Wie ein früher Konsum von Erdnüssen vor einer Allergie schützen kann
Ginge es nach der Intuition vieler Jungeltern, dann ist der Ansatz aus früheren Jahren aufs Erste der naheliegendere: Geben wir unserem Baby lieber keine Nahrungsmittel, die Erdnüsse enthalten (konkret Erdnussbutter und wegen der Erstickungsgefahr keine ganzen Nüsse), so können wir es vor einer Erdnussallergie schützen.
Doch hier irrt die Intuition, wie man seit einigen Jahren weiß. Das Risiko der Entwicklung einer Erdnussallergie ist geringer, wenn Kinder bereits im Säuglingsalter und den ersten Lebensjahren regelmäßig Produkte mit gemahlenen Erdnüssen erhalten. "Die Einführung von Erdnussprodukten in die Ernährung von Säuglingen (ab vier Monaten, Anm.) mit hohem Risiko für die Entwicklung einer Erdnussallergie war sicher und führte zu einer 81-prozentigen Verringerung einer späteren Entwicklung einer Allergie", hieß es in einer 2015 publizierten Studie.
Jetzt liegen erstmals Daten über die weitere Entwicklung der Allergien bis zum Beginn der Pubertät vor.
2015 wurden Kinder im Alter von fünf Jahren untersucht. In einer Gruppe verzichteten die Eltern bei ihren Kindern bis zum Alter von 60 Monaten auf Erdnussbutter, in der anderen Gruppe wurde bewusst auch Erdnussbutter konsumiert.
Ob der positive Effekt in der Gruppe der regelmäßig konsumierenden Kleinkinder länger anhält, war bisher nicht bekannt. Jetzt aber zeigt eine Folgestudie, dass dies tatsächlich der Fall zu sein scheint.
Schutz vor einer Erdnussallergie scheint langfristig anzuhalten
"Eine durch den frühen Verzehr von Erdnüssen im Säuglingsalter erworbene Immuntoleranz schützt Kinder bis ins Teenageralter (und vermutlich auch darüber hinaus) vor einer Erdnussallergie und zwar auch dann, wenn sie zwischenzeitlich keine Erdnüsse verzehrt haben", schreibt das Deutsche Ärzteblatt. Das Team der Wissenschafterinnen und Wissenschafter konnte 508 der ursprünglich 640 Kinder im Alter von mittlerweile zwölf Jahren nachuntersuchen. Viele hatten in den vergangenen Jahren keine Erdnüsse verzehrt.
Das Resultat der Studie, die kürzlich im Fachmagazin New England Journal of Medicine / Evidence veröffentlicht wurde:
- In der Gruppe jener Kinder, die in den ersten fünf Lebensjahren keine Erdnüsse aßen, waren im Alter von zwölf Jahren 38 von 246 Kindern (15,4 Prozent) von einer Allergie betroffen.
- In der Gruppe jener Kinder, die in den ersten fünf Lebensjahren Erdnüsse bekamen, litten im Alter von zwölf Jahren hingegen nur 11 von 251 Kindern (4,4 Prozent) an einer Erdnussallergie.
Neue Sicht auf die Prävention von Lebensmittelallergien
Bereits 2015 kommentierte der renommierte US-Immunologe Anthoy Fauci die Studienergebnisse so: "Die Ergebnisse haben das Potenzial, unsere Herangehensweise an die Prävention von Lebensmittelallergien zu verändern." Eine Einschätzung, mit der er recht behalten sollte.
Auch beim nationalen Programm zur Förderung einer gesunden Ernährung von der Schwangerschaft bis ins Kindesalter, Richtig essen von Anfang an!, wird betont, dass Babys nicht auf Lebensmittel verzichten müssen, die oft Allergien auslösen. Konkret wird auf die Frage "Ich habe eine Allergie, muss mein Kind deshalb bestimmte Lebensmittel im ersten Lebensjahr meiden?", folgende Antwort gegeben:
"Auch wenn ein Baby ein höheres Risiko für Allergien hat, muss es nicht auf Lebensmittel verzichten, die oft Allergien auslösen. Dazu gehören:
– Hühner-Ei
– Nüsse
– Soja
– Erdnuss."
"Diese Studie bestätigt erneut, dass die ersten Lebensjahre entscheidend für die Entwicklung von Nahrungsmittelallergien sind und eine Vermeidung allergener Nahrungsmittel das Risiko deutlich erhöhen kann", heißt es auf aerzteblatt.de. "Im späteren Leben haben die Ernährungsgewohnheiten dann keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung einer Lebensmittelallergie."
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