Erstmals Patient in Österreich Hauptschlagader-Prothese eingesetzt

Erstmals Patient in Österreich Hauptschlagader-Prothese eingesetzt
Die Kunststoff-Prothese ist eine neue schonende Operationsmethode. Der Patient ist bereits auf dem Weg der Besserung.

„Alles andere als Routine“ – und „ein letzter Rettungsanker“ für manche Herzpatienten: So kommentieren Spezialisten der Uni Innsbruck eine neue Operationsmethode an der Hauptschlagader. Erstmals wurde einem 46-jährigen Patienten erfolgreich eine Prothese der Aorta eingesetzt. Damit könnten Risiken bei einem derart komplexen Eingriff reduziert werden. Allerdings ist die Prothese derzeit noch in der Zulassungsphase – und auch die Zahl der dafür infrage kommenden Patienten ist eher gering.

International sei die Prothese konkurrenzlos, sagte Sabine Wipper. Die Leiterin der Innsbrucker Uni-Klinik für Gefäßchirurgie  entwickelte „Thoracoflo“ mit einem schottischen Unternehmen und operierte bisher 14 Patienten in internationalen Zentren.   Das Besondere erklärte am Montag in Innsbruck Herzchirurgin Julia Dumfarth. „Die Revolution an dieser Methode ist, dass man die Brustschlagader ohne Brustkorböffnung behandeln und auf den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine verzichten kann.“ 

Herz-Lungen-Maschine

Standardmäßig werden  bei derartigen Eingriffen an der Hauptschlagader Bauch- und Brustraum geöffnet. Die Prothese erspart den Patienten die Gefahr von Komplikationen und eine Schädigung der Atemwege durch die Herz-Lungen-Maschine. Gerade die Lungen seien nach Eingriffen bisher stark belastet gewesen, beschrieb Anästhesist und Intensivmediziner Dieter Wally. Patienten würden sich viele Schmerzmittel und langwierige Atemtherapien ersparen. Auch verringere die Prothese das Risiko von Embolien und Blutungen.

Wenige Patienten

Für die 34.000 Euro teure Prothese kommen  bereits mehrfach operierte Patienten infrage, deren Aorta bereits so geschädigt sei, dass keine Verbesserungen mehr erzielt werden konnten.
Der Wiener Gefäßspezialist Afshin Assadian begrüßt die neue Entwicklung. „Sie bedeutet die Erweiterung des Portfolios, das uns zur Verfügung steht.“ Er warnt  aber vor zu großer Euphorie.   Eine Methode für alle Patienten wird es weiterhin nicht geben.

Genau abwägen

Für Assadian könnten Patienten mit Stent(s) profitieren, denen eine weitere Degeneration der Aorta droht. Allerdings müsse die Behandlung genau abgewogen werden. „In einigen Bereichen der Herz- und Gefäßerkrankungen hat sich der Stent zur Behandlung durchgesetzt. Minimal-invasive Eingriffe sind bei den meisten die Therapie der Wahl.“

Bei neuen OP-Optionen „muss man   zwischen nachhaltig und besser verträglich unterscheiden“. Anders gesagt: Für einen über 80-Jährigen ist ein Stent möglicherweise die schonendere Lösung. Während bei einem 46-jährigen Patienten wie in Innsbruck „der volle Nutzen“ ausgeschöpft werden kann. Aus Innsbruck hieß es, der Patient sei bereits auf Reha.

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