Gezielt mit Corona-Virus infiziert: Erste Studienergebnisse liegen vor

Gezielt mit Corona-Virus infiziert: Erste Studienergebnisse liegen vor
Vor einem Jahr starteten Forscher in Großbritannien eine umstrittene Studie. Nun präsentierten sie ihre Erkenntnisse.

Die einen tun alles, um sich vor dem Virus zu schützen - sei es durch Impfungen oder auch durch sozialen Rückzug und Vorsicht. Andere infizieren sich freiwillig. Allerdings nicht auf illegalen "Corona-Partys" sondern im Dienste der Wisssenschaft.

30 junge, gesunde Freiwillige, die zuvor weder geimpft waren noch eine Infektion hinter sich hatten, erhielten in London vor rund einem Jahr in einer kontrollierten Umgebung eine niedrige Dosis an Corona-Viren. Die britische Studie gilt als weltweit erste, die im Zusammenhang mit Covid-19 auf diese Weise geforscht hat.

Nasentropfen

Die Viren wurden den Probanden in Form einer Flüssigkeit in die Nase geträufelt.Danach beobachteten die Forscher vom Imperial College im Rahmen ihrer sogenannten Human-Challenge-Studie, ob Infektionen stattfanden und wie diese ablaufen. Drei Wochen mussten die Freiwilligen in einem hermetisch abgeriegelten Raum verbringen, wurden laufend getestet und unterzogen sich verschiedenen Untersuchungen und Tests.

Das zentrale Ergebnis der sogenannten Human-Challenge-Studie: Die Inkubationsphase des Virus soll den Forschern zufolge deutlich kürzer sein als zuvor angenommen - im Schnitt traten schon 42 Stunden, also knapp zwei Tage nach der Ansteckung bei den Teilnehmern Symptome auf. Allerdings: Die Ergebnisse beziehen sich weder auf Omikron noch auf Delta, sondern auf den Wildtyp des Coronavirus. Anders als zunächst gehofft, hat sich die Forschung in die Länge gezogen.

Sehr umstritten

Unter Medizinethikern sind die Studien extrem umstritten. Viele argumentieren, dass Menschen unnötig in Gefahr gebracht würden, obwohl es Alternativen gebe. Auch bei jungen Menschen gebe es schwere Verläufe, heißt es etwa in einer Stellungnahme des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung, die in dieser Woche als noch nicht von Experten begutachtete Preprint-Studie veröffentlicht wurde, ist, dass der Großteil der ausgeschiedenen Viruslast aus den Nasen der Probanden statt aus dem Rachen kam, wo diese schwächer ausfiel und schneller wieder abnahm. Die britischen Forscher leiten daraus ab, wie wichtig es ist, Masken auch über der Nase zu tragen.

Weitere Runde geplant

Derzeit bereitet das Team eine weitere Runde vor, bei denen Freiwillige mit der Delta-Variante infiziert werden sollen. Ziel ist es, dabei auch Durchbruchsinfektionen herbeizuführen bei Menschen, die bereits Antikörper in sich tragen.

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