Infektionen mit Influenza und RSV: "Die Wellen flachen deutlich ab"
„Noch ist die Influenza- und RSV-Saison nicht beendet“, sagt die Virologin Judith Aberle vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien. „Aber die Wellen flachen deutlich ab. Und den Höhepunkt der Grippewelle und auch der RSV-Welle haben wir hinter uns.“ Ein Überblick über die derzeitige Virensituation.
Von RSV-Infektionen sind vor allem Babys und Kleinkinder betroffen. Aber auch ältere Menschen können schwer erkranken. „Wir hatten heuer einen ungewöhnlich frühen Beginn der RSV-Aktivität bereits Ende Oktober/Anfang November, die mittlerweile zwölf Wochen anhält. In der Vorwoche sahen wir aber einen deutlichen Rückgang und derzeit sind wir am Übergang von der epidemischen zur sporadischen Virusaktivität. Hält dieser Abwärtstrend die kommenden zwei Wochen an, dann ist die RSV-Welle für heuer erledigt.“
Bereits an die zehn Wochen dauert auch schon die Influenza-Welle an. Elf Prozent aller an das Zentrum für Virologie der MedUni Wien eingesendeten Schleimhautabstriche waren in der Vorwoche positiv – der diesbezügliche Höchstwert betrug am Gipfel der Influenza-Epidemie mehr als 50 Prozent.
„Bei uns war immer das A-H3N2-Influenzavirus dominant, da sehen wir seit vier Wochen einen konstanten Rückgang“, sagt Aberle zum KURIER. Relativ stabil bleiben hingegen noch die Infektionen mit dem pandemischen H1N1-Virus, dem sogenannten „Schweinegrippevirus“ von 2009/2010. Dieses macht derzeit rund 37 Prozent der Influenza-Infektionen aus. „H1 ist derzeit der dominierende Stamm in Europa, in Österreich hingegen war es H3. Deshalb könne man nicht ausschließen, dass es noch zu einem Anstieg von H1-Infektionen und einem Nachgipfel kommt. „Bis jetzt sehen wir aber keinen Anstieg bei H1, nur einen Rückgang bei H3.“
Auch ein zeitverzögerter Anstieg von Infektionen mit Influenza B sei nicht auszuschließen, sagt Aberle – das habe es in früheren Jahren bereits gegeben.
Eine Influenza-Infektion mit A-H3N2 sei übrigens keine Garantie, dass man sich nicht auch noch mit A-H1N1 anstecken könne, oder mit einem Influenza-B-Virus, sagt Aberle: „Diese Fälle gibt es. Und viele Menschen haben auch eine Infektion nach der anderen – also z. B. zuerst eine Infektion mit SARS-CoV-2, dann Influenza, dann noch Schnupfenviren, und sind damit insgesamt drei bis vier Wochen krank.“
Ihr Fazit: „Die gesamte Situation ist nach wie vor sehr außergewöhnlich mit dem gegenüber normalen Jahren sehr frühen Anstieg und auch sehr frühen Rückgang der Infektionszahlen. Das macht weitere Vorhersagen auch so schwierig. Gesichert ist nur, dass sowohl Influenza- als auch RS-Viren nach wie vor auf epidemischen Niveau aktiv sind, wenn auch mit rückläufiger Tendenz derzeit und einer Bewegung hin zu einer nur mehr sporadischen Aktivität. Noch ist das Ende der Influenza-Epidemie aber nicht gekommen.“
Dasselbe gelte auch für das Coronavirus: Auch hier gab es zuletzt einen Rückgang der Infektionszahlen. Die neue, hoch infektiöse Omikron-Subvariante XBB.1.5 könnte zu einem neuerlichen Anstieg führen: „Eine Vorhersage ist aber auch hier schwierig, die Datenlage dafür nicht ausreichend“, sagt Aberle.
Und: „Nach wie vor zirkulieren Corona-, RSV- und Influenzaviren. Deshalb empfehle ich Masken nach wie vor überall dort, wo mehr Menschen zusammenkommen, wie zum Beispiel in den öffentlichen Verkehrsmitteln.“ Besonders in den Spitälern und Ordinationen sei es wichtig, weiterhin Masken zu tragen. "Das fällt einfach unter die Sorgfaltspflicht.“
Weiterhin viele Krankmeldungen
„Trotz leichtem Rückgang bei grippalen Infekten und echter Grippe bleiben die österreichweiten Krankmeldungen saisonal auf hohem Niveau", wird der Chefarzt der Österreichischen Gesundheitskasse, Andreas Krauter, in einer ÖGK-Aussendung zitiert. In der vergangenen Kalenderwoche drei (KW 3) waren 61.820 Menschen mit grippalen Infekten (Erkältungen) und Grippe krank geschrieben, die echte Grippe (Influenza) machte 2.109 Fälle aus, wegen Covid-19 waren 9.794 Menschen in Krankenstand.
Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es in der Kalenderwoche drei 42.419 Krankenstände wegen Erkältungen und Grippe, davon waren nur 179 Fälle Infektionen mit der echten Grippe. Und wegen Covid waren 5.361 Personen im Krankenstand.
Die Grippeimpfung sei auch jetzt im Jänner noch dringend zu empfehlen. Insbesondere weil dieses Jahr von einer sehr guten Schutzwirkung auszugehen ist, da die von der Weltgesundheitsorganisation, WHO ausgewählten Virusstämme des Grippeimpfstoffs 2022/23 die derzeit zirkulierenden Influenzaviren sehr gut abdecken“, so Krauter.
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