Starke Abwehrkräfte: Ein Immunologe gibt Tipps
Die meisten viralen Atemwegsinfektionen fallen in die Wintermonate, in der kalten Jahreszeit haben Viren und Bakterien ein leichtes Spiel. Das hat vor allem damit zu tun, dass wir uns die meiste Zeit in Innenräumen aufhalten, dazu kommt, dass es viele verschiedene Viren gibt, die grippale Infekte oder Schnupfen auslösen können, die Immunantwort auf Atemwegsviren ist nicht nachhaltig genug. Eine Rolle spielt außerdem die geringe Luftfeuchtigkeit: Viren überleben in trockener Luft länger und verbreiten sich besser. Der Wiener Immunologe Univ.-Prof. Winfried Pickl gibt Tipps, wie sich jeder schützen kann.
Schleimhäute pflegen
Kälte und Heizung machen die Luft trocken, das ist schlecht für die Schleimhäute. „Stehende Gewässer sind immer problematisch, da besteht die Gefahr, dass sie kippen. Ein Prinzip, das auch für die Schleimhäute des Körpers gilt – etwa der Nase oder Atemwege. Es ist wichtig, für genügend Bewässerung zu sorgen, um alles im Fluss zu halten“, so der Immunologe Pickl. Regelmäßige Flüssigkeitszufuhr und Luftbefeuchtung sorgen dafür, dass die Schleimhäute ihre Funktion erfüllen können.
Bewegung als Booster
Raus mit uns! Der beste Immunbooster ist körperliche Bewegung – und das idealerweise bei jedem Wetter. Sie trägt dazu bei, die Schleimhäute fit zu halten. Pickl: „Wer sich bewegt, sorgt für einen verbesserten Fluss in den Lymphbahnen und generell im Blutkreislauf, womit gewährleistet wird, dass der „Filter“ „Lymphknoten-Stationen“ und die Entsorgung schädlichen Materials funktionieren.
Vitamin D – ja oder nein?
„Eine Zusammenfassung von 37 gut gemachten Studien kommt zu dem Schluss, dass Vitamin-D-Präparate die Häufigkeit von Atemwegsinfektionen mit Schnupfen, Halsweh oder Husten geringfügig verringern “, heißt es bei „Medizin Transparent“. Fazit: Das Sonnenvitamin hilft vermutlich ein bisschen. Immunologe Pickl hält Vitamin D als „nicht unwesentlich“ für das Funktionieren des Immunsystems.
Viel Schlaf, wenig Stress
„Schlaf ist wichtig, weil der Körper und auch das Immunsystem nachts regeneriert. Das kann man gar nicht oft genug betonen. Er ist auch der beste Weg, um Stress zu minimieren, der das Immunsystem ebenfalls sehr belasten kann“, sagt Immunologe Pickl. So konnte in einer Studie gezeigt werden, dass Personen, die weniger als sieben Stunden pro Nacht schlafen, fast dreimal so häufig einen grippalen Infekt bekommen als Personen, die acht Stunden oder länger schlafen. Wer unter chronischem Stress leidet, ist infektionsanfälliger – u. a., weil der Körper Stresshormone ausschüttet, die die Immunantwort unterdrücken.
Vielfalt im Darm
„Darmgesundheit ist ein wesentlicher Punkt für die Förderung eines funktionierenden Immunsystems“, sagt der Immunologe. Die Mikroorganismen im Darm sind maßgeblich daran beteiligt, dass das Immunsystem effektiv auf Krankheitserreger reagiert. Eine möglichst vielfältige Ernährung ohne hochverarbeitete Lebensmittel, aber mit reichlich Gemüse und Obst sichert auch die Vielfalt des Darm-Mikrobioms.
Guter & schlechter Schmutz
Hygienische Maßnahmen minimieren das Risiko, sich mit Krankheitserregern infizieren. Dazu gehört zum Beispiel richtiges Händewaschen, mindestens 20 bis 30 Sekunden lang. Dennoch profitiert das Immunsystem von Kindern, wenn es mit Erregern konfrontiert wird – weil es dann „lernt“. Univ.-Prof. Winfried Pickl: „Am besten trainiert wird das Immunsystem von Kindern aber durch gezielte Impfungen laut Österreichischem Impfplan.“
Helfer aus der Natur
Husten, Schnupfen, Halsweh - diese natürlichen Wirkstoffe unterstützen den Heilungsprozess:
SALBEI
Desinfizierend: Bei ersten Anzeichen von Halsschmerzen hilft es, ein frisches Salbeiblatt zu kauen oder mit dem Tee mehrmals zu gurgeln. Die Gerbstoffe stärken die Schleimhäute, das ätherische Öl desinfiziert. Zubereitung: Als Tee, aber auch in Form von Pastillen erhältlich.
EFEU
Hustenstillend und lösend: Reichhaltig an Saponinen, wirkt „Hedera Helix“ vor allem bei trockenem Husten. Er löst festsitzenden Schleim. Zubereitung: Als Tee oder in Form von Extrakten (Sirup, Tropfen, etc.) in der Apotheke erhältlich, auch in Kombination mit Thymian.
SALZ
Befeuchtend: Im Winter ist das Klima trocken. Salzlösung (z. B. mit Meersalz) befeuchtet und pflegt die Nasenschleimhaut, auch bei beginnendem Schnupfen und Husten. Stichwort: Als Spray erhältlich – oder als Lösung zur Inhalation für die Atemwege.
SPITZWEGERICH, THYMIAN
Gegen Entzündung: Spitzwegerichblätter gelten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel, zur Behandlung bei Katarrhen der oberen Luftwege und zur Linderung von Hustenreiz. Zubereitung: Als Tee oder als Lutschtabletten, in Kombination mit Eukalyptus und Thymian.
ISLANDMOOS
Reizlindernd: Bei trockenem Reizhusten versagt oft die Stimme und es kitzelt. Die antibakteriellen Inhaltsstoffe der Flechte helfen, den Reiz zu lindern und gut zu befeuchten. Zubereitung: Als Tee, aber meist in Form von Lutschpastillen oder im Hustensaft.
KAPLAND-PELARGONIE
Antibakteriell, antiviral: Die Pelargoniumwurzel gilt in Südafrika als traditionelles Mittel bei Atemwegserkrankungen. Es soll gegen Viren und Bakterien sowie schleimlösend wirken. Zubereitung: Als Extrakt in Form von Tropfen, Tabletten, Saft.
EIBISCH
Beruhigend: Die Wurzeln und Blätter enthalten Schleimstoffe, die sich an der Schleimhaut in Mund, Rachen und Hals haften. Dort wirken sie heilungsfördernd und reizlindernd. Stichwort: Als Tee (genaue Zubereitung in der Apotheke nachfragen!), in Hustenpastillen und -zuckerln.
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