Corona-Herbst: Christian Drosten rechnet mit stärkerer Welle

Corona-Herbst: Christian Drosten rechnet mit stärkerer Welle
Genetiker Elling hofft auf milden Herbst, Virologe Drosten warnt vor vielen krankheitsbedingten Ausfällen.

Wie wird sich der dritte Pandemie-Herbst entwickeln - droht eine starke oder leichte Welle? Darüber sind sich selbst Experten nicht einig. Während der österreichische Genetiker Ulrich Elling auf "ruhigere" nächste Monate hofft (sofern keine "überraschenden" neuen Varianten auftreten), rechnet der deutsche Star-Virologe Christian Drosten mit einer mit einer starken "Inzidenzwelle" von Corona-Infektionen "noch vor Dezember".

Diese könnte zwar weniger schwer verlaufen, sagte er in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung vom 10. September 2022. "Infizierte kommen vielleicht nicht ins Krankenhaus, aber sehr viele sind eine Woche krank. Wenn es zu viele auf einmal sind, wird es zum Problem", so Drosten. Deshalb müsse die Politik bessere Vorbereitungen treffen.

Masken

"Bevor so viele krank werden, dass man nichts mehr einkaufen kann, dass die Krankenhäuser nicht mehr funktionieren oder kein Polizeibeamter auf der Wache sitzt, muss man Maßnahmen ergreifen", sagte Drosten der "SZ". Er forderte die Politik auf, schon jetzt auf einen Konsens hinzuarbeiten, "bei welchen Signalen man wie handeln will". Denn im "im Notfall braucht es sofortige und durchaus einschneidende Entscheidungen". Drosten erwartet unter anderem, dass das Maskentragen in Innenräumen wieder notwendig wird.

Insgesamt sieht der Genetiker Elling hingegen das Risiko auf einen Herbst, der wieder deutlich stärker durch Varianten geprägt ist, die auch zu mehr schweren Verläufen in der nun schon zum allergrößten Teil durch Impfung oder Infektion auf das Virus vorbereiteten Bevölkerung führen, als derzeit gering an. Solange sich weitere Varianten aus Omikron heraus entwickeln, sei eher damit zurechnen, dass die Gefährlichkeit keine großen Sprünge macht.

Mutationen

Beim Blick auf die Covid-Entwicklung im Herbst hofft der Wiener Genetiker Ulrich Elling, "dass es keinen Mutationssprung in eine andere Richtung gibt". Übernimmt keine überraschende, besonders "fitte" SARS-CoV-2-Variante, könnten die kommenden Monate weiter "ruhiger" verlaufen. Dass die nächste Welle kommt, ist für den Experten aber sicher, zudem könnte in einem Winter ohne Maßnahmen auch Influenza durchstarten. Die Mutationsdynamik behält man in Österreich weiter im Blick.

Momentan ist in Sachen Variantenentwicklung "mehr oder weniger noch alles ruhig", so der am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) tätige Forscher im Gespräch mit der APA. Elling und sein Team betreiben am IMBA einen zentralen Teil des österreichischen Variantenmonitorings. Während andere Länder ihre Anstrengungen beim Sequenzieren des SARS-CoV-2 Erbguts zuletzt zurückgefahren haben, habe man hierzulande einen relativ guten Überblick.

Neue Varianten

Aktuell richtet sich der Fokus zum Beispiel auf die neue Omikron-Untervariante BA.2.75. Sie hat zuletzt in Indien eine kleinere Welle verursacht, tritt auch überall in Europa auf und scheint dementsprechend gut an die aktuelle Situation angepasst. Da Wiener Testlabors auch selektiv das Erbgut in Proben analysieren, die mögliche neuere Varianten enthalten, gibt es vor allem aus der Bundeshauptstadt im nationalen und internationalen Vergleich viele Daten. Dementsprechend finden sich darunter auch relativ hohe Anteile an BA.2.75.

Das sei aber bei weitem kein Grund zur Panik, weil es höchstwahrscheinlich andernorts ebenso ist, man es nur nicht sehe, erklärte Elling. In Österreich liegt der BA.2.75-Anteil laut den aktuellsten Daten bei knapp einem Prozent - hat also bis auf weiteres noch keinen Einfluss auf das Infektionsgeschehen. Trotzdem könnte BA.2.75 im Lauf der Zeit auch zur vorherrschenden Variante werden. Hierzulande erstmals in Europa nachgewiesen wurde nun auch die BJ.1-Variante - eine weitere ursprünglich in Indien aufgetauchte Sublinie von Omikron-BA.2 mit zusätzlichen 14 Mutationen im Spike-Protein.

Angepasster

Es wird aber noch komplizierter: Neu am Schirm haben Experten nun auch einen Subtyp von BA.2.75 namens BA.2.75.2. Letzterer werde nun deutlich häufiger. "Er hat eine Mutation in Position 346 des Spike-Proteins", wie auch BJ.1, sagte Elling. Diese Veränderung ist bereits länger aus anderen Varianten bekannt. Sie führt immer dazu, dass diese Erreger sich etwas leichter verbreiten. Da BA.2.75 in etwa so leicht übertragbar ist, wie die neuesten und fittesten BA.5-Sublinien, dürfte BA.2.75.2 noch etwas fitter sein.

Es scheine, als ob sich diese Sublinie etwas leichter dabei tut, dem Immunsystem zu entkommen. Dadurch wäre vermutlich auch die Wirkung von monoklonalen Antikörpern zum Schutz besonders vulnerabler Menschen reduziert. Allerdings seien die Geschwindigkeiten in der Zunahme der Anteile der neuen Typen "nicht dramatisch. Wenn eine Variante schon langsamer daherkommt, kann sie nach hinten hinaus auch nicht so eine große Welle fahren", meint Elling: "Eine Welle bekommen wir im Herbst aber sowieso, weil der Saisonaleffekt so groß ist."

 

 

 

zeigte sich der SPD-Politiker zuversichtlich, dass die Regierung "auf alle Szenarien sehr gut vorbereitet" ist. "Wir werden die Corona-Welle in diesem Jahr im Griff behalten", sagte Lauterbach mit Blick auf das neue deutsche Infektionsschutzgesetz, das unter anderem das Tragen von FFP2-Masken "in Bussen und Bahnen, im Fernverkehr, in Kliniken und Pflegeeinrichtungen sowie den Arztpraxen" vorsehe.

"Schließungen von Schulen oder des Gastgewerbes brauchen wir nicht mehr", sagte der Minister weiter. Auch Lockdowns seien "nicht mehr vertretbar", es sei denn es gebe wieder eine pandemische Lage. "Die Gefahr sehe ich aber nicht", sagte Lauterbach.

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