Fast die Hälfte aller Kindergetränke im Handel ist zu süß

Fast die Hälfte aller Kindergetränke im Handel ist zu süß
Spezielle Drinks entsprechen häufig nicht den empfohlenen Kriterien, zeigte eine neue Untersuchung. Worauf Eltern achten sollten.

Bunte Verpackungen, lustige Botschaften - und ein Inhalt, der Kindern schmecken soll: Auch bei Getränken wächst das auf Kinder zugeschnittene Angebot ständig. Wie sehr diese Getränke tatsächlich den kindlichen Ernährungsbedürfnissen entsprechen, ist selten an den Verpackungen abzulesen. Das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition" mit Sitz in Salzburg widmete sich daher jetzt besonders diesen Getränken.

Insgesamt erhoben die Diätologen und Ernährungsmediziner von SIPCAN 514 Getränke, die im Handel erhältlich sind. Davon richtet sich jedes zehnte Getränk (11 %) speziell an die Zielgruppe Kinder. "Wir habern diese 57 Produkte genau unter die Lupe genommen", erklärt Studienleiter Manuel Schätzer. Das Ergebnis zeigt: Der durchschnittliche Zuckergehalt aller Kindergetränke liegt bei 6,25 Gramm pro 100 Milliliter. "Im Durchschnitt sind sie also etwas süßer als das Gesamtangebot der Getränke mit einem Zuckergehalt von 6,06 Gramm."

60 Prozent entsprechen Kriterien

Was die Experten allerdings positiv bewerten: Immerhin 34 der getesteten Produkte - das sind 60 Prozent - entsprechen allgemeinen Kriterien zur Getränkewahl bei Kindern. Zur Orientierung sollten Eltern darauf achten, dass pro 100 Milliliter Flüssigkeit maximal 6,7 Gramm Zucker enthalten sind.

Die andere Seite der Medaille: Die restlichen 23 Kindergetränke (40 Prozent) sind "definitiv viel zu süß". Im Durchschnitt enthalten sie zwei Stück Würfelzucker, der Maximalwert einer Flasche Kindergetränk mit 200 bis 300 ml lag sogar bei 9,5 Gramm Zucker. In drei Kindergetränken fanden die SIPCAN-Experten sogar Süßstoffe. Ein absolutes No-go, betont Diätologin Nadine Moser. "Der Ersatz durch Süßstoffe ist keine zufriedenstellende Lösung, da sich Kinder gerade beim Trinken an möglichst wenig Süße gewöhnen sollten."

Allgemeine Bilanz

Was das Gesamtangebot aller 514 untersuchten Getränke betrifft, entsprechen 55,1 Prozent den allgemeinen Orientierungskriterien von maximal 6,7 Gramm Zucker pro 100 ml. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen sank sogar der Anteil von Getränken mit Süßstoffen um 12 Prozent. Bemerkenswert für die Experten: Sieben Prozent aller Getränke wiesen einen Zuckergehalt von weniger als einem Gramm pro 100 Milliliter auf. Diese Drinks enthalten nicht einmal Süßstoffe.

Bei den Erwachsenen gibt es allerdings sogar mehrere Zutaten, die überhaupt keinen Zucker enthalten, etwa aromatisiertes Wasser. Für Kinder gibt es nur ein solches Produkt. Positiv bewertet wird allerdings, dass es für die junge Zielgruppe viele gespritzte Fruchtsäfte gibt. Allerdings mit mehr Saft als empfohlen.

Tipps

Bei gespritzten Säften sollten die Fruchtsäfte eher sparsam eingesetzt werden. Das empfohlene Mischverhältnis liegt bei einem Teil Saft auf drei Teile Wasser (1:3).

Die Entwicklung eines gesunden Trinkverhaltens ist für Kinder ebenso wichtig wie die Wahl geeigneter Durstlöscher, erklärt SIPCAN-Vorstand und Ernährungsmediziner Friedrich Hoppichler. Der ärztliche Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Salzburg rät Eltern beim Einkauf zu einem kritischen Blick auf die Verpackungen. "Viele Studien zeigen, dass häufiger Konsum zuckerreicher Getränke das Risiko für Übergewicht und Adipositas schon bei Kindern erhöht."

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