Coronavirus: Tiroler Forscher setzen auf zwei konkrete Projekte

Chloroquin reduziert bei Patienten mit der Autoimmunkrankheit "Lupus" das Risiko von Schüben, die zu einer Verschlechterung führen.
Absetzung von Mitteln gegen Bluthochdruck und Einsatz eines körpereigenen Antiseptikums im Fokus.

Wissenschafter der Innsbrucker Uni-Kliniken setzen in Sachen Covid 19-Behandlung und Vorsorge derzeit vor allem auf zwei konkrete Forschungsprojekte. Zum einen geht es darum, herauszufinden, ob das Absetzen von Mitteln gegen Bluthochdruck bei älteren Patienten den Krankheitsverlauf der Infektion begünstigt. Zum anderen plant man den Einsatz eines körpereigenen Antiseptikums.

Herz entlasten

Dies erklärte Med-Uni-Vizerektorin Christine Bandtlow, zuständig für Forschung und Internationales, im Interview mit der APA. Das Projekt in Bezug auf Patienten mit Bluthochdruck sei bereits bei der zuständigen Ethikkommission eingereicht worden, so Bandtlow. Dabei gehe es um die Frage, ob es für Covid 19-Patienten, die aufgrund ihres Bluthochdrucks Medikamente nehmen, um den Blutdruck zu senken und das Herz zu entlasten, einen Vorteil bringt, wenn diese abgesetzt werden.

Dazu gibt es laut der Vizerektorin viele unterschiedliche Meinungen, jedoch keine gesicherten Daten. Hier arbeite man eng mit Kliniken im bayerischen Raum zusammen. Eine Klinische Studie brauche dann eine große Anzahl an Patienten. "Für eine aussagekräftige, Klinische Studie ist die sorgfältige Planung, Durchführung und Auswertung entscheidend", betonte Bandtlow.

Abwehr von Krankheitserregern

Hoffnungen setzen die Wissenschafter auch auf den Einsatz eines körpereigenen Antiseptikums, N-Chlortaurin (NCT), das von weißen Blutkörperchen unter anderem zur Abwehr von Krankheitserregern gebildet wird. Vorstudien hätten gezeigt, dass chemisch hergestelltes NCT eine "antivirale Wirkung" entfaltet.

Ob sich dies auch für das neuartige Coronavirus, SARS-CoV2, bewahrheitet müsse erst gezeigt werden. Als vorteilhaft beurteilen die Wissenschafter jedoch, dass im Rahmen einer "Phase 1-Studie", einer sogenannten Verträglichkeitsstudie, schon gezeigt werden konnte, dass die Inhalation des Stoffes bei gesunden Probanden keine Nebenwirkungen aufweist.

Ein entsprechender Antrag bei der Ethikkommission und Behörden ist in Vorbereitung. Eine schnelle Prüfung durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sei in Aussicht gestellt worden. Man suche nun auch Kooperationspartner zur chemischen Herstellung des Stoffes. Die Anstaltsapotheke der Uni-Klinik könnte dazu in der Lage sein.


"Die Produktion müsste schnell gehen. Das Produkt könnte innerhalb weniger Wochen zum kontrollierten Einsatz im Rahmen einer Klinischen Studie kommen. Das könnte einen großen therapeutischen Fortschritt darstellen - auch für Menschen mit Lungenerkrankungen und auch für den Schutz des Klinikpersonals", betonte Bandtlow.

Mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus rechnete die Wissenschafterin indes in nicht allzu ferner Zukunft: "Wir hoffen, dass die Einschätzung der Experten realistisch ist, dass es bis Endes diesen Jahres oder Mitte nächsten Jahres einen solchen Impfstoff gibt". Die Forschungsinstitutionen würden mittlerweile europaweit Hand in Hand arbeiten, die Interaktionen seien "sehr gut", zeigte sich die Vizerektorin optimistisch.

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