Coronavirus: Strikte Maßnahmen in dänischer Nerz-Region in Kraft
Für die Menschen im Norden Dänemarks hat eine mehrwöchige Zeit mit strikten Corona-Maßnahmen begonnen. Grund dafür ist eine Coronavirus-Mutation bei Nerzen, die bisher bei zwölf Personen in der Region Nordjütland nachgewiesen worden ist und laut Behördenangaben Auswirkungen auf mögliche künftige Corona-Impfstoffe haben könnte.
Deshalb hat die Regierung in Kopenhagen die Tötung des gesamten Nerzbestandes im Land angeordnet - es handelt sich um Millionen Tiere. Zudem gelten in sieben nordjütländischen Kommunen ab Montag weitreichende Beschränkungen des öffentlichen Lebens: Unter anderem wird dort der öffentliche Nahverkehr weitgehend eingestellt.
Fernunterricht angeordnet
Nur noch Schüler sollen die Kommunengrenzen per Bus überschreiten dürfen. Nicht alle Kinder und Jugendlichen in den betroffenen Gemeinden müssen aber in die Schule kommen: Fünft- bis Achtklässler sollten ab Montag aus der Ferne unterrichtet werden, weil in Nordjütland zuletzt eine hohe Zahl an Infektionen unter Zehn- bis 14-Jährigen beobachtet worden ist. Auch die weiterführenden Bildungseinrichtungen sollten auf Fernunterricht umstellen. Zudem sind Sporthallen, Schwimmbäder und Fitnessstudios von nun an dicht, Gleiches gilt für Kultureinrichtungen wie Museen, Kinos und Theater.
Bereits am Samstag mussten Restaurants, Gasthäuser und andere Lokale schließen - sie dürfen aber noch Essen zum Mitnehmen anbieten. Die rund 280.000 Einwohner der betroffenen Kommunen werden darüber hinaus aufgefordert, einen Corona-Test zu machen und zudem nur in wichtigen Ausnahmefällen die Kommunengrenzen zu überschreiten. Alle außerhalb dieses Gebiets lebenden Menschen in Dänemark werden eindringlich aufgerufen, nicht dort einzureisen.
Mutationen verantwortlich
Die Beschränkungen gelten vorläufig bis zum 3. Dezember. Betroffen sind die Kommunen Hjorring, Frederikshavn, Bronderslev, Jammerbugt, Thisted, Vesthimmerland und Laesoso. In dem Gebiet befinden sich die meisten der mehr als 1.100 dänischen Nerzfarmen.
Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass das Virus bei dänischen Nerzen mutiert sei und sich auf den Menschen übertragen habe. Aus Sorge vor den Folgen für mögliche Corona-Impfstoffe werden nun alle Nerze im Land getötet. Dänemark ist Weltmarktführer bei der Produktion von Nerzfellen, die unter anderem für Pelzmäntel verwendet werden.
Tierschützer planen Anzeige
Während der veranlassten Massenkeulung wollen Tierschützer Anzeige erstatten. Auslöser ist ein in sozialen Medien kursierendes Video, das zeigt, wie auf einer Nerzfarm in Nordjütland bei einer missglückten Tötung durch Beschäftigte der staatlichen Lebensmittelbehörde tote und noch lebende Tiere zusammengedrückt werden.
Man sei erschüttert über das Vorgehen, das nichts anderes als Tierquälerei darstelle, teilte die Tierschutzorganisation Dyrenes Beskyttelse am Montag mit. Die Behörden müssten sicherstellen, dass das Keulen der Pelztiere auf korrekte Weise vonstattengehe.
"Das sind völlig unzulässige Bilder, von denen wir Zeuge werden. Das ist herzzerreißend und darf einfach nicht passieren", erklärte die Leiterin der Abteilung Tierschutz bei der Organisation, Yvonne Johansen. Auch wenn die Behörden in kurzer Zeit eine Vielzahl an Tötungen vornehmen müssten, müsse auf jedes einzelne Tier Rücksicht genommen werden. Die Polizei soll bei ihren Ermittlungen prüfen, wer für das falsche Vorgehen verantwortlich ist.
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