Gesundheitsnotstand in Peru: Nervenkrankheit tritt gehäuft auf
Wegen einer ungewöhnlichen Häufung von Fällen einer üblicherweise sehr seltenen Nervenerkrankung hat die Regierung Perus einen dreimonatigen Gesundheitsnotstand erklärt. Seit Jänner seien in dem südamerikanischen Land 182 Fälle des sogenannten Guillain-Barré-Syndroms erfasst worden, teilte das Gesundheitsministerium bereits am Samstag mit. Vier der Betroffenen seien gestorben. 31 Patienten seien noch im Krankenhaus, die restlichen 147 wieder entlassen worden.
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine Nervenerkrankung, die oft mit Kribbeln und Taubheitsgefühl beginnt und zu Muskelschwäche und Lähmungserscheinungen führen kann. Durch eine überschießende Autoimmunreaktion werden Nerven geschädigt, so dass sie keine Reize mehr übertragen können. Dem GBS geht in der Regel eine Erkrankung der oberen Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts voraus, zum Beispiel eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien. Auch Dengue- und Zika-Virus können Auslöser sein, ebenso wie auch Infektionen mit dem neuen Coronavirus.
Das Guillain-Barré-Syndrom wurde während der Coronapandemie auch wiederholt mit Impfungen gegen Covid-19 in Verbindung gebracht. Im Juli 2021 gab die US-Arzneimittelbehörde FDA eine Warnung heraus: Bei Impfungen mit dem Vakzin des Pharmakonzerns Johnson & Johnson bestehe ein "erhöhtes Risiko", am Guillain-Barré-Syndrom zu erkranken.
Auch in Europa musste ein entsprechender Warnhinweis in die Produktinformation aufgenommen werden. Auch beim Covid-19-Impfstoff von Astra Zeneca wurde ein möglicher Zusammenhang mit Guillain-Barré-Fällen diskutiert.
Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, gibt es bislang rund 100 vorläufige Berichte über ein Auftreten der neurologischen Krankheit – bei rund 12,5 Millionen verabreichten J&J-Impfdosen. In 95 Fällen mussten die Patienten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein Mensch starb.
Peru wurde allerdings auch schon 2019 von einer größeren Welle erfasst. Im Zeitraum vom 20. Mai bis 27. Juli wurden 683 vermutete oder bestätigte GBS-Fälle festgestellt, wie es in einer 2020 im Fachblatt Emerging Infectious Diseases vorgestellten Analyse heißt. In Französisch-Polynesien folgte 2013/14 eine Häufung von GBS-Fällen auf eine Zika-Infektionswelle.
Generell bleibt es meist bei Einzelfällen, Ausbrüche sind selten.
"Wir haben die Krankheit derzeit unter Kontrolle", sagte Perus Gesundheitsminister César Vásquez vor Journalisten. Da es in den vergangenen Wochen einen bedeutenden Anstieg von Fällen gegeben habe, sei es notwendig geworden zu handeln. Zu den Gründen für die Zunahme gab es zunächst keine Angaben. Für den großen Ausbruch 2019 galten Infektionen mit Campylobacter jejuni als wahrscheinlichste Ursache.
Mit der Notstandserklärung werde gewährleistet, dass ausreichend Medikamente zur Behandlung des Syndroms für die Krankenhäuser bereitgestellt würden, hieß es. Außerdem werden demnach die epidemiologische Überwachung intensiviert und die Referenzlabore zur Analyse von Proben verstärkt. Eine entsprechende Anordnung wurde im Amtsblatt des fast 34 Millionen Einwohner zählenden Landes veröffentlicht.
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