Katze mit Coronavirus: „Das sind absolute Einzelfälle“

Katze mit Coronavirus: „Das sind absolute Einzelfälle“
Haustiere gefährdet? In Belgien hat sich eine Katze infiziert. Der Virologe Norbert Nowotny gibt Entwarnung.

Am Freitag hatten die belgischen Gesundheitsbehörden unter Berufung auf die veterinärmedizinische Fakultät der Universität Lüttich die Öffentlichkeit informiert, am Samstagnachmittag kam die Meldung über die internationalen Agenturen: Eine Katze hat sich in Belgien bei einem Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Laut Behörden hätte sie vorübergehend Atem- und Verdauungsbeschwerden gehabt.

Norbert Nowotny, Virologe an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien, sieht im Gespräch mit dem KURIER – so wie seine belgischen Kollegen – keine große Gefahr.

Katze mit Coronavirus: „Das sind absolute Einzelfälle“

Virologe Norbert Nowotny

KURIER: Herr Professor müssen wir uns zusätzlich Sorgen machen?

Norbert Nowotny: Nein, auf keinen Fall. Stand heute halten wir bei rund 620.000 Humaninfektionen, aber nur zwei infizierten Hunden und jetzt einer infizierten Katze. Das sind absolute Einzelfälle. Ich verstehe zwar die Aufregung bis zu einem gewissen Grad, aber unsere Haus- und landwirtschaftlichen Nutztiere spielen in der aktuellen Coronakrise überhaupt keine Rolle.

Dennoch werden sich jetzt viele die Frage stellen: Darf man mit seiner Katze oder mit seinem Hund noch spielen, kuscheln? Oder soll man Kontakte reduzieren?

Man kann weiterhin einen ganz normalen Kontakt zu Katzen und Hunden haben. Ich gebe noch einmal zu bedenken: Derzeit gibt es diese drei Fälle und sonst nichts. Ganz wichtig ist weiterhin, dass man sich nach dem Spielen mit Katze oder Hund die Hände wäscht. Hunde kann man auch mit einem milden Shampoo reinigen.

Kann das Coronavirus eigentlich von Haustieren auf den Menschen übertragen werden?

Nur theoretisch. Im unwahrscheinlichen Fall, dass das Virus aufs Fell gelangt, wo es vermutlich einige Stunden infektiös bleiben könnte.

Und umgekehrt?

Vorläufig kennen wir nur diese drei Fälle. Die zur Diagnosestellung herangezogenen molekularen Methoden sind höchst empfindlich, dadurch wurden auch geringe Virusmengen in Nasen- und Rachentupfern dieser drei Tiere gefunden. Vermutlich haben die beiden Hunde an kontaminierten Oberflächen im Haushalt geschnüffelt und so das Virus aufgenommen. Bei der Katze wird es wohl ähnlich gewesen sein.

Wird es bald auch die Meldung geben, dass sich in Österreich ein Tier mit dem Coronavirus infiziert hat?

Das glaube ich nicht. Ich gehe aber davon aus, dass nun auch bei uns vermehrt Haustiere von Personen, die an Covid-19 erkrankt sind, auf die Infektion hin untersucht werden. Noch einmal: Derzeit besteht keinerlei Anlass zur Sorge.

Auch wenn Sie um Beruhigung bemüht sind: Inwiefern haben Sie sich an Ihrer Universität auf weitere Szenarien vorbereitet?

Wir an der Veterinärmedizinischen Universität Wien sind vorbereitet. Die Testverfahren sind soweit etabliert, und wir können jederzeit auch Haustiere testen. Diese Notwendigkeit sehe ich jedoch derzeit nicht. Im Augenblick sind wir viel mehr in die Testungen menschlicher Proben involviert.

Wird die theoretische Übertragungsmöglichkeit auf Tiere in Fachkreisen diskutiert?

Wir kennen dieses Virus erst seit drei Monaten. Und wir lernen immer mehr. Heute gehen wir davon aus, dass der wahrscheinliche Zwischenwirt dieses Virus das Pangolin ist, ein Schuppentier. Und dieses Tier ist genetisch so weit entfernt von allen Arten unserer Haus- und Nutztiere, dass ein Überspringen auf eine andere Tierart unwahrscheinlich ist. Außerdem ist das Virus äußerst „erfolgreich“ beim Menschen, sodass es eigentlich keine Notwendigkeit hat, noch andere Säugetierarten zu infizieren.

Klingt so. als würden Sie das für fast unmöglich halten?

In der Biologie bzw. in der Medizin ist prinzipiell nichts unmöglich. Coronaviren sind RNA-Viren, die nun einmal häufiger mutieren. Trotzdem halte ich effektive Infektionen anderer Tierarten für höchst unwahrscheinlich.

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