Werdende Mütter: Angst vor der Geburt kann die Stillzeit verkürzen

Eine Frau stillt ihr Baby.
Blickt eine Mutter ihrer Entbindung mit Sorge entgegen, fällt oft auch die folgende Stillzeit kürzer aus. Unabhängig von der Art der Entbindung, wie eine neue Studie aus Finnland zeigt.

Die Geburt ist für Eltern ein einschneidendes Erlebnis. Viele Fachgesellschaften und etwa auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen, das Neugeborene nach der Geburt zu stillen

Ob eine Frau sich dazu entscheidet, bleibt ihr selbst überlassen. Neben pragmatischen und körperlichen Ursachen, die das Stillen verkomplizieren oder unmöglich machen können, spielt die Psyche eine große Rolle dabei, ob eine gute Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind zustande kommt. 

Finnische Forschende konnten nun darlegen, dass es einen Zusammenhang zwischen erfolgreichem Stillen und den Gefühlen, die eine Frau im Vorfeld der Geburt verspürt, geben könnte.

Angstgefühle könnten Stillbemühungen verkomplizieren

Anhand von Daten aus der Kuopio-Geburtskohortenstudie (KuBiCo) untersuchte man geburtsrelevante Faktoren, die den Erfolg und die Dauer des Stillens im ersten Lebensjahr beeinflussen.

Die Gruppe des Kuopio Universitätsspitals, der Universität Ostfinnland und des Finnish Institute for Health and Welfare analysierte Daten aus den Jahren 2013 bis 2020. Der Datensatz umfasste in Summe über 2.500 Frauen, die im Universitätskrankenhaus entbunden hatten. Während der Schwangerschaft füllten die werdenden Mütter verschiedene Fragebögen aus. Außerdem beantworteten sie nach einem Jahr Fragen zur Stilldauer.

98 Prozent der teilnehmenden Mütter begannen in der ersten Woche nach der Geburt mit dem Stillen, drei von vier Müttern stillten ihr Kind mindestens sechs Monate lang. Mütter, die vaginal und ohne Komplikationen entbunden hatten, erfüllten gängige Stillempfehlungen am häufigsten.

Ein besonders bedeutsames Ergebnis der Studie: Der beobachtete Zusammenhang zwischen der Angst vor einer Geburt und der Dauer des Stillens. "Bei Müttern, die sich vor der Geburt fürchteten, war die Dauer des Stillens (…) dreimal häufiger kürzer als empfohlen", wird Maija Vasanen, Erstautorin der Studie, in einer Aussendung zitiert. In Finnland wird – wie auch von der WHO – empfohlen, wenn möglich, mindestens sechs Monate lang ausschließlich zu stillen. 

Die Angst vor der Geburt stand in signifikantem Zusammenhang mit der Dauer des Stillens. Unabhängig davon, ob es sich um eine spontane oder unterstützte vaginale Entbindung, einen gewählten oder nicht-gewählten Kaiserschnitt handelte.

Umfassende Beratung als wesentlicher Faktor

Die Forschenden fanden auch heraus, dass eine Zwillingsschwangerschaft, mütterliches Übergewicht, Bluthochdruck und Rauchen mit einer kürzeren Stilldauer verbunden waren. Von den Müttern mit Zwillingen stillten 40 Prozent ihre Kinder mindestens sechs Monate lang. Weitere stillverkürzende Faktoren waren ein junges Alter der Mutter, die erste Geburt, der Status als Alleinerziehende und ein niedrigeres Bildungsniveau.

Ein laut den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern positiver Trend: Der Anteil der Mütter, die länger als sechs Monate stillten, stieg zwischen 2013 und 2020 von rund 71 auf 85 Prozent.

Die Fachleute vermuten, dass die Entwicklung auf der stetig besser werdenden Beratung und Stützung von Müttern und Vätern (auch sie spielen laut Studien beim Stillerfolg eine wichtige Rolle) nach der Geburt fußt. Künftig sollte sich "die Stillberatung auch an Mütter richten, die Angst vor der Geburt haben", summiert Studienhauptautorin Leea Keski-Nisula.

Die Studie wurde im Fachblatt Breastfeeding Medicine veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden.

Kommentare