Eine jetzt im Deutschen Ärzteblatt publizierte Analyse zeigt, dass die Fallzahlen in den vergangenen Jahren auch in Deutschland zugenommen haben. In den ausgewerteten Datenbanken wurden bis zum Jahresende 2022 insgesamt 43 Candida auris-Fälle erfasst - in den Jahren zuvor gab es nur Einzelfälle. In knapp 42 Prozent der Fälle war ein Auslandsaufenthalt kurz vor dem Infektionsnachweis bekannt. 16 Patienten brauchten eine Therapie.
Darunter waren auch Infektionen, die sich Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme, wie in Pflegeeinrichtungen oder in Praxen zugezogen hatten.
Der deutliche Anstieg an Infektionsnachweisen während der vergangenen zwei Jahre und der Nachweis erster Übertragungsereignisse in Deutschland sollten als Alarmsignal gewertet werden, so die Forscher. Sie empfehlen u. a. die Einführung einer gesetzlichen Labormeldepflicht, um tatsächliche Fallzahlen erheben zu können.
Was wir über den Pilz wissen
Unter den Hefepilzen aus der Gattung Candida, die Infektionen beim Menschen verursachen, ist die Art Candida auris noch relativ neu: Der Hefepilz wurde erstmals 2009 im äußeren Gehörgang einer 70-jährigen Patientin in Japan nachgewiesen. Daher auch sein Name: Auris ist das lateinische Wort für Ohr.
Candida auris wird laut AGES von Mensch zu Mensch und über kontaminierte Oberflächen weitergegeben. Die Übertragung erfolgt höchstwahrscheinlich als Schmierinfektion.
Die Behandlung wird durch Resistenzen gegen viele herkömmliche Anti-Pilz-Mittel erschwert. Da er im Gegensatz zu anderen Candida-Arten leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, können Infektionsketten zu schwer kontrollierbaren Krankenhausausbrüchen führen.
Warum sich der Pilz ausbreitet
Es ist unklar, welche Umweltbedingungen der Pilz bevorzugt und warum es etwa seit der Jahrtausendwende vermehrt zu Infektionen des Menschen kommt. In Österreich wurde der erste Fall im Jänner 2018 nachgewiesen.
Die amerikanische Gesundheitsbehörde nannte im März mehrere Thesen (hier auf Englisch), warum sich der gefährliche Hefepilz jetzt ausbreitet: Auf der einen Seite gäbe es Bemühungen und Screenings, Pilz-Infektionen möglichst noch vor Symptomen zu erkennen. Auf der anderen Seite sind die Fallzahlen womöglich durch die Belastung der Gesundheitssysteme während der Pandemie gestiegen.
Im Hebst zeigte sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über 19 krankheitserregende Pilze besorgt - Candida auris gehört dazu. Laut WHO breiten sich Pilzerkrankungen in der Welt zum einen durch die globale Erwärmung, die Erreger aller Art begünstige, zum anderen durch den internationalen Handel und die Mobilität vieler Menschen rund um den Globus aus. Zudem entwickeln Erreger immer öfter Resistenz zu den bekannten Wirkstoffen. Die Staaten müssten mehr Laborkapazitäten zur Diagnose und Überwachung schaffen, mehr in Forschung investieren und mehr Aufklärung betreiben, um Pilzinfektionen möglichst zu verhindern.
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