Covid-19: Kommt jetzt die erste wirksame Antivirus-Pille?

Covid-19: Kommt jetzt die erste wirksame Antivirus-Pille?
US-Pharmakonzern Merck & Co. teilt mit, dass durch die Pille Molnupiravir das Risiko für Spitalsaufenthalte und Todesfälle um die Hälfte sinkt. Zulassung soll bald beantragt werden.

Für US-Medien wie die New York Times sind es "Breaking News": Der US-Pharmakonzern Merck (in Europa MSD) gab Freitag bekannt, dass sein Covid-Medikament Molnupiravir das Risiko für Krankenhauseinweisungen und Todesfälle halbieren kann, wenn Hochrisikopersonen die Pille in einem frühen Stadium ihrer Infektion erhalten. Dabei handelt es sich um Zwischenergebnisse der Zulassungsstudie, die noch nicht in einem Fachjournal veröffentlicht und von unabhängigen Experten noch nicht geprüft wurden.

Sollte es zu einer Zulassung kommen, würde es sich um die erste Pille handeln, die direkt die Virusvermehrung blockieren kann. Die ebenfalls gegen die Virusvermehrung wirkende Substanz Remdesivir muss per Infusion verabreicht werden. Ein zu schluckendes Medikament, das die Virusvermehrung hemmt, gibt es bisher gegen das neue Coronavirus nicht.

"Ich denke, das wird dazu führen, dass Tausende Menschenleben weltweit gerettet werden können", zitiert die New York Times Robert Shafer, einen Spezialisten für Infektionskrankheiten an der Stanford University. Besonders werde dies dort der Fall sein, wo es weniger Zugang zu monoklonalen Antikörpern gibt.

Die Zwischenanalyse umfasst Daten von 775 Probanden aus der Zulassungsstudie. Alle hatten zu Beginn der Einnahme der Tabletten einen milden bzw. moderaten Verlauf von Covid-19 - und sie hatten mindestens einen Risikofaktor für eine schwere Covid-Erkrankung, wie z. B. massives Übergewicht, Diabetes oder Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. Angesichts der positiven Zwischenergebnisse wurde die Aufnahme weiterer Patienten in die Studie gestoppt. Merck will demnächst in den USA bereits um eine Notfallzulassung ansuchen. Auch in anderen Ländern will die Pharmafirma eine Zulassung bald beantragen, konkrete Ländernamen wurden aber noch nicht genannt.

  • Von jenen Patienten, die Molnupiravir erhielten, mussten innerhalb von 29 Tagen nach der Einnahme 7,3 Prozent ins Krankenhaus gebracht werden.
  • Von jenen Patienten, die statt Molnupiravir ein Placebo erhielten, waren es hingegen 14,1 Prozent, die bis zum Tag 29  in einem Spital aufgenommen wurden oder verstarben.
  • Bis Tag 29 wurden bei Patienten, die Molnupiravir erhielten, keine Todesfälle gemeldet, im Vergleich zu 8 Todesfällen bei Patienten, die ein Placebo erhielten.

Das Medikament soll direkt die Virusvermehrung stoppen. Fünf Tage hindurch sollen zweimal täglich die braunen Kapseln eingenommen werden.

Covid-19: Kommt jetzt die erste wirksame Antivirus-Pille?

Der US-Pharmakonzern Merck  (in Europa: MSD) könnte die erste wirksamke Anti-Covid-Pille auf den Markt bringen.

Monoklonale Antikörper können bei ähnlichen Hochrisikopatienten das Risiko einer Hospitalisierung und eines tödlichen Verlaufs zwar um 70 bis 85 Prozent verringern, sind aber teuer und müssen per Infusionen verabreicht werden. Ein Therapiezyklus mit Molnupiravir kommt in den USA derzeit auf Kosten von rund 600 Euro, das ist ungefähr ein Drittel der Kosten für eine Behandlung mit Antikörpern.

Noch ist nicht klar, für welche Patientengruppe die Zulassung beantragt werden soll - möglicherweise sind es zu Beginn nur die Hochrisikogruppen. Aber US-Experten gehen bereits davon aus, dass langfristig diese und andere Antivirus-Tabletten nicht nur für Hochrisikopatienten zum Einsatz kommen könnten. Theoretisch könnte dann jeder im Anschluss an einen positiven PCR-Test die Tabletten einnehmen.

Ähnliche Tabletten werden derzeit auch von anderen Pharmafirmen entwickelt.

"Mit diesen überzeugenden Ergebnissen sind wir optimistisch, dass Molnupiravir ein wichtiger Bestandteil bei den weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Pandemie werden kann", wird Robert M. Davis, CEO von Merck, in einer Aussendung zitiert. "Wir werden kontinuierlich und sehr eng mit den Zulassungsbehörden zusammenarbeiten, um Molnupiravir den Patienten so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen."

 

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