aufzunehmen. Für eine Verbesserung der Sicherheit hätten sie aber so gut wie nichts gebracht. "Der Cochrane-Bericht sollte der letzte Nagel in diesem speziellen Sarg sein", formuliert Stephans.
Warnung vor voreiligen Schlüssen
Zahlreiche Experten warnen aber vor voreiligen Schlüssen aus dieser Cochrane-Analyse. Selbst die Autorinnen und Autoren weisen auf Einschränkungen und Fehlerquellen der analysierten Studien hin. So heißt es in einer Stellungnahme von Cochrane Deutschland: "Die meisten (untersuchten, Anm.) Studien sind älteren Datums und beziehen sich auf die Übertragung von Influenza- und anderen Erkältungsviren. Studien aus der Corona-Pandemie bleiben in der Minderzahl." Und sie kritisieren einen "frustrierenden Mangel an aussagekräftigen Studien".
![FFP2-Maske auf Straße](https://image.kurier.at/images/cfs_616w/7602707/46-193785180.jpg)
Die Masken begleiteten durch die Pandemie
"Die Cochrane-Studie ist wenig aussagekräftig", erklärte etwa Eberhard Bodenschatz, Professor für Physik und Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation. Ein großes Problem der Studie sei, dass sie verschiedene Atemwegserkrankungen wie etwa Corona und normale Grippe zusammenführe.
"Unsere Studien haben eindeutig gezeigt, dass Masken physikalisch ein wunderbarer Schutz sind", sagte Bodenschatz der Deutschen Presse-Agentur. Sie verbesserten den Infektionsschutz mindestens um den Faktor zehn bis hundert. Die verschiedenen Einzelstudien seien nicht vergleichbar.
Bodenschatz äußert auch Kritik an den Autoren: "In einem Satz schreiben sie, Masken wirken nicht, und einen Absatz später räumen sie ein, dass sie es eigentlich nicht sagen können." Diese Art der Kommunikation sei unglücklich.
Eine Ende 2021 im Fachblatt Pnas veröffentlichte Untersuchung, an der Bodenschatz maßgeblich beteiligt war, ergab, dass Masken das Infektionsrisiko erheblich senken können: Tragen eine nicht-infizierte und eine infizierte Person gut sitzende FFP2-Masken, beträgt das maximale Ansteckungsrisiko nach 20 Minuten demnach selbst auf kürzeste Distanz in einem Raum kaum mehr als ein Promille.
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