Ein Melanom auf den Fußsohlen und den Innenfläche der Hände?
Kann es das geben? Ein Melanom, ein schwarzer Hautkrebs, auch an Körperstellen, die kaum sonnenexponiert sind? Also etwa an Fußsohlen oder den Innenflächen der Hände?
„Melanome können überall am Körper auftreten“, heißt es beim britischen Gesundheitsdienst NHS, der jetzt darauf aufmerksam macht und für eine regelmäßige und genaue Selbstuntersuchung der Haut wirbt.
Die wichtigsten Merkmale zur Unterscheidung, laut der Kampagne sonneohnereue.at
A = Asymmetrie
Muttermale sind rund und symmetrisch.
Melanome wachsen stärker in eine Richtung.
B = Begrenzung
Muttermale sind regelmäßig zur Haut begrenzt.
Melanome zeigen eine zackige und unregelmäßige Begrenzung.
C = Colorit
Muttermale haben einen einheitlich hell- bis dunkelbraunen Farbton.
Melanome sind durch verschiedene braune und schwarze bzw. rötliche und auch graue Farbtöne gekennzeichnet.
D = Durchmesser
Muttermale bleiben nach ihrer anfänglichen Wachstumsphase über viele Jahre gleich groß.
Melanome nehmen immer an Größe zu.
E = Erweiterung
Muttermale wachsen langsam.
Melanome wachsen schnell.
Weitere Warnsignale: Raue oder schuppige Oberfläche (manchmal fühlt man die verdächtige Hautstelle schon bevor man sie sehen kann), Entzündung, Juckreiz, Blutung (sieht aus wie eine Wunde, aber heilt nicht).
„Tatsächlich gibt es sogar Melanome an Stellen, wo kaum ein Sonnenstrahl hinkommt, etwa an der Mundschleimhaut oder an den Genitalschleimhäuten, und sogar an inneren Organen wie der Magenschleimhaut oder der Speiseröhre“, sagt Christian Posch, Vorstand der Dermatologischen Abteilung der Kliniken Hietzing und Ottakring in Wien. „Wieso an solchen Stellen Melanome entstehen, ist weitgehend ungeklärt. Einen Zusammenhang mit der Sonnenstrahlung halte ich für nicht wahrscheinlich.“
Es gebe vier Untergruppen:
- Melanome, die auf der sonnenbeschienenen Haut entstehen – „das ist die mit Abstand größte Gruppe“.
- Melanome an den Schleimhäuten, „wo Sonnenbestrahlung die absolute Ausnahme ist. Denn in der Regel setzt man sich zum Beispiel ja nicht mit offenem Mund in die Sonne und exponiert die Mundschleimhaut.“
- Melanome an den Handflächen und Fußsohlen.
- Melanome am Augenhintergrund.
Handykamera hilft
„Melanom ist ein Sammelbegriff für verschiedene Tumore jener Zellen, die Pigment produzieren. Deshalb ist auch die Früherkennung durch regelmäßige Selbstuntersuchung so wichtig.“ Und: „Melanome, die nicht von der UV-Strahlung verursacht werden, reagieren wesentlich schlechter auf derzeitige Therapien.“
Die Österreichische Krebshilfe hat im Rahmen ihrer Initiative "Sonne ohne Reue" eine Vorgangsweise für die Selbstuntersuchung erstellt (siehe die zwei untenstehenden Grafiken). Posch: „Die Kameras von Mobiltelefonen sind heute schon so gut, dass man problemlos Vorher/Nachher-Aufnahmen machen kann und so Veränderungen leicht erkennen kann.“ Dabei helfe übrigens auch der einzige ihm bekannte sinnvolle Einsatz eines Selfie-Sticks, „dass man selbst Aufnahmen vom Rücken machen kann“.
In ihrer Broschüre „Sonne ohne Reue“ verweist die Krebshilfe auch auf die in der Steiermark entwickelte App „SkinScreener“, die als Medizinprodukt zertifiziert ist. Die App erkennt Hinweise auf Krebsvorstufen, aber auch bereits bösartige Veränderungen. Laut einer Studie an der MedUni Graz liegt die Genauigkeitsrate bei 95 Prozent.
Posch: „Für Patienten ausgelegte Apps sind in der Regel sehr sensitiv eingestellt. Dadurch stufen sie manches als hohes Risiko ein, was tatsächlich gar keines ist – damit sollen möglichst wenig bösartige Veränderungen übersehen werden.“ Der Stellenwert solcher Apps werde in den nächsten Jahren noch zunehmen, aber den Hautarzttermin nicht ersetzen können.
Wie oft man diesen zur Vorsorge aufsuchen solle, hänge von der Risikoeinstufung durch den Dermatologen ab: „Die alte Vorgabe, einmal im Jahr zu gehen, ist wissenschaftlich nicht haltbar – es kann kürzer oder auch länger sein“, sagt Posch. Bei längeren Abständen habe die Selbstuntersuchung einen umso höheren Stellenwert: „Sie dauert im Regelfall nicht länger als zehn Minuten. Das ist alle paar Monate gut investierte Zeit in die eigene Hautgesundheit.“
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