Unfälle beim Frühjahrsputz: Von diesem Hilfsmittel geht die größte Gefahr aus

Instabil: Kleine Klappleitern können verhängnisvoll sein.
Zusammenfassung
- Im Jahr 2024 erlitten 26.700 Menschen Verletzungen bei Haushaltsreinigungen, mit 4.000 Fällen allein beim Frühjahrsputz.
- Seniorinnen und Senioren sind besonders gefährdet, da Stürze in dieser Altersgruppe folgeschwer sein können.
- Hauptunfallursachen sind Ablenkung, Hektik und Unachtsamkeit.
An Büschen und Bäumen sprießen erste Blätter, da und dort schießen Krokusse und Schneeglöckchen aus dem Boden, der Duft von Bärlauch liegt in der Luft: Nicht nur die Natur putzt sich dieser Tage heraus.
Auch bei vielen Menschen wecken die Frühlingsboten die Lust aufs Saubermachen.
Stürze bis Schnitte: Vorsicht beim Frühjahrsputz
Und so werden in vielen Haushalten dieser Tage Staubsauger, Putzfetzen und Scheuerschwämme geschwungen – auch in Ecken, die man das restliche Jahr über keines Blickes würdigt. Um sie zu erreichen, nimmt so manch Putzwütiger halsbrecherische Positionen ein.
Mit teils unschönen Folgen, wie jüngst veröffentlichte Daten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigen. Im Gesamtjahr 2024 mussten nach Unfällen bei Reinigungsarbeiten im Haushalt 26.700 Personen im Spital behandelt werden. Das ist der zweithöchste Wert der vergangenen neun Jahre, nur 2023 gab es noch mehr Verletzte.
Rund 4.000 dieser Verletzungen ereigneten sich beim Frühjahrsputz. "Wir bemerken, dass die Zahl der Haushaltsunfälle in den vergangenen Jahren kontinuierlich ansteigt", erklärt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV, im KURIER-Gespräch.
In der Corona-Pandemie seien besonders viele Menschen bei Reinigungsarbeiten daheim zu Schaden gekommen. "Das war sicherlich dem krisenbedingten Rückzug in die eigenen vier Wände geschuldet", sagt Trauner-Karner. "Allerdings sehen wir nun, dass die Zahlen kaum abflachen."
Steile Steigerungsraten bei Senioren
Besonders steile Steigerungsraten gibt es bei Seniorinnen und Senioren. "Hier sind leider auch die Folgen potenziell besonders dramatisch, weil Stürze bei älteren Menschen schwerwiegende Folgen und lange Heilungsprozesse nach sich ziehen können."
Unter den Verletzungsarten rangieren Knochenbrüche auf Platz eins vor offenen Wunden, Sehnen- und Muskelverletzungen sowie Prellungen. Unter den Unfallarten finden sich im Fünfjahresdurchschnitt Stürze ganz vorne, gefolgt von Zusammenstößen mit Objekten sowie Kratzern, Schnitten, Stichen und Bissen.
Ablenkung, Hektik und Unachtsamkeit steigern Verletzungsrisiko
Auch zu den Verletzungsursachen stehen Daten zur Verfügung: "Unsere Auswertungen zeigen, dass in den vergangenen fünf Jahren in 46 Prozent der Fälle Ablenkung, Hektik und Unachtsamkeit die Unfallursachen bei Reinigungsarbeiten im Haushalt waren", sagt Trauner-Karner.
Die Expertin rät zur Ruhe beim Reinigen. Es sei wichtig, sich ausreichend Zeit zu nehmen, sich gut vorzubereiten und Hindernisse vor den eigentlichen Arbeiten aus dem Weg zu räumen. "Manchmal werden auch in Wohnräumen herumschleichende Katzen oder Hunde zur Stolperfalle, wenn diese zwischen den Beinen herumlaufen, oder Putzeimer und Besen umstoßen."
Männer putzen nach wie vor weniger
Die neuesten Zahlen des KFV legen auch gesellschaftliche Trends offen: Mehr Putzunfälle gibt es nämlich auch bei Männern. "Offenbar sind Männer engagierter im Haushalt, was an sich begrüßenswert ist, leider ereignen sich dabei auch Unfälle", sagt Trauner-Karner.
Allerdings: 68 Prozent der Verletzten bei Reinigungsarbeiten im Haushalt waren 2024 nach wie vor weiblich. "Ein Zeichen dafür, dass Putzarbeiten im Haushalt vermutlich weiterhin großteils von Frauen verrichtet werden."
Geschlechterunterschiede offenbaren sich teils auch bei den Unfallhergängen. Im Vorjahr gab es wieder einige Unfälle von Männern in Zusammenhang mit Bierflaschen oder Bierkisten, weil diese beim Aufräumen im Weg gestanden sind oder die Männer beim Wegräumen zu Sturz kamen.
Anlass genug, sich Tipps für sicheres Putzen in Erinnerung zu rufen:
- Rutschgefahren ausschalten: Verwenden Sie rutschfeste Schuhe und sichern Sie Teppiche oder andere Stolperfallen.
- Sicheres Arbeiten in der Höhe: Verwenden Sie eine stabile Leiter mit rutschfesten Füßen, keine wackeligen Möbel.
- Ablenkungen minimieren: Konzentrieren Sie sich auf die Aufgabe und vermeiden Sie Multitasking.
- Geeignete Schutzmaßnahmen treffen: Handschuhe und Schutzbrillen verhindern Verletzungen durch Reinigungsmittel.
- Pausen einlegen: Übermüdung führt zu Unachtsamkeit und erhöht das Unfallrisiko.
"Ablenkung und Multitasking sind echte Unfalltreiber, wie im Verkehr auch", summiert Trauner-Karner und empfiehlt, Putzen nicht als banale Tätigkeit abzutun, "sondern sich auf den Wert der Arbeit zu konzentrieren".
Die gefährlichsten Putzhilfsmittel in Österreich sind übrigens zwei- bis dreistufige Klappleitern ohne Handgriff. "Hier ist besondere Vorsicht geboten."
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