Jeder Fünfte sieht HIV-Positive als Gefahr für die Gesellschaft
473 Neudiagnosen mit dem HI-Virus hat es im Vorjahr in Österreich gegeben, mehrere tausend Menschen leben hierzulande mit HIV. Bei behandelten Personen ist das Virus nicht mehr nachweisbar, "und dann auch nicht übertragbar", betonte der Mediziner Alexander Zoufaly im Gespräch mit der APA. Dennoch gibt es auch in Österreich viel Stigmatisierung. 21 Prozent meinen, dass HIV-Positive eine Gefahr für die Gesellschaft sind, zeigt eine Umfrage im Auftrag des Pharmakonzerns Gilead.
Über einen Kuss nicht übertragbar
Fast ein Drittel (31 Prozent) der 1.000 im August von Medupha Market Research befragten Österreicherinnen und Österreicher glauben fälschlich, dass HIV über einen Kuss übertragbar ist, erläuterte Evelyne Ellinger, medizinische Verantwortliche bei Gilead Österreich. 13 Prozent nehmen dies auch für Insektenstiche an und immerhin noch zwölf bzw. zehn Prozent fürchten zu unrecht eine Ansteckung über die gemeinsame Benützung von Geschirr bzw. von Toiletten.
"HIV ist in erster Linie eine sexuell übertragbare Infektion", versicherte Zoufaly in dem Gespräch anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember. Um die 30 Prozent der Ansteckungen passieren zudem laut der österreichischen HIV-Kohortenstudie bei heterosexuellen Kontakten. Leider gibt es immer noch Diskriminierung, sagte der Infektiologe und HIV-Spezialist. Die beste Möglichkeit zu einer Besserung der Situation sei Aufklärung.
Betroffene diskriminieren sich selbst
Der Linzer Michael Hofbauer geht seit 2020 mit seiner HIV-Diagnose in die Öffentlichkeit und hat das Buch "Tanz mit dem eigenen Ich" darüber geschrieben. Beim Projekt Positive Buddys der Aidshilfe Oberösterreich steht er neudiagnostizierten Personen als Gesprächspartner zur Seite. Das Gefühl des "im Stich gelassen Seins" stehe häufig am Beginn. "Oft diskriminieren sich Betroffene selbst", berichtete er zudem von Schuldzuweisungen der HIV-Positiven an sich selbst wegen der Ansteckung. "Das Internet ist die toxischste Ebene, die es gibt, wenn man sich informieren möchte", warnte Hofbauer.
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Die Behandlung kann zwar das HI-Virus nicht für immer aus dem Körper verdrängen, doch verhindern, dass eine daraus resultierende Aids-Erkrankung ausbricht. Ohne Therapie dauert es von der HIV-Infektion bis zum Endstadium Aids im Schnitt acht Jahre. HIV und Aids sind aber heute "gut behandelbar", erläuterte Zoufaly, der auch Präsident der Österreichischen Aids-Gesellschaft (ÖAG) ist. Die Betroffenen haben nahezu die gleiche Lebenserwartung wie gesunde Menschen und sterben nicht mehr an Aids, sondern an anderen Erkrankungen.
Eine Tablette pro Tag als Therapie
Die Therapie besteht mittlerweile aus einer einzelnen Tablette pro Tag, statt früher bis zu 20 Stück, erläuterte Zoufaly. Stattdessen ist neuerdings auch eine Spritze alle zwei Monate möglich. Die Wahlfreiheit liegt beim Patienten oder der Patientin. Es gibt keine Nebenwirkungen außer in den ersten zwei Wochen der Einnahme, berichtete Hofbauer. "Ich mache Sport, ich ernähre mich wie ich will. Es hat sich nichts verändert, außer dass ich jeden Tag eine Tablette nehmen muss."
Es reicht allerdings nicht nur, die Infektion zu identifizieren, "sondern das muss auch früh passieren. Sonst hat das Virus im Körper schon gewütet", sagte Zoufaly. Nach einem vermuteten Risikokontakt stehen Schnell- und PCR-Tests zur Verfügung. Sind diese positiv, sollte rasch mit der Behandlung begonnen werden. Bei Symptomen, die bereits mit einer Aids-Erkrankung einhergehen, liegt eine Infektion meist schon Jahre zurück. Das können eine untypische Lungenentzündung, längeres Fieber oder eine Gürtelrose in jungen Jahren sein. Menschen, die andere sexuell übertragbare Krankheiten haben, solle auch ein HIV-Test angeboten worden, empfahl der Experte.
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Kondome verhindern Ansteckung
Einfachstes Mittel zur Verhinderung einer Ansteckung ist das Kondom. Personen mit Risikokontakten können zur Vorbeugung einer Ansteckung entwickelte Medikamente einnehmen, sogenannte Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Diese sind in Österreich privat zu bezahlen, müssten aber, dass sie gut funktionieren, niederschwellig verfügbar sein, forderte Zoufaly, "dass nicht die Kreditkarte, sondern die E-Card entscheidet". Das sei ein wesentlicher Aspekt zur Eliminierung von HIV.
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