Chemikalien für die Ewigkeit: Sollen sie verboten werden?

Wissenschaftstalk "Spontan gefragt" mit dem Winzer Horst Gager, TU-Professorin Julia Derx und Moderator und Genetiker Markus Hengstschläger.
Wissenschaftstalk "Spontan gefragt": Auswirkungen der sogenannten PFAS auf die Umwelt werden umfassend untersucht.

Schmutzabweisende Bezüge, Reinigungsmittel, wasserabweisende Kleidung: Dafür werden PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) verwendet – chemische Verbindungen, die wegen ihrer Langlebigkeit „Ewigkeitschemikalien“ genannt werden.

„Sie werden schon seit den 40er-Jahren in vielen Verbrauchermaterialien verwendet“, sagt Julia Derx, Assistenzprofessorin am Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der TU Wien, in der neuesten Ausgabe des Wissenschaftstalks „Spontan gefragt“ auf KURIER.TV. Die Sendung entsteht in Kooperation mit dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF. „Sie haben für viele industrielle Zwecke günstige Eigenschaften. Die andere Seite ist, dass sie sehr langlebig sind.“ Der Mensch könne sie dann über die Luft, Wasser und Lebensmittel aufnehmen.

Spontan gefragt: Horst Gager und Julia Derx

Winzer Horst Gager aus Deutschkreutz im Burgenland ist Vertrauen in hohe Wasserqualität sehr wichtig. Sein Familienbetrieb ist als „Nachhaltig“ zertifiziert. So setzt er nur Pflanzenschutzmittel ein, die garantiert zu 100 Prozent abgebaut werden. Sauberes Wasser benötigt er etwa für die Reinigung der Flaschen vor der Füllung. Müsse er sich jetzt – auch als leidenschaftlicher Leitungswassertrinker – Gedanken über diese Chemikalien im Wasser machen?

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Derx verweist auf eine Untersuchung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, für die 582 Trinkwasserproben aus ganz Österreich auf PFAS analysiert wurden. In 37 Prozent konnte zumindest eine der PFAS-Substanzen nachgewiesen werden, der Großteil war unter dem Grenzwert der Trinkwasser-Richtlinie. Derzeit gebe es in der EU Diskussionen um deutlich strengere Richtwerte für Umwelt und Trinkwasser. Dass diese noch nicht umgesetzt seien, liege auch daran, „dass zu den Schadwirkungen noch sehr viel Forschung im Gange ist“. Auch ein vom WWTF gefördertes Projekt befasst sich mit Umweltfolgen der PFAS.

Auch Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit werden untersucht, etwa Veränderungen der Schilddrüse, ein geringeres Geburtsgewicht oder eine beschleunigte Pubertät. „Aber das ist alles noch nicht gesichert“, sagt Derx. Um hier solide Erkenntnisse zu gewinnen, sei Forschung notwendig.

Ob über ein Verbot der PFAS nachgedacht werde, fragt der Genetiker und Moderator Markus Hengstschläger? „Ja“, sagt Marx, die europäische Chemikalienagentur arbeite einen Vorschlag aus, mit Ausnahme einiger weniger essenzieller Verwendungen. „Eine schmutzabweisende Pfanne ist sicher nicht essenziell, da gibt es Alternativen.“

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