Covid-19: Ein Land trotzt dem Virus

Covid-19: Ein Land trotzt dem Virus
Die Österreicher sind in der Coronazeit sensibler geworden: Sie achten mehr auf ihre Gesundheit, sorgen sich aber auch mehr.
Von Uwe Mauch

Die Österreicherinnen und Österreicher betrachten ihr Leben auch in der Corona-Krise als sehr lebenswert. Gleichauf mit der Familie ist Gesundheit zum wichtigsten Faktor des Lebens geworden. Das ist das zentrale Ergebnis des neuen Allianz-Gesundheitsbarometers, der am Mittwoch in Wien präsentiert wurde.

Während der Stress – privat wie beruflich – eher zurückgegangen ist, sind die Sorgen deutlich gewachsen. Immerhin zwei Drittel der Befragten geben in der repräsentativen Umfrage des Market-Instituts an, fallweise von psychischen oder mentalen Problemen betroffen zu sein.

Neue Sensibilität

Gestiegen sei auch das Gesundheitsbewusstsein in den vergangen Monaten, so das Ergebnis des Reports.  Ebenso zugenommen hat in dieser Zeit auch der Stellenwert von Familie, Freunden und sozialen Kontakten, der noch vor Karriere, Partnerschaft und Freizeit liegt.

Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, einen gesunden Lebensstil zu pflegen, nicht zu rauchen, wenig Alkohol zu trinken und auf ausreichend Schlaf zu achten. 72 Prozent der Menschen fühlen sich insgesamt gesund – ein Wert, der seit Jahren weitgehend konstant geblieben ist. In erstaunliche Höhen ist während Corona aber das allgemeine Lebenswertgefühl gestiegen, nicht zuletzt durch die teilweise entstandene Entschleunigung: 8,26 auf einer zehnstufigen Skala.

Große psychische Belastung

Das Gesundheitsbarometer zeigt aber auch die Schattenseite der Pandemie: Gerade die 14- bis 29-Jährigen fühlen sich oft einsam und mit ihren Problemen allein gelassen. Besonders Frauen und jüngere Menschen klagen mehr als bisher über Antriebs- und Energielosigkeit, Müdigkeit und Schlafstörungen. Zehn Prozent der Befragten haben wiederkehrende Angststörungen und Panikattacken.

Es ist daher davon auszugehen, dass die Krise in den vergangenen Monaten diesen Negativtrend stark befeuert hat. Sorgen macht vielen Menschen in Corona-Zeiten übrigens nicht nur die eigene Gesundheit, sondern oft noch mehr die Gesundheit von Familie und Freunden, wie die Umfrage zeigt. „Die Angst vor einer Corona-Infektion innerhalb der Familie ist mit 41 Prozent größer als die Angst, sich selbst anzustecken – davor fürchten sich laut Umfrage 29 Prozent“, konstatiert Studienautor Werner Beutelmeyer.

Zeit- und Leistungsdruck

Rund 800.000 Menschen im Land fühlen sich akut Burnout-gefährdet. Den Männern machen dabei oft zu viele Überstunden Probleme, den Frauen eher ein schlechtes Betriebsklima. Annähernd jeder Sechste empfindet auch seinen Vorgesetzten als Stressfaktor.

Auffällig auch in dieser Umfrage: Ab 50 Jahren nimmt die Burnout-Gefahr deutlich ab, nachdem sie in den Jahren unmittelbar davor offenbar am höchsten gewesen ist. Als „Stresskiller“ Nummer 1 gilt für rund die Hälfte aller Befragten das Spazierengehen und Wandern in der Natur, auch das längere Schlafen als wirksames Mittel gegen Stress wurde im Corona-Jahr von vielen wiederentdeckt.

Saubere Hände

Generell hat die Corona-Krise in das Alltagsleben stark eingegriffen. Zwei von drei Befragten achten demnach mehr als bisher auf Hygiene, insbesondere Frauen sowie Menschen älter als 50. Bei Letzteren ist auch der „Babyelefant“ mit Abstand am besten angekommen.

Ärzte gelten weiterhin als wichtigste Informationsquelle bei Gesundheitsfragen, und nicht das Internet. Der persönliche Arztbesuch wird aber von 26 Prozent möglichst vermieden. Junge greifen zunehmend zu Fitness-Trackern und Sport- bzw. Gesundheits-Apps.

Quer durch die Bevölkerung achten 28 Prozent jetzt mehr darauf, sich mit regionalen Lebensmitteln zu versorgen. "Regionalität und regionaler Einkauf ist im internationalen Vergleich eine besondere Erfolgsgeschichte in Österreich", erklärt dazu Studienautor Beutelmeyer.

Kommentare