EMA-Vertreter sieht Zusammenhang zwischen Astra Zeneca und Thrombosen

Es geht dabei um sehr seltene Fälle von sogenannten Hirnvenenthrombosen. Die EMA wird erst am Mittwoch oder Donnerstag einen Bericht abgeben.

Ein hochrangiger Vertreter der EU-Arzneimittelbehörde EMA hat eine Verbindung zwischen der Corona-Impfung mit dem Astra Zeneca Impfstoff und dem Auftreten von Blutgerinnseln bei einzelnen Geimpften gezogen. "Wir können mittlerweile sagen, dass es klar ist, dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff gibt", sagte der Chef der EMA-Impfabteilung, Marco Cavaleri, in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der italienischen Zeitung "Il Messaggero".

Nach jenen Äußerungen eines EMA‐Verantwortlichen hat die EU‐Arzneimittelbehörde klargestellt, dass sie in der Sache noch keine Entscheidung getroffen hat. Der EMA‐Ausschuss für Medikamentensicherheit habe „noch keine Schlussfolgerung gezogen und die Prüfung läuft derzeit weiter“, teilte die EU‐Behörde am Dienstag mit. Bei der letzten Pressekonferenz der EMA zum Thema am vergangenen Mittwoch hieß es noch der Zusammenhang sei noch nicht endgültig bestätigt. 

Voraussichtlich wird es am Mittwoch oder am Donnerstag einen Bericht der EU-Behörde geben, stellte man am Dienstag in Aussicht. 

Seitens des Gesundheitsministeriums verwies man auf KURIER-Nachfrage auf die EMA: "In dieser Woche werden bei einem Meeting des PRAC (Anm. das Sicherheitskomitee) und der EMA alle bis dahin vorliegenden, internationalen Daten begutachtet werden und es wird eine diesbezügliche Stellungnahme seitens der EMA zum COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca erwartet." 

Aber was genau steckt eigentlich hinter diesen Thrombosefällen?

Es handelt sich um eine Thrombose (Blutgerinnsel) in einer Sinusvene des Gehirns in Zusammenhang mit einem Mangel an Blutplättchen. Mit der bekannten Beinvenenthrombose hat das nichts zu tun. Die EMA berichtete vergangenen Mittwoch von 62 Hirnvenenthrombosen in der EU bei 9,2 Millionen Impfungen – das entspricht einem Risiko von 1:100.000.

Genauer Auslöser des Mechanismus noch unklar

Kürzlich erschien eine erste wissenschaftliche Arbeit („Pre-Print Paper“) deutscher und österreichischer Experten zu diesen seltenen Hirnvenenthrombosen. „Dahinter steht ein immunologischer Mechanismus, der vier bis 20 Tage nach der Impfung einsetzt und zu einer massiven Aktivierung der Blutgerinnung führt“, erklärt Paul Kyrle, Co-Autor und Thrombosenforscher der MedUni Wien. Dabei „kommt es dann zu diesen seltenen Thrombosen im Gehirn aber auch im Bauchraum oder in den Schlagadern, alles sehr ungewöhnliche Lokalisationen“. Was genau diesen Mechanismus in Gang setzt ist noch unklar.

Auch englische Behörde prüft Thrombosefälle

Übrigens auch die britische Arzneimittelbehörde untersucht nun die Fälle von seltenen Blutgerinnseln im Gehirn nach einer Impfung mit dem Präparat von Astra Zeneca. Das teilte die Medicines and Healthcare Regulatory Agency (MHRA) am Dienstag mit. In Großbritannien sind bei mehr als 18 Millionen Impfungen mit Astrazeneca insgesamt rund 30 Fälle von seltenen Blutgerinnseln gemeldet worden, wie die MHRA vergangene Woche mitteilte. Wie sich die verhältnismäßig höhere Zahl an Fällen in zum Beispiel Deutschland erklären lässt, ist noch unklar.

Diese Ungleichheit könnte vielleicht auf das englische Meldesystem zurückzuführen sein: "Die englischen Kollegen sind mit dem Yellow-Card-System gar nicht zufrieden, weil es überhaupt nicht standardisiert ist. Das Paul-Ehrlich-Institut hierzulande (Anm.: in Duetschland) hat wenigstens einen standardisierten Bogen für Komplikationen, der aber auch nicht von allen genutzt wird. Aber dort, wo es immerhin so eine leichte Standardisierung gibt, berichten Kollegen von einer Zunahme der Fälle, vor allem seitdem jüngere Menschen geimpft werden.”, sagte der deutsche Mediziner Robert Klamroth, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung. 

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