Das Vakzin mit der Kurzbezeichnung VLA15 war in einer Zulassungsstudie der Phase II sicher, wurde gut vertragen und hat eine robuste Antikörperantwort gegen die sechs häufigsten Borreliose-Varianten hervorgerufen, heißt es in einem Fachartikel, der im Journal Lancet Infectious Diseases erschienen ist. VLA15 ist der derzeit weltweit einzige Borreliose-Impfstoff in klinischer Entwicklung. "Das Vakzin wirkt gegen das Protein OspA, das im Verdauungstrakt der Zecke aktiviert wird, wenn Blut dazukommt. Es führt dazu, dass die Borrelien durch die Darmwand der Zecke in ihre Speicheldrüsen gelangen und von dort in die Blutbahn des Wirten. Das Faszinierende an dem Impfstoff und auch an vorhergehenden Entwicklungen ist, dass sie in der Zecke wirken, sodass das Bakterium den Verdauungstrakt gar nicht erst verlassen kann", betont Markus Zeitlinger, Klinischer Pharmakologe an der MedUni Wien.
Drei Teilimpfungen sind nötig
An der Phase-II-Studie nahmen insgesamt mehr als 800 Probanden im Alter zwischen 18 und 65 Jahren teil. Alle erhielten drei Dosen des Impfstoffs, eine Gruppe erhielt den zweiten Stich nach einem, den dritten nach zwei Monaten, bei der zweiten Gruppe folgte die zweite Injektion nach zwei, die dritte nach sechs Monaten.
Laut Valneva löste der Impfstoff eine gute Immunantwort aus. Am besten war sie bei drei Teilimpfungen mit dem zweiten Impfschema. Das Vakzin wurde gut vertragen. Aktuell läuft bereits eine Phase-III-Studie in sechs Staaten mit rund 6.000 Probanden inklusive einer Placebo-Gruppe. "Die Phase-III-Studie muss beweisen, dass geimpfte Personen, die von einer Zecke gebissen wurden, die Borrelien trägt, nicht infiziert werden. Dazu braucht es viele Teilnehmer, insbesondere solche, die sich viel in der Natur aufhalten", sagt Zeitlinger.
Bis Ergebnisse vorliegen, werde es "noch einige Zeit" dauern, heißt es von Pfizer. Zeitlinger geht von ungefähr einem Jahr aus, es hänge davon ab, wie rasch sich die Studienteilnehmer infizieren. Anschließend müsse noch geklärt werden, wie häufig es bei dem Impfstoff eine Auffrischung braucht, und was er kosten wird. Ob der Impfstoff für Kinder geeignet ist, müssten eigene Studien belegen, Zeitlinger geht aber davon aus, dass der Impfstoff in angepasster Dosierung auch bei Kindern funktioniert.
Frühere Versuche, einen Impfstoff zu entwickeln, scheiterten
Die Entwicklung eines Borreliose-Impfstoffs gestaltete sich bisher schwierig. Einige Versuche scheiterten. Ein Vakzin, das es ab 1998 in den USA gab, musste 2002 wieder vom Markt genommen werden. Die Rücknahme erfolgte laut dem Hersteller Glaxo-Smithkline, weil die Nachfrage zu gering war.
Laut Schätzungen der AGES erkranken in Österreich jährlich 25.000 bis 70.000 Menschen - Borreliose ist nicht meldepflichtig. "Der Verlauf kann schwer sein, weshalb es gut wäre, wenn es den Impfstoff gibt. Borreliose ist in Österreich sowie in anderen mitteleuropäischen Ländern und in den USA ein Thema, sodass ein gewisser Markt zur Verfügung steht", so Zeitlinger.
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