Experten alarmiert: USA kaufen Remdesivir-Bestände auf

Remdesivir ist eigentlich für Patienten mit Ebola entwickelt worden
Alleingang alarmiert andere Staaten. In Österreich seien noch genügend Mengen vorhanden, wird betont.

Angesichts der rasant steigenden Erkrankungszahlen in den USA greift der Staat zu drastischen Mitteln: Ähnlich wie bei der Produktion von Impfstoffen versucht Donald Trump nun, den USA das kürzlich für die Behandlung von Covid-19 zugelassene Medikament Remdesivir zu sichern. In Österreich ist genug vorhanden, versicherten die Behörden am Mittwoch. An einem gemeinsamen Beschaffungssystem der EU wird gearbeitet. Gesundheitsminister Rudolf Anschoben kommentierte dies auf Anfrage der Austria Presse Agentur gelassen. "Das ist wieder so ein Ding, das Donald (Trump) da versucht."

Man habe vom Pharmaunternehmen Gilead praktisch sämtliche Bestände des Medikaments Remdesivir, die die Herstellerfirma laut ihren Produktionskapazitäten bis September herstellen kann: 100 Prozent der Juli-Produktion sowie jeweils 90 Prozent von August und September. Das sind in Summe rund 500.000 Behandlungszyklen des Medikaments. Die Trump-Administration verkündete, mit diesem "unglaublichen Deal" sei der Zugang der Amerikaner zu diesem ersten zugelassenen Medikament für die Behandlung von Covid-19 gesichert. Damit wolle man sichergehen, dass jeder US-Bürger, der Remdesivir benötige, es auch erhalte.

 

Kapazitäten international begrenzt

Allerdings nur diese. Für andere Länder, darunter auch Europa, würden durch den Deal keine Kapazitäten mehr übrig bleiben, warnen Experten. Der Alleingang und die daraus resultierenden, nicht absehbaren Folgen alarmieren Experten in aller Welt. Vor allem bei der aktuellen US-Covid-19-Krise sind die Remdesivir-Mengen international begrenzt. Deshalb sorgen Aktivitäten der Administration von Donald Trump weltweit für Aufsehen. 

In Österreich wird Remdesivir im Rahmen eines sogenannten "Compassionate Use"-Programms von Gilead an spezialisierten Krankenhausabteilungen längst verwendet. Ein Engpass ist derzeit nicht in Sicht. Clemens Schödl, Gilead Österreich-Chef, am Mittwoch gegenüber der APA: "Wir haben noch Ware aus diesem 'Compassionate Use'-Programm, das nicht 'angegriffen' wurde. Wir haben auch an die Universitätsklinik in Graz und an das Wiener AKH geliefert. In der derzeitigen Situation sind wir gut aufgestellt."

Pandemie gerät in USA außer Kontrolle

Der Remdesivir-Deal wurde zu einem Zeitpunkt verkündet, in dem klar wurde, dass die Pandemie in den USA außer Kontrolle gerät. Der Gesundheitsberater des Weißen Hauses, Anthony Faucy warnte den Senat, dass sich die Pandemie in die falsche Richtung entwickle. "Wir schlittern rückwärts", sagte er. 

Nach wie vor zählen die USA zu jenen Ländern mit den höchsten Erkrankungs- und Todesfällen weltweit: 2,5 Millionen bestätigte Covid-19-Fälle sind es derzeit. In der Vorwoche war mit 40.000 Neuerkrankungen an einem Tag der bisherige Höhepunkt innerhalb von 24 Stunden erreicht worden. Wenn es jetzt keine Wende gebe, würde ihn ein Ansteigen auf 100.000 Neuerkrankungen pro Tag nicht überraschen, sagte Faucy.

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