Diesen Rat kann Schönheitschirurg Walther Jungwirth nicht ganz nachvollziehen. "Die meisten Frauen, die eine Brustvergrößerung vornehmen lassen, sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, im Schnitt 25 Jahre. Da haben viele keinen unmittelbaren Kinderwunsch beziehungsweise ist es so, dass man das nicht wirklich plant. Aus medizinischer Sicht spricht nichts gegen Brustimplantate vor der Geburt eines Kindes", sagt Jungwirth.
Während der Schwangerschaft können sich die Brüste hinsichtlich Form und Volumen verändern und auch nach der Stillzeit anders aussehen als davor. Dies geschehe auch bei Frauen mit Implantaten – allerdings haben sie meist nach der Stillzeit die gleiche Brustform wie zuvor. "Ich kann mich in den vergangenen 30 Jahren an keine Patientin erinnern, die mit Implantaten nach der Stillzeit unzufrieden war. Man darf es aber nie ausschließen", so Jungwirth.
Kein Einfluss auf Stillen
Auf das Stillen hätten Implantate keinen Einfluss. Bei den meisten Frauen werde die Stillfähigkeit durch das Einsetzen von Brustimplantaten nicht beeinträchtigt, da sie hinter den Milchgängen eingesetzt werden, die dadurch nicht beschädigt werden. Die Lage der Implantate wird zudem mit der Patientin besprochen.
"Anders ist das bei einer Brustverkleinerung oder einer Straffung – hier gibt es Methoden, die die Brustwarze etwas mehr von der Brustdrüse abheben, was die Stillfähigkeit reduzieren kann. Das hängt von der OP-Methode ab. Bei einer Brustvergrößerung ist es aber in sehr vielen Fällen möglich zu stillen", betont Jungwirth. Bei manchen Patientinnen kann es aufgrund der Brustvergrößerung zu einer Beeinträchtigung der Empfindlichkeit in der Brustwarze kommen, andere spüren leichte Schmerzen oder ein unangenehmes Gefühl bei den Narben, die bei der Brustvergrößerung entstanden sind.
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Unabhängig davon, ob die Brust operativ vergrößert wurde oder nicht, verändert sich das Gewebe durch Schwangerschaft und Stillzeit. Erst etwa ein Jahr nach dem Abstillen erlangt die Brust ihr endgültiges Aussehen. "Viele Frauen haben nach der Stillzeit etwas weniger Brustvolumen als vor der Schwangerschaft. Vor allem Frauen mit wenig Brustdrüsengewebe merken diese Veränderung. Frauen mit Implantaten fällt diese Nuance meist nicht auf, weil das Implantat für ausreichend Volumen sorgt", sagt Jungwirth.
Deformierungen unwahrscheinlich
Dass es aufgrund der Implantate nach der Stillzeit zu Deformierungen kommt oder die Implantate ihre Lage verändern, ist laut Jungwirth unwahrscheinlich. Dementsprechend kämen operative Korrekturen bei Frauen mit Implantaten aufgrund der durch die Schwangerschaft und Stillzeit bedingten Veränderungen an der Brust "extrem selten" vor.
Anders sei das bei Frauen, die ihre Kinderplanung abgeschlossen haben und mit den körperlichen Veränderungen nach einer Schwangerschaft unzufrieden sind. Sie bilden laut Jungwirth die zweite große Gruppe der Patientinnen, die eine Brustvergrößerung vornehmen lassen. "Nach der Geburt eines Kindes und der Stillzeit kann sich die ganze Figur ändern. Manche Frauen sind mit ihrem Körperbild danach sehr unglücklich – ich empfehle aber nach dem Abstillen mindestens drei Monate zu warten bevor man sich chirurgisch beraten lässt." Das habe keinen medizinischen Grund, sondern hänge damit zusammen, dass sich der Körper in dieser Zeit noch verändern kann.
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In diesem Zusammenhang wurde das sogenannte "Mommy Makeover" bekannt. Darunter fasst man einen oder mehrere Eingriffe gegen unerwünschte körperliche Veränderungen durch Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit zusammen. Das kann neben OPs der Brust wie Brustkorrektur, Brustvergrößerung oder -straffung auch eine Fettabsaugung oder eine Hautstraffung umfassen.
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