Studie: Weniger Frühgeburten während der Corona-Pandemie
Rund sieben Prozent der Kinder in Österreich kommen als Frühgeborene zur Welt, also vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche (SSW). Je früher ein Kind geboren wird, desto unreifer sind seine Organfunktionen und umso höher ist das Risiko, dass es erkrankt oder eine bleibende Beeinträchtigung erleidet.
Eine aktuelle Studie eines Forschungsteams der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und des Universitätsklinikums Ulm, in Zusammenarbeit mit den Perinatalzentren in Hessen, zeigt: Die Frühgeburtenzahlen sind mit Beginn der Lockdowns kontinuierlich gesunken. Die Untersuchung umfasste 184.827 Geburten in Hessen von 2017 bis 2020 und weist auf eine deutliche Reduktion der sehr frühen Frühgeburten (vor der 32. Schwangerschaftswoche) während der Pandemie hin, besonders während der beiden Lockdown-Phasen im Jahr 2020.
Weniger Frühgeburten durch Infektionen
Die Universität berichtet in der Fachzeitschrift JAMA Network Open von einem Rückgang der Frühgeburtenrate bei Risikoschwangerschaften, etwa bei Müttern mit schweren Erkrankungen oder pathologischen (also krankhaften) Befunden in Bezug auf den Fetus. Gleichzeitig blieben andere Risikofaktoren wie Mehrlingsschwangerschaften und Bluthochdruck konstant.
Auch sehen die Forschenden einen Rückgang der Frühgeburten durch eine intrauterine Infektion, was die Forscher mit den verschärften Hygienemaßnahmen in Verbindung bringen. Intrauterine Infektionen sind solche, die beispielsweise die Plazenta, das Fruchtwasser, den Fetus oder andere Bereiche in der Gebärmutter betreffen. Alternativ könnten die sehr strengen Lockdown-Maßnahmen und Ausgangssperren das individuelle Stressniveau während der Schwangerschaft verringert haben, insbesondere im Hinblick auf Stressfaktoren bei Arbeit und Freizeitaktivitäten, kommentieren die Forschenden in der Studie.
Schwangere auch in Pandemie gut versorgt
Die Ergebnisse liefern wertvolle Einblicke in die Rolle von Präventionsmaßnahmen, wie strikten Kontakt- und Hygienebeschränkungen, bei der Reduktion vermeidbarer Risikofaktoren für Frühgeburten. "Dies verdeutlicht die Bedeutung von Programmen, die darauf abzielen, diese Risiken gezielt zu minimieren, um langfristig die Frühgeburtenrate zu senken“, kommentiert Anita Windhorst die Forschungsergebnisse in einer Aussendung der Universität.
Das Team konnte anhand der Geburts- und Behandlungsdaten, die von der Landesarbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung Hessen bereitgestellt wurden, zudem bestätigen, dass die Qualität der Versorgung von Schwangeren bis zur Geburt auf einem konstant hohen Niveau blieb. Der verstärkte Fokus auf Covid-Patientinnen und -Patienten hatte demnach keine negativen Auswirkungen auf Schwangere. Es kam, im Gegensatz zu anderen Erkrankungen und der Notfallversorgung, nicht dazu, dass Vorsorgeangebote später aufgesucht wurden.
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