Da kummt die Sunn: So beeinflusst das Wetter Körper und Geist

Da kummt die Sunn: So beeinflusst das Wetter Körper und Geist
Warum wir Menschen das Sonnenlicht brauchen – und gutes Wetter letztendlich auch Einstellungssache ist. Zwei Experten erklären die Hintergründe.

„Glaubst ned a du, es war a langer, kalter Winter? Glaubst ned a du, es war scho vü z’lang ned mehr warm?“ fragt die steirische Band STS frei nach George Harrison. Zwei Fragen, die hierzulande wohl die Mehrheit mit einem lauten Ja beantworten würde. Denn der Mai war bis dato ganz untypisch kalt und feucht. „Sehr viel Wonnemonat war noch nicht“, sagt auch Wolfgang Marktl, Physiologe und Präsident der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin.

Umso größer die Freude, dass sich die Sonne in diesen Tagen doch noch blicken lässt und die Temperaturen über die 20-Grad-Marke klettern. Solange der Wechsel nur nicht zu schnell und drastisch daherkommt: „Der Mensch reagiert stark auf atmosphärische Veränderungen“, sagt Marktl. „Wir gehören zu den Warmblütern, haben eine Körperkerntemperatur von 35 bis 37 Grad Celsius. An einem angenehm warmen Frühlingstag mit Sonnenschein ist der Regulationsaufwand unseres Körpers relativ gering. Wetterextreme sind dagegen nicht gut für uns.“ Diese seien, sagt auch Gesundheitspsychologin Susanne Hafner, „eine enorme Anpassungsleistung, die zu Kopfschmerzen oder Kreislaufproblemen führen kann“.

Aus dem Winterschlaf

Eines steht jedenfalls fest: Das Sonnenlicht tut uns gut, auch weil unsere Hormonproduktion eng daran gekoppelt ist. Wird es dunkel, produzieren wir das Schlafhormon Melatonin, das uns müde macht – mit ein Grund, warum wir uns an trüben Wintertagen oft schlapp und schläfrig fühlen. Die Sonne kurbelt wiederum die Produktion des als Glückshormon bekannten Botenstoffs Serotonin an, das unsere Stimmung deutlich aufhellt. „Die Sonne aktiviert uns“, fasst Marktl zusammen.

Unsere Organismen hätten auf die frühsommerlichen Temperaturen schon gewartet. „Das sind die Relikte des Winterschlafes im menschlichen Körper. Wir schalten jetzt gerade um. Bei dem regnerischen Wetter der letzten Tage hatte man nur wenig Lust, sich draußen aufzuhalten – das widerspricht unserem Jahreszeitenrhythmus.“

Gut also, dass das Wetter in unseren Breitengraden endlich zur inneren Uhr der in Mitteleuropa lebenden Menschen aufgeholt hat. Dabei ist das Wetterempfinden, sagt die Psychologin, auch von einer sehr subjektiven Überzeugung geprägt: „Bis zu einem gewissen Grad ist das durchaus anerzogen. Wenn etwa die Eltern früher immer über schlechtes Wetter geklagt und sich über die Sonne gefreut haben, übernimmt man diese Denkart gerne. Körper und Geist hängen eben auch hier stark zusammen.“

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