Pandemie: WHO verleiht dem Coronavirus höchste Alarmstufe
Nach der Schweinegrippe, vor etwa zehn Jahren, ist es wieder so weit: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Virus als Pandemie eingestuft. Obwohl sich der Vergleich mit der weitaus Am Mittwochabend gab WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus bekannt, dass für das Coronavirus diese Bezeichnung nun offiziell gelte. "Wir haben die Alarmglocken laut und deutlich geläutet", sagte Tedros in Genf.
Was bedeutet das? Die WHO stuft das Coronavirus ab sofort als Infektionskrankheit ein, die nicht örtlich beschränkt ist, sondern global auftritt, also Kontinent-übergreifend. Im Notfallplan für Epidemien ist die Pandemie die sechste, letzte und damit höchste Stufe: Es gibt eine wachsende, anhaltende Übertragung von Mensch zu Mensch.
Nach Angaben der WHO hat sich das Virus inzwischen in 115 Länder ausgebreitet, fast 4.300 Menschen sind gestorben. "Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Tagen und Wochen die Zahlen weiter ansteigen werden", sagte Tedros. In den vergangenen beiden Wochen hätten sich die Fallzahlen außerhalb Chinas verdreizehnfacht, die Zahl der betroffenen Staaten verdreifacht. "Alle Länder können den Verlauf dieser Pandemie noch ändern", betonte der 55-Jährige. "Findet, isoliert, testet und behandelt jeden Fall und geht jeder Spur nach."
Vorab: Die WHO hat keine klaren Kriterien und auch im Fall des Coronavirus, beziehungsweise im Fall der Schweinegrippe (2009 bis 2010) gab und gibt es Streitigkeiten, ob die Pandemie als Begriff zutrifft, oder ob sie das Phänomen kleiner oder größer macht, als es eigentlich ist.
Zu den Fakten: Mehr als die Hälfte aller Länder rund um den Globus hat inzwischen Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet. Anders als eine Epidemie ist eine Pandemie nicht örtlich beschränkt, sondern breitet sich länder- und kontinentübergreifend aus.
Der Pandemiebegriff setzt sich aus den altgriechischen Wörtern "pan" für "alles" und "demos" für "Volk" zusammen. Die WHO definiert eine Pandemie als eine Situation, in der die gesamte Weltbevölkerung potenziell einem Erreger ausgesetzt ist - und das Risiko besteht, dass "ein Teil von ihr erkrankt". Die Einstufung als Pandemie sagt aber nichts darüber aus, wie ansteckend oder tödlich die jeweilige Krankheit ist.
In den vergangenen Jahrzehnten hat die WHO immer wieder von Pandemien gesprochen, wenn Krankheiten sich über Grenzen hinweg ausbreiteten. So wurden etwa der Ebola-Ausbruch ab 2013 in Westafrika und die Schweinegrippe in den Jahren 2009 und 2010 als Pandemien eingestuft
Unkontrollierte Ausbreitung
Es gibt keine offiziellen Kriterien der WHO, ab wann ein Krankheitsgeschehen als Pandemie einzuordnen ist. Landläufig wird darunter eine Krankheit verstanden, die sich unkontrolliert über Kontinente hinweg ausbreitet.
Auf die Notfallpläne der einzelnen Staaten hat das allerdings keinen Einfluss: „Dass wir die Situation nun als Pandemie bezeichnen, ändert nichts an der Beurteilung der WHO hinsichtlich der Bedrohung durch dieses Virus", betonte Tedros. „Es ändert auch nichts daran, was die WHO macht. Und es ändert auch nichts daran, was die Länder tun sollten."
Nationale Notfallpläne
In Österreich gibt es keinen national vorgeschriebenen Notfallplan im Fall einer Pandemie. Das liegt auch daran, dass die Gesundheitsversorgung Landessache ist. Dennoch hat die österreichische Regierung mittels Erlass bereits am Dienstag landesweite, einschneidende Maßnahmen beschlossen. Indoor-Veranstaltungen ab 100 Personen sind genauso untersagt, wie Outdoor-Events ab 500 Personen. Universitäten wurden genauso geschlossen, wie nun nach und nach Schulen.
Zum Vergleich: Deutschland hat einen nationalen Pandemie-Plan, der insbesondere die Versorgung von Patienten mit antiviralen Arzneimitteln sicherstellen soll. Der Plan verpflichtet etwa Pharma-Firmen wie Novartis und GlaxoSmithKline dazu, ihre Produktionskapazitäten so zu erweitern, dass im Notfall die gesamte Bevölkerung mit dem Pandemie-Impfstoff versorgt werden kann. Problematisch in diesem Zusammenhang: Gegen das Coronavirus gibt es aktuell noch keinen Impfstoff.
Der Notfallplan der USA bezieht sich auch vorranging auf Impfungen. Die USA gehen gar nicht erst davon aus, die gesamte Bevölkerung mit Impfstoff versorgen zu können, weshalb es Personengruppen gibt, die im Fall einer Pandemie als „vorrangig“ gelten. Dazu zählen praktischerweise jene Forscher, die den Impfstoff entwickeln, gleichzeitig aber auch Ärzte, Krankenschwester, hochrangige Politiker, Schwangere und Schwerstkranke.
Börsenkurse fallen weiter
Die Pandemie-Verkündung der WHO könnte sich auch an den Börsen noch einmal bemerkbar gemacht haben, wo die Kurse am Mittwochabend weiter in negative Rekordsphären purzelten.
Der Dow Jones Industrial büßte in der Spitze 6,73 Prozent auf 23.335,53 Punkte ein und fiel auf den niedrigsten Stand seit Anfang vergangenen Jahres. Zusätzlichen Druck auf den Dow Jones übten die Boeing-Aktien aus, die um fast 18 Prozent einbrachen und den tiefsten Stand seit Juni 2017 erreichten.
Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 wurde im Dezember erstmals in China entdeckt und hat sich seitdem über den Globus verbreitet. In Europa ist vor allem Italien von dem Ausbruch betroffen.
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