Fahrradunfälle von Kindern: Lenkstange als Verletzungsrisiko

Ein Mädchen fährt mit einem Mountainbike durchs Gelände.
Durch Kontakt mit dem Lenker kann es zu inneren Verletzungen kommen. Österreichische Forschende untersuchten die Lenker von sechs Herstellern. Das Ergebnis: Es kommt auf die Griffe an.

Rund 8.000 Kinder und Jugendliche werden jedes Jahr bei einem Unfall mit dem Fahrrad so schwer verletzt, dass sie anschließend im Krankenhaus behandelt werden müssen. Rund 600 der Verletzungen sind direkt auf Kontakt mit der Fahrradlenkstange zurückzuführen – das ist zwar ein kleiner Teil, der Kontakt führt jedoch häufig zu ernsten Verletzungen. 

19 Prozent der Kinder müssen stationär aufgenommen werden. Die Hälfte der Lenkerverletzungen betrifft das Abdomen, darunter fallen etwa Prellungen oder Risse der Leber, der Bauchspeicheldrüse oder der Milz. 

Zu derartigen Bauchverletzungen kommt es typischerweise, wenn ein Kind auf das Lenker-Ende eines seitlich am Boden liegenden Fahrrades stürzt oder bei Auffahrunfällen, wenn sich der Lenker nach einer Kollision plötzlich dreht, heißt es in einer aktuellen Aussendung der TU Graz.

Am dortigen Institut für Fahrzeugsicherheit untersuchte Maximilian Schinagl im Rahmen einer Masterarbeit diese Unfallsituationen genauer. Mit Hilfe eines virtuellen Menschmodells eines Kindes simulierte er die Folgen eines stumpfen Anpralls am Abdomen aus verschiedenen Winkeln. Für seine Simulationen kamen sechs Lenker-Enden verschiedener Hersteller sowie als Basiswert ein defektes Lenker-Ende (ohne Schutzkappe) zum Einsatz. 

Gestaltung der Griffe hat wesentlichen Einfluss auf Verletzungsschwere

Das Ergebnis: Das Design der Lenker-Enden hat wesentlichen Einfluss darauf, ob sich Kinder nach Fahrradunfällen verletzen bzw. wie schwer diese Verletzungen sind. Lenker-Enden mit verbreiteter Schutzkappe zeigten die beste Schutzwirkung. "Im Zuge unserer Simulationen haben wir gesehen, dass Lenker-Enden mit einem größeren Durchmesser das Verletzungsrisiko um bis zu 20 Prozent reduzieren können", erklärt Nico Erlinger vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz, der an dem Projekt mitarbeitet. "Da es zu Verletzungen bei dieser Art von Unfällen bislang nur wenige Untersuchungen gab, ist hier noch viel Potenzial vorhanden, um mit weiterführender Forschung das Risiko weiter zu senken."

Aktuell läuft ein Folgeprojekt der TU Graz in Kooperation mit dem österreichischen Kinderfahrrad-Hersteller woom, bei dem die Einflüsse der Lenker-Enden auf abdominale Verletzungen detailliert analysiert werden. 

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