Impfung - EU-Kommissarin: "Engpass bei Produktion"
Der EU-Kommissarin Stella Kyriakides zufolge liegen die Probleme mit den Coronavirus-Impfstoffen an einem "Engpass bei der Produktion" und nicht an der Bestellung an sich. Bei der Beschaffung wollte man "nicht alles auf eine Karte zu setzen", das sei auch von den EU-Staaten unterstützt worden, so Kyriakides am Montag. Zuletzt gab es Vorwürfe, Brüssel habe besonders mit den vielversprechendsten Herstellern zu langsam und zögerlich Verträge abgeschlossen.
Kyriakides betonte bei der Befragung durch EU-Parlamentarier, dass alle EU-Mitgliedstaaten an der Ausverhandlung der Verträge beteiligt gewesen seien und auch beschlossen hätten, auf welchen Impfstoff man setze. "Im Juni war noch nicht absehbar, welcher Impfstoff erfolgreich sein wird."
Geheimhaltungsklauseln
Was die Offenlegung der von der Kommission abgeschlossenen Verträge mit den Impfstoffherstellern betrifft, verwies die EU-Kommissarin auf Geheimhaltungsklauseln und ihre Verhandlungsposition. Die EU-Behörde hat zum Missfallen des EU-Parlaments Details wie die Preise der Vakzine bisher nicht publik gemacht.
Die Mitgliedstaaten der EU hatten sich im Sommer darauf verständigt, die Kommission mit dem Aushandeln von Lieferverträgen mit Herstellern künftiger Corona-Impfstoffe zu beauftragen. Bis November schloss die Behörde daraufhin Vereinbarungen mit Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca, Curevac, Johnson & Johnson sowie Sanofi.
Weist Kritik zurück
Kyriakides wies zudem Kritik am Umgang der Europäischen Union mit der Coronavirus-Krise zurück. "Kein Land der Welt" sei für den Ausbruch der Coronavirus-Pandemie gerüstet gewesen, so Kyriakides. EU-Abgeordnete verwiesen darauf, dass die EU sich bereits 2019 intensiv mit solch einer Krisensituation auseinandergesetzt habe.
Es seien "sehr viele Infos gesammelt und ein Know-How aufgebaut worden", es habe sogar einen Impfgipfel gegeben, bemerkte etwa Joachim Kuhs, EU-Mandatar von der Fraktion Identität und Demokratie, in dem Gespräch. "Jetzt sehen wir aber sehr, sehr viel Chaos und Unruhe". Monika Hohlmeier von der Europäischen Volkspartei erklärte, dass die Mitgliedstaaten bereits vor drei Jahren um eine Einschätzung ihrer Mittel im Kampf gegen eine Pandemie gebeten worden seien, diese hätte sich damals allerdings dagegen gewehrt.
"2019 wurde eine solide Grundlage für die Reaktion 2020 gelegt", betonte Kyirakides. 2020 sei allerdings schwer vorherzusehen gewesen und es sei "unmöglich gewesen, dafür gerüstet zu sein". Die EU-Kommissarin räumte anfängliche Schwierigkeiten in der EU im Umgang mit der Pandemie ein. Allerdings sei schlussendlich eine Zusammenarbeit gelungen.
Am kommenden Dienstag soll laut Parlamentskreisen auch die Chef-Unterhändlerin der Kommission, Sandra Gallina, befragt werden. Stellvertretender Vorsitzender des EU-Steering Boards, des Lenkungsgremiums für die Beschaffung des Impfstoffes, ist Clemens Auer, Corona-Sonderbeauftragter des österreichischen Gesundheitsministeriums.
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