Corona-Folgen: Jugendpsychiater ängstigen "die vielen Suizidversuche"

Suizidale Gedanken zeigen sich meist nicht unmittelbar
Die Folgen von "social distancing" und Lockdowns zeigen sich jetzt mehr und mehr im Anstieg psychischer Probleme von Jugendlichen.

Die Folgen von "social distancing" und Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie zeigen sich jetzt mehr und mehr im Anstieg psychischer Probleme von Jugendlichen. Das sagte der Kinder- und Jugendpsychiater Paulus Hochgatterer laut Kathpress bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der "Langen Nacht der Kirchen" am Freitagabend in Wien. "Was mich ängstigt, sind die vielen Suizidversuche unter Jugendlichen", sagte er.

Hochgatterer bezog sich laut Kathpress auf seine tägliche Arbeit am Uniklinikum in Tulln. Der Mangel an "Resonanz-Erfahrungen" habe gerade unter Kindern und Jugendlichen zu einer Destabilisierung geführt. Zuversichtlich stimme ihn indes die Tatsache, dass die Pandemie nicht nur zu einem Ansteigen an Depressionen geführt habe, sondern auch zu einem großen Engagement gerade unter jungen Menschen.

"Neue Normalität"

Der Politologe Vedran Dzihic sah die alte "Großerzählung" vom Fortschritt und Aufstieg außer Kraft gesetzt, heute würden Krisenerfahrungen auf Dauer gestellt und sich zu einer "neuen Normalität" entwickeln. Auch er setze jedoch seine Hoffnungen in die jungen Menschen, die trotz aller Bedrohungen "immer wieder neu anfangen" und "aufstehen und anpacken".

Die Theologin und Werteforscherin Regina Polak ortete darüber hinaus eine tiefe gesellschaftliche Verunsicherung, die sich in teils diffusen Ängsten zeige - es sei zwar gut und wichtig, sich "Mut zur Angst" einzugestehen und einzuräumen, so Polak, aber man dürfe auch auf die sozialpolitischen und friedenspolitischen Errungenschaften hoffen und stolz sein, die Europa groß gemacht hätten, betonte sie.

HILFE BEI SUIZIDGEDANKEN

Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.

Das neue österreichische Suizidpräventionsportal 
www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.

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