Deshalb sterben Männer häufiger an Covid-19 als Frauen

Deshalb sterben Männer häufiger an Covid-19 als Frauen
Ein Züricher Forscher sieht die Ursache unter anderem im Östrogen - doch nicht nur.

Männer sterben nicht nur häufiger an Covid-19 als Frauen, auch ihre Krankheitsverläufe sind oft schwerer als die von Frauen. Doch warum ist das so?

Wer das wissen will, muss sich zuerst mit dem menschlichen Immunsystem beschäftigen. Vorab: Jeder Mensch hat zwei Immunsysteme: das angeborene und das erworbene.

Das angeborene Immunsystem reagiert zuerst auf Bakterien oder Viren. Diese werden dann normalerweise von Fresszellen vernichtet. Gelingt das nicht vollständig, muss das erworbene Immunsystem mit seiner Arbeit beginnen. Dieses entwickelt der Mensch erst im Lauf des Lebens, es richtet sich gezielt gegen einen spezifischen Infektionserreger und ist daher effektiver.

Das Problem: Das erworbene Immunsystem braucht etwas länger, weil es den Erreger erst einmal erkennen muss. Dafür kann sich es sich den Angreifer für immer merken und beim erneuten Kontakt schneller abwehren. Deshalb bekommt man einige Krankheiten nur einmal im Leben.

Männer und Frauen

Doch hierbei gibt es einen kleinen Geschlechterunterschied: Weibliche und männliche Körper greifen unterschiedlich auf die beiden Immunsysteme zurück. Dehalb sterben Männer häufiger an Covid-19. Das Verhältnis beträgt etwa 60 zu 40, wie Professor Thorsten Buch, Professor für Labortierkunde an der Universität Zürich im Bayerischen Rundfunk sagt.

Bei Frauen spiele das erworbene Immunsystem eine stärkere und für den Krankheitsverlauf bessere Rolle als bei Männern. Die Männer würden eher auf die angeborene Komponente zurückgreifen. Doch die stelle sich bei diesem speziellen Virus als schlechtere Wahl heraus.

Östrogen regt Immunsystem an

Torsten Buch erforscht seit 30 Jahren den Zusammenhang zwischen Immunsystem und Geschlecht. Für ihn steht fest: Das Immunsystem der Frauen reagiert grundsätzlich schneller und effektiver auf Virus-Infektionen als das von Männern.

Verantwortlich dafür sind unter anderem Hormone. Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen regt das Immunsystem an – im Gegensatz zum männlichen Testosteron, das die körpereigene Abwehr hemmt.

Mehr "Immun-Gene"

Zusätzlich dazu haben Frauen das X-Chromosom zweimal, wogegen Männer ja ein Y- und ein X-Chromosom besitzen, also das X-Chromosom nur einmal haben. Auf dem X-Chromosom liegen nicht nur Gene, die für die Geschlechtsbestimmung wichtig sind, sondern auch Immun-Gene.

Frauen mit einem zweiten X-Chromosom sind also im Vorteil, wenn es um den Kampf gegen Viren und Bakterien und damit letztendlich ums Überleben geht.

Nur müssen sie dafür oft einen hohen Preis zahlen. Denn sie bekommen häufiger Autoimmunerkrankungen als Männer.

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