Brösel zwischen Pool und Palmen: 6 Tipps gegen Streit im Urlaub
Endlich Urlaub. Eine sanfte Meeresbrise umspielt die Nase, feiner Sand säumt die Füße. Ein Blick nach rechts: Der Liebste hängt schon wieder am Handy. Ausgerechnet jetzt! Es ist bitter: Kaum hat der Urlaub begonnen, kriselt's.
Doch das muss nicht so sein.
Gerade auf Reisen fliegen bei Paaren, aber auch in Familien und zwischen Freunden häufig die Fetzen. Zwei von drei Paaren streiten sich in der Urlaubszeit. Studien der University of Washington in Seattle haben sogar ergeben, dass sich Verheiratete vor allem nach der Weihnachts- und eben auch nach der Urlaubszeit trennen.
Psychologin Laura Stoiber kennt das Phänomen. "Das resultiert in der Regel aus überzogenen Erwartungen", sagt sie. Und das erzeugt Spannungen: "Und je mehr Anspannung zwischenmenschlich entsteht, desto instabiler wird die Situation." Da kann es schon passieren, dass unangenehme Emotionen an Kleinigkeiten hochkochen.
Oft reisen unausgesprochene Konflikte im Gepäck mit. Zwischen Palmen und Pool werden sie dann ausgetragen. "Wenn in Familien oder Paarbeziehungen zu wenig kommuniziert wird, sammeln sich Alltagsprobleme und Enttäuschungen an. Gepaart mit der schon angesprochenen instabilen Lage bei Erwartungsdruck, kann das Fass schnell überlaufen." Nicht selten – gerade bei Paaren, die viel Zeit am Arbeitsplatz und wenig zu zweit verbringen – kann der plötzliche Überschuss an Nähe ungewohnt und schlimmstenfalls überfordernd sein. "Der Mangel an Rückzugsorten und die räumliche Enge im Hotelzimmer kann als erdrückend empfunden werden."
Die besten Tipps für ein gutes Miteinander im Urlaub:
- Gut planen
"Schlechte Organisation ist ein guter Nährboden für Frust", weiß Stoiber und rät, sich vor dem Verreisen abzusprechen – egal ob mit dem Partner, der Familie oder Freunden. Dabei gehe es vorrangig darum, Wünsche abzuklopfen und das Urlaubsziel zu definieren. Kompromissbereitschaft ist gefragt: "Man sollte sich nicht im krampfhaften Überzeugen oder Jasagen üben, sondern versuchen, die Vorstellungen zu verbinden." Wer mit einer Freundin oder einem Freund reist, tut gut daran, im Vorfeld dessen Tagesroutinen zu erfragen.
- Bedürfnisse wahrnehmen
"Im Urlaub holt man sich im Idealfall das zurück, was einem im Alltag fehlt", betont Stoiber. "Es lohnt sich also, sich zu fragen: 'Was brauche ich heuer? Abenteuerurlaub oder Ruheoase?'" Damit der Urlaub das Bedürfnis nach Erholung befriedigt, sollte man ausreichend Zeit einplanen. Bis der Organismus in den Regenerationsmodus schaltet, dauert es oft – je nach Belastungslevel – sechs bis zehn Tage. "Erst dann hat sich das Stresshormon Cortisol im Organismus so eingependelt, dass Körper und Geist aufatmen können."
- Realistisch bleiben
Stoiber rät, den Urlaub "wie ein Experiment zu sehen". Insbesondere, wenn man mit Kindern auf Reisen geht, gilt es, die Dinge auf sich zukommen zu lassen. "Kinder brauchen Zeit, sich an neue Orte und veränderte Routinen zu gewöhnen. Das sollte einem bewusst sein. Und auch sonst sollte man lieber mit ein paar Hürden und Hindernissen rechnen, als sich den Bilderbuch-Urlaub auszumalen."
Genervt: Laut einer Umfrage des Portals Urlaubspiraten.de sind unterschiedliche Vorstellungen bezüglich des Urlaubsprogramms Hauptauslöser für Streitigkeiten. Gefolgt vom ausufernden Smartphonekonsum der Reisebegleitung oder dessen Schlafgewohnheiten.
Beflügelt: Gegenüber der Reisesuchmaschine Travelzoo zeigten sich 65 Prozent der Paare überzeugt, dass ihre Beziehung von einem längeren Urlaub profitieren würde. Und: 24 Prozent haben im Urlaub mehr Sex als zu Hause.
- Offen kommunizieren
Gute Kommunikation beugt Krach vor. Heißt: Enttäuschungen nicht in sich hineinfressen, sondern innehalten, Abstand gewinnen und dann in Ruhe darüber reden. Der Urlaub eröffnet hier Chancen, so Stoiber. "Man hat mehr Zeit, um sich auszutauschen, Themen anzusprechen, die im stressigen Alltag untergehen." Sie hat für Paare einen besonderen Tipp: "Schreiben Sie einander einen Liebesbrief, bringen Sie sich gegenseitig wertschätzende Worte entgegen – oft hat man das jahrelang nicht gemacht."
- Freiräume schaffen
Nähe und Freiraum dürfen sich auch im Urlaub die Waage halten. "Es kann guttun, einmal an einem Nachmittag etwas allein zu machen." Dann hat man sich abends etwas zu erzählen. Es gibt auch Paare, die im Alltag viel zanken, im Urlaub aber plötzlich ganz harmonisch funktionieren. Ein gutes Zeichen, sagt Stoiber. "Das ist ein Indiz dafür, dass es an sich super funktioniert." Die Reibereien in den eigenen vier Wänden können auf Belastungen von außen fußen. "Da lohnt es sich, zu überlegen, wie Ressourcen besser genutzt werden können."
- Gelassen bleiben
Frischverliebte Paare, die dem ersten gemeinsamen Urlaub mit Bange entgegenblicken, rät Stoiber zur Gelassenheit: "Nicht als Prüfung ansehen, sondern mit Neugier erwarten, wie der Partner im Urlaub tickt. Und unbedingt selbst authentisch bleiben. Dann kann man sich noch intensiver kennen und lieben lernen."
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